Bei der Steuergeräte-Kalibrierung (auch Steuergeräte-Applikation genannt) wird ein Reglerverhalten ohne Änderung des Programmcodes nur durch Änderung der Parametrierung an unterschiedliche Fahrzeugmodelle bzw. Fahrzeugvarianten angepasst. Dies erfolgt durch den Einsatz von Mess- und Kalibriersystemen wie CANape im Labor, an Prüfständen oder während der Fahrerprobung. Um die Auswirkungen der Parameterverstellung zu bewerten, greifen die Entwicklungsingenieure die relevanten Prozessgrößen mit konventioneller Messtechnik an Sensoren und Aktoren ab und lesen die Daten aus dem Steuergerät aus. An die steuergeräteinternen Messdaten, z. B. Zwischenergebnisse einer Berechnungsfunktion, gelangt man über die ASAM-Standardprotokolle XCP bzw. CCP und die fahrzeugtypischen Bussysteme des Steuergeräts (CAN, CAN FD, FlexRay, LIN, Ethernet/BroadR-Reach/Automotive Ethernet). Um einen performanten Steuergeräte-Zugang zu realisieren, können prozessorspezifische Schnittstellen (z. B. JTAG, DAP, Aurora, Nexus) über externe Hardware-Lösungen (z. B. Vectors VX1000 System) in XCP on Ethernet gewandelt werden.
Ein typischer Anwendungsfall für das Kalibrieren mit CANape ist die Online-Verstellung. Dabei werden die Parameter direkt im Steuergerät geändert. Die sich daraus ergebende Reglercharakteristik ist unmittelbar mess- und damit überprüfbar. Anhand von Messdaten aus dem Steuergerät oder von physikalischen Messgrößen am oder im Fahrzeug kann so genau analysiert werden, wie sich jede einzelne Änderung auswirkt. CANape unterstützt unterschiedliche ADAS-Sensoren wie Radar, LIDAR und Video[8]. Kombiniert mit Hardware kann CANape mehrere Gigabyte an Daten pro Sekunde abzuspeichern. Bestandteil ist ein Kalibrierdaten-Management und eine Messdatenauswertung inklusive Datenmanagement sowie Reporting[9]. CANape bietet Zugang zu Bus-, Diagnose- und analogen Messdaten.[10]
Funktionsumfang
Alle zur Einstellung der Parameterwerte notwendigen Funktionen sind standardmäßig in CANape implementiert: Messen, auswerten (manuell oder automatisiert),[7] verstellen, verwalten, flashen. CANape erlaubt auch den symbolischen Zugriff auf Daten und Funktionen, die über das Diagnoseprotokoll zugänglich sind und unterstützt das Kalibrieren über XCP on FlexRay.[2]
Optionen erweitern den Funktionsumfang von CANape um den Zugriff auf Modelle zur Laufzeit in Simulink,[11] Funktions-Bypassing,[12] die optische Verifikation der Objekterkennungs-Algorithmen bei der Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen[13] und um ein ASAM MCD3-Interface.
Versionen
Version 1.0 wurde 1996 veröffentlicht.[14] Bis zur Version 6.0 hieß das Produkt CANape Graph.
Aktuelle Version von CANape ist 19.0[15] (Stand Juni 2021).
ISO 14230 (KWP2000 on CAN) und ISO 14229 (UDS), Transportprotokolle ISO/TF2 und VW-TP2.0
Einbindung von Messtechnik und Hardware-Interfaces von Drittherstellern
iLinkRT
Erfordert die Entwicklungsaufgabe einen hohen Messdatendurchsatz von bis zu 30 MByte/s, erfolgt der Datenzugriff mit Vectors VX1000 System[3] über mikrocontroller-spezifische Datentrace- und Debug-Schnittstellen wie JTAG, DAP, LFAST, RTP/DMM, Nexus AUX, AURORA.
Siehe auch / andere Produkte von Vector Informatik
↑ abcPeteratzinger, M., Steiner, F., Schuermans, R.: XCP on FlexRay bei BMW. (PDF; 734 kB) Hanser Automotive, Heft 9/2006. In: vector.com.S. 54ff, archiviert vom Original am 2. Mai 2016; abgerufen am 31. Mai 2023.