Candida glabrata

Candida glabrata

Candida glabrata

Systematik
Unterabteilung: Saccharomycotina
Klasse: Saccharomycetes
Ordnung: Echte Hefen (Saccharomycetales)
incertae sedis
Gattung: Candida
Art: Candida glabrata
Wissenschaftlicher Name
Candida glabrata
(H.W.Anderson) S.A.Mey. & Yarrow

Candida glabrata ist eine haploide Hefe der Gattung Candida, früher bekannt als Torulopsis glabrata.

Merkmale

Auf Glucose-Pepton-Agar bilden sie kremfarbene, glatte, glanzlose Kolonien, die gewölbt sind und längere hefeartige Zellen bilden, ein Pseudomycelium. Die Zellen sind eiförmig, wachsen einzeln oder knospen und sind 2 bis 4 µm × 3 bis 5,5 µm groß. Auf Maismehlagar wird kein Pseudomycel gebildet. Der Keimfadentest ist negativ. Harnstoff kann nicht abgebaut werden. Der GC-Gehalt beträgt 39,6 bis 40,2 mol%.[1]

Pathogenität

Bis vor kurzem galt C. glabrata als ein primär nicht pathogener Organismus. Mit der ständig wachsenden Zahl immunsupprimierter Personen zeigte sich, dass C. glabrata ein hoch opportunistischer Erreger des Urogenitaltrakts und der Blutbahn ist (Fungämie). Er kommt ubiquitär vor und ist ein Kontaminationskeim von Obstsäften. Bei Kühen kann er eine Mastitis hervorrufen[2]. C. glabrata ist eine häufige Ursache für einen Soor bei AIDS- und Krebspatienten unter Strahlentherapie und/oder Polychemotherapie. Hieraus ist auch die Entstehung invasiver Kandidosen und einer Sepsis möglich.[3]

Ein vielzitierter potenzieller Virulenzfaktor der Pathogenität von C. glabrata ist eine Reihe von Adhäsinen, die von den EPA-Genen codiert (Epithelzellen-Adhäsin)[4] werden. Diese Gene befinden sich in der subtelomerischen Region und können auf Signale der Umgebung reagieren, die es ihnen erlauben, massenhaft exprimiert zu werden, sodass der Organismus auf biotischen und abiotischen Oberflächen in mikrobiellen Matten haften kann.

Dies ist auch der vermutete Mechanismus, durch den C. glabrata mikrobielle „Biofilme“ auf Harnkathetern bildet. Es verursacht auch Probleme mit zahnmedizinischen Geräten, wie z. B. Prothesen. Tortulosis oder Candida glabrata kann in der „Seltene Krankheiten“-Datenbank auf der NIH-Website[5] und auch auf der CDC-Website[6] gefunden werden.

Diagnose

Zu Klärung der Infektion bieten sich mehrere Methoden an[7]:

  • Kulturen aus Abstrichen oder Stuhl: Die Anzucht einer Kultur auf Sabouraud-Dextrose-Agar bietet die Möglichkeit einer schnellen Identifikation (Farbe: cremefarbene, weiche und glänzende Kolonien[8]), evtl. durch ein Pilz-Antibiogramm ergänzt.
  • Ein IgA[9] kann Hinweise auf eine akute Infektion liefern.
  • Urinkontrollen, diese sind allerdings weniger genau
  • PCR[10]

Eine mikroskopische Hautdiagnose aus Kulturen von Abstrichen und Biopsien kann schnell zu falschen Ergebnissen führen und erfordert eine spezielle Bewertung.

Behandlung

Ein häufiger Phänotyp und möglicher Virulenzfaktor von C. glabrata ist eine intrinsische Resistenz[11] gegen Azole, d. h. die am meisten verschriebenen Antimykotika-Medikamente. Diese Stoffe, inklusive Fluconazol und Ketoconazol, sind in 15–20 % der Fälle nicht wirksam gegen C. glabrata. Mit Miconazol treten diese Probleme derzeit nicht auf.[12] Während man früher annahm, dass dieser Organismus eine „angeborene“ Immunität gegen die Arzneistoffe besitzt, ist es richtiger, dass er einen weiterentwickelten Widerstand gegen die Medikamente besitzt. C. glabrata ist empfindlich auf polyene Medikamente wie Amphotericin B und Nystatin, zusammen mit variabler Empfindlichkeit für 5-Fluorcytosin und Caspofungin. Die systemische Gabe von Amphotericin B ist wegen des beträchtlichen Nebenwirkungsspektrums ein letztes Mittel, da es oft den geschwächten Patienten töten kann.

Blutinfektionen können am besten über Symptome beurteilt werden, wenn weitere Körperbereiche beteiligt sind.

Eine experimentelle, aber effektive Second-Line-Behandlung für chronische Infektionen ist der Einsatz von Borsäure-Vaginalzäpfchen. Vitamin-E-Öl kann in Verbindung verwendet werden, um Reizungen zu bekämpfen. Amphotericin-B-Vaginalzäpfchen wurden in Fallstudien zur Behandlung von chronischen Infektionen verwendet. Borax und Borsäure können für persistente Kopfhaut und Hautinfektionen eingesetzt werden.

Eine Impfung unter Berücksichtigung der Pilzgifte wie bei Tetanus-Bakterien existiert bisher nicht.

Karyotyp und Genom

Die genetische Information von C. glabrata liegt im Zellkern in 13 Chromosomen sowie im Kern der Mitochondrien vor. Das Genom des Stamms CBS138 wurde im Jahr 2004 erstmals vollständig analysiert. Es besteht aus 12,3 Millionen Basenpaaren und geschätzten 5.200–5.300 Genen.[13][14][15] 2009 wurde das Genom von C. parapsilosis in 'Nature 459' bebildert offengelegt.[16]

Das KEX2-Gen von C. glabrata ist für die Integrität der Zelloberfläche erforderlich.[17] Die Krankheitsrelevanz von Teilen der mitochondrialen DNA(COB) wurde erforscht.

Literatur

  • Sobel et al.: Candida glabrata: Review of Epidemiology, Pathogenesis, and Clinical Disease with Comparison to C. albicans. [1]
  • Onkopedia: Invasive Pilzinfektionen-Therapie
  • Derma-Net-Online.de (Kap. 2.3.2)
  • Heinrich Krause und Horst Ulbricht: Batrafen Das große Buch der Pilzinfektionen, Schlütersche Verlag, 1. Januar 2000, ISBN 3-87706-583-X
  • Klinikleitfaden Intensivmedizin, Jörg Braun und Roland Preuss, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, TB, Januar 2009, ISBN 978-3-437-23761-4 (S. 612)
  • Cornelia Lass-Flörl: Pilzerkrankungen: Diagnose. ÖÄZ, 6/25, März 2014, S. 22–31, www.aerztezeitung.at, abgerufen am 6. Februar 2018 [2]
Commons: Candida glabrata – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mycobank, abgerufen, am 24. Februar 2012.
  2. Hefepilze / Blastomyceten (Memento vom 14. September 2012 im Internet Archive)
  3. http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/c/Candida-Arten.htm Candida - Symptome
  4. http://www.hki-jena.de/index.php/bf3b12455a19667eff180d161c4df607/1/522 Infektionsmodelle für Candida
  5. P. L. Fidel, J. A. Vazquez, J. D. Sobel: Candida glabrata: review of epidemiology, pathogenesis, and clinical disease with comparison to C. albicans. In: Clinical microbiology reviews. Band 12, Nummer 1, Januar 1999, S. 80–96, PMID 9880475, PMC 88907 (freier Volltext) (Review).
  6. cdc.gov: Diseases Characterized by Vaginal Discharge (Memento vom 22. Mai 2011 im Internet Archive)
  7. http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/c/Candida-Nachweis.htm
  8. teikyo-u.ac.jp: Abbildung einer Kultur (Memento vom 17. Mai 2006 im Internet Archive; jpg)
  9. Leistungsverzeichnis. In: futurebiolab.de. Archiviert vom Original am 14. Januar 2011; abgerufen am 20. März 2024.
  10. http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/medizin/andrade-manuel/PDF/Andrade.pdf
  11. http://www.bfr.bund.de/cm/218/problematik_der_entwicklung_von_resistenzen_humaner_mykosen_gegenueber_azol_antimykotika.pdf Resistenz humaner Mykosen
  12. awmf.org: S1-Leitlinie Diagnose und Therapie von Candida Infektionen (Memento vom 19. Februar 2018 im Internet Archive; PDF; 630 KB)
  13. NCBI-Eintrag Genomprojekt
  14. Dujon B, Sherman D, Fischer G, et al.: Genome evolution in yeasts. In: Nature. 430. Jahrgang, Nr. 6995, Juli 2004, S. 35–44, doi:10.1038/nature02579, PMID 15229592.
  15. UniProt-Eintrag (Memento vom 14. Juni 2018 im Internet Archive)
  16. G. Butler et al.: Evolution of pathogenicity and sexual reproduction in eight Candida genomes. In: Nature. Band 459, Nummer 7247, Juni 2009, S. 657–662, doi:10.1038/nature08064, PMID 19465905, PMC 2834264 (freier Volltext).
  17. O. Bader, M. Schaller, S. Klein, J. Kukula, K. Haack, F. Mühlschlegel, H. C. Korting, W. Schäfer, B. Hube: The KEX2 gene of Candida glabrata is required for cell surface integrity. In: Molecular microbiology. Band 41, Nummer 6, September 2001, S. 1431–1444, PMID 11580846.