Die Gemeinde liegt 17 Kilometer westlich von Berlin-Spandau am Schnittpunkt von Berliner Autobahnring, Havelkanal und Bahnlinie Berlin-Hamburg innerhalb des Berliner Urstromtals. Bis zum Zentrum Berlins sind es etwa 30 Kilometer. Die Ortsteile Bredow und Zeestow befinden sich bereits an den Hängen der Nauener Platte, die das Urstromtal südlich begrenzt.
Bis zur Landeshauptstadt Potsdam sind es 25 Kilometer. In unmittelbarer Nähe am Südostrand der Gemeinde befindet sich der Nymphensee.
sowie die Wohnplätze Alt Brieselang, Bredow-Luch, Bredow-Vorwerk und Glien.[3]
Die heutige (Groß-)Gemeinde entstand aus dem von 1992 bis 2003 existierenden Amt Brieselang durch die Eingliederung der kleineren Mitgliedsgemeinden in die Gemeinde Brieselang.
Geschichte
Mittelalter
Im November 2005 wurden im Trassenverlauf des geplanten Ausbaus der B 5 zwischen Wustermark und Nauen am Fundplatz Bredow 24 mehrere menschliche Bestattungen entdeckt. Es wurden elf Gräber und einige verstreut liegende Knochen gefunden. Durch Keramikfunde konnte das Gräberfeld in die mittelslawische Zeit (spätes 10. bis Mitte 11. Jahrhundert) datiert werden. Die mehreren Gräbern beigegebenen Schläfenringe wiesen allerdings in das späte 11. bis in die 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Überreste von 15 Personen, sieben Frauen und acht Männer, wurden durch die Anthropologin Bettina Jungklaus untersucht. Die meisten waren ältere Menschen. Man fand nur einen Jugendlichen und eine jungerwachsene Frau. Die Männer waren durchschnittlich 169,5 cm groß, die weiblichen dagegen nur 154,9 cm. Die Verstorbenen waren durch verschiedenste Erkrankungen belastet, hauptsächlich an den Zähnen und Gelenken. Es fanden sich Anzeichen, dass auch schwere Krankheiten überlebt wurden.[4][5]
Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahr 1315 unter dem slawischen Namen „Brisenlank“ („Birkenlanke“) als vorgelagerte Befestigungsanlage des Amtes Vehlefanz. Im Jahr 1315 bekam die Stadt Nauen vom Markgrafen Woldemar die Holzungsgerechtigkeit „inter paludes seu mericas dictas Zuzen et Brisenlank super totum Glyn usque ad terram Bellin“ verliehen (siehe auch: Der Zootzen).[6]
Zeestow wurde 1346 als Zcesto erstmals urkundlich erwähnt. Der Name leitet sich vom Personennamen Tschest ab.[7]
Neuzeit
Von besonderer Bedeutung für die Besiedlung Brieselangs war die Eröffnung des Haltepunktes an der Bahnstrecke Berlin–Hamburg am 25. Oktober 1920. Zuvor mussten die ersten Siedler einen langen Fußmarsch vom Bahnhof Finkenkrug zurücklegen.[8]
Erst 1925 wurde Brieselang als selbstständige Landgemeinde gegründet. Ihr Name geht auf die Landschaftsbezeichnung zurück, die auch Theodor Fontane in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg erwähnt.[9] Der kleine Ortsteil Alt-Brieselang wird den meist aus Berlin stammenden Ansiedlern den Namen vorgegeben haben, die in der damals feuchten Gegend mit ihren Eichenwäldern eine Bleibe im Grünen für ihre Familien auf der Flucht vor den Berliner Mietskasernen suchten. Diese meist von „Stadtflüchtlingen“ ausgehende Besiedlung auf relativ kleinen Parzellen führte bis heute zu der ausgedehnten Eigenheimstruktur der großen Landgemeinde.
Der Ortsteil Bredow wurde bereits 1208 im Zusammenhang mit einem Pfarrer Dietrich zu Bredow erwähnt. Der Markgraf Woldemar verlieh 1309 dem Vogt Matthias von Bredow zu Rathenow für 206 Mark Silber das Dorf Bredow bis auf sechs Hufen, die einem Herrn von Broesigke (Braseke) gehörten.[10]
Im Zuge der Ämterbildung in Brandenburg erteilte der Minister des Innern des Landes Brandenburg am 26. August 1992 seine Zustimmung zur Bildung des Amtes Brieselang. Als Zeitpunkt für das Zustandekommen des Amtes wurde der 30. August 1992 bestimmt.[11] Die Zustimmung war zunächst befristet bis zum 30. August 1994. Sitz des Amtes war die Gemeinde Brieselang. Zum Zeitpunkt des Zustandekommens des Amtes waren folgende Gemeinden im damaligen Kreis Nauen zugeordnet:
Brieselang
Bredow
Zeestow
Die Befristung wurde ab dem 28. Juli 1994 aufgehoben.[12] Mit der Gemeindereform Brandenburg 2003 wurden die Gemeinden Bredow und Zeestow zum 26. Oktober 2003 in die Gemeinde Brieselang eingegliedert. Das Amt Brieselang wurde aufgelöst und die Gemeinde Brieselang amtsfrei.[13]
Bevölkerungsentwicklung
Die Einwohnerzahl der Vorgängergemeinden entwickelte sich wie folgt:[14]
Datum
Brieselang
Bredow
Zeestow
1. Dezember 1875
0 414
0 400
361
16. Juni 1925
1.091
1.027
398
31. August 1950
4.826
1.212
378
31. Dezember 1964
4.852
0 888
269
3. Oktober 1990
4.289
0 620
198
31. Dezember 1995
4.691
0 590
232
31. Dezember 2000
7.936
0 646
391
31. Dezember 2002
8.535
0 670
552
Für das Gebiet der neuen Gemeinde ergeben sich folgende Daten:
Jahr
Einwohner
2003
10.067
2005
10.457
2010
10.854
2015
11.484
2020
12.512
Jahr
Einwohner
2021
12.735
2022
13.118
2023
13.204
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember[15][16][17], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung von Brieselang besteht aus 22 Gemeindevertretern sowie dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[18]
2019–2023 Ralf Heimann (Initiative für Bürgerinteresse und Bürgerbeteiligung)
seit 2023 Kathrin Neumann-Riedel (parteilos)
Heimann wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 15. September 2019 mit 66,0 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von acht Jahren[21] gewählt.[22] Am 23. April 2023 wurde er mit ebenfalls 66,0 % der gültigen Stimmen in einem Bürgerentscheid abgewählt.[23] Kathrin Neumann-Riedel wurde in der Bürgermeisterwahl am 1. Oktober 2023 mit 58,2 % der gültigen Stimmen zu seiner Nachfolgerin gewählt.[24]
Wappen
Blasonierung: „Auf einem blauen Wellenschildfuß, belegt mit dem Wappen von Bredow (in Silber ein roter Steigbaum mit drei Quersprossen), in Silber zwei Birken mit natürlichem Stamm, grüner Krone und grünen Kätzchen.“[25]
Das Wappen wurde am 12. Juni 2006 durch das Ministerium des Innern genehmigt.
Flagge
Die Flagge ist Grün – Weiß (1:1) gestreift (Querform: Streifen waagerecht verlaufend, Längsform: Streifen senkrecht verlaufend) und mittig mit dem Wappen belegt.[26]
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Wappen der Gemeinde mit der Umschrift: „GEMEINDE BRIESELANG • LANDKREIS HAVELLAND“.
Sehenswürdigkeiten und Kultur
Bauwerke
Aufgrund der recht kurzen Bebauungsgeschichte der Kerngemeinde gibt es nur wenige historische Bauten. Für am Siedlungsbau Interessierte bietet Brieselang einen guten Überblick über die Siedlungsformen, Baustile und architektonischen Ausformungen des Eigenheimbaus seit den 1920er Jahren bis in die Gegenwart.
Evangelische Kirche Brieselang, 1931 nach Plänen des Kladower Architekten Rettig gebaut[27](Lage52.58909813.000738)
Katholische Kirche St. Marien, 1970 gebaut, ihre Fenster sind seit 2010 mit dem Glaskunstzyklus „Maria“ des Berliner Künstlers Andreas Wolff bemalt[28](Lage52.5904213.001482)
Neuapostolische Kirche Brieselang, 1953 erbaut, im Februar 2013 entweiht. Auf demselben Grundstück ist für die etwa 100 Gläubigen 2013 ein größerer Neubau entstanden, der im März 2014 eingeweiht wurde.[29](Lage52.59137812.995569)
Die Geschichte vom Brieselanger Licht beschreibt mysteriöse Lichterscheinungen und lockt regelmäßig Besucher aus dem Umland in den Brieselanger Forst.[31][32]
Der öffentliche Personennahverkehr wird innerhalb des Gemeindegebietes von dem 2007 gegründeten Projekt BürgerBus Brieselang e. V. ergänzt. Ehrenamtliche Fahrer bedienen mit zwei Kleinbussen zwei Linien.[39][40]
Robinson-Grundschule, fremdsprachliches Profil, 2001 größte Grundschule Deutschlands
Zeebr@-Grundschule, 2002 gegründet, der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Ortsteile Brieselangs zusammen
Hans-Klakow-Oberschule, 1923 errichtet, nach dem Brieselanger Bildhauer Hans Klakow benannt. Ab dem Schuljahr 2021/22 wurde aus der Oberschule eine Gesamtschule.
Sport
In der Gemeinde Brieselang gibt es die folgenden Sportvereine und -gruppen mit einem sich teilweise überschneidenden Angebot:
Hilde Benjamin (1902–1989), Rechtsanwältin, Ministerin der Justiz in der DDR, besaß seit 1942 ein Gartengrundstück in Brieselang, auf dem sie zeitweilig lebte[51]
Johannes Gürtler (* 16. Januar 1905 in Eberswalde; † 27. Juni 1952 in Falkensee), Mitglied der Bekennenden Kirche, nach dem 2. Weltkrieg Mitglied des Gemeinderates Brieselang und Abgeordneter des Kreistages Osthavelland; starb im Gefängnis in Falkensee an den dort erlittenen Misshandlungen.[52]
↑Die Schläfer an der Brücke: beigabenreiche slawische Bestattungen bei Bredow, Lkr. Havelland. Hrsg.: Archäologische Gesellschaft in Berlin und Brandenburg e. V. in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum und dem Landesdenkmalamt Berlin. Theiss, 2005, ISSN0948-311X, S.92–94.
↑Bettina Jungklaus, Heike Kennecke: Die slawischen Körpergräberfelder von Bredow und Hohennauen, Lkr. Havelland – archäologische und anthropologische Aspekte. In: Felix Paul Biermann, Thomas Kersting, Anne Klammt (Hrsg.): Der Wandel um 1000: Beiträge der Sektion zur Slawischen Frühgeschichte der 18. Jahrestagung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Greifswald, 23. bis 27. März 2009. Verlag Beier & Beran, Langenweißbach 2011, ISBN 978-3-941171-45-9, S.269–294.
↑Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 3: Ost-Havelland. Die Landschaft zum Spandau, Potsdam, Brandenburg. Hertz, Berlin 1873, S. 35–36 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
↑Gerd Heinrich (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 10: Berlin und Brandenburg. Mit Neumark und Grenzmark Posen-Westpreußen (= Kröners Taschenausgabe. Band 311). 3., überarbeitete und ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-31103-8, S. 146.
↑Bildung des Amtes Brieselang. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 26. August 1992. Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 3. Jahrgang, Nummer 82, 26. Oktober 1992, S. 1918.
↑
Aufhebung der Befristung von Ämtern. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 20. September 1994. Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 5. Jahrgang, Nummer 71, 7. Oktober 1994, S. 1446.
↑Landkreis Havelland, Dez. 2006. In: Beitrag zur Statistik – Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg von 1875 bis 2005. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik (LDS)
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
↑Harald Schultze und Andreas Kurschat (Hrsg.): „Ihr Ende schaut an…“ Evangelische Märtyrer des 20. Jahrhunderts. 2. Aufl. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2006, ISBN 978-3-374-02370-7. S. 662–663
↑Eva Lindemann: Hinter den Kulissen. Aus dem Leben einer Diplomatin. Bouvier, Bonn 1995, S. 14