Brechen liegt im südöstlichen Teil des Limburger Beckens zwischen Taunus und Westerwald. Das waldarme Lösshügelland wird hier von Südost nach Nordwest vom Emsbach durchquert, welcher bei Niederbrechen den Wörsbach aufnimmt und das Gebiet zur Lahn hin entwässert. Zusammen mit der sich südlich anschließenden Idsteiner Senke ist diese Landschaft unter dem volkstümlichen Namen Goldener Grund bekannt, welcher auf die Klimagunst und fruchtbare Böden verweist.
Nachbargemeinden
Nach Nordwesten grenzt die Gemeinde Brechen an die Kreisstadt Limburg, nach Norden an die Stadt Runkel, nach Nordosten an den Marktflecken Villmar, nach Südosten an die Gemeinde Selters (Taunus) und nach Südwesten an die Gemeinde Hünfelden (alle im Landkreis Limburg-Weilburg).
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Brechen besteht aus drei Ortsteilen:
Niederbrechen ist Verwaltungssitz sowie größter der drei Ortsteile,
Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung finden Nieder- und Oberbrechen unter dem Namen „Brachina“ (an der Berglehne) in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch vom 12. August 772. In der Folgezeit gingen die Orte in das Eigentum der Abtei St. Maximin Trier über. Über viele Jahrhunderte wechselte der Besitz zwischen den Kurfürstentum Trier und der Herrschaft von Molsberg hin und her. Bedeutung hatten die Orte durch ihre Lage an der FernhandelsstraßeKöln – Frankfurt am Main (Via Publica) als Vorposten kurtrierischen Gebiets in Richtung Frankfurt. Niederbrechen besaß im Mittelalter zeitweilig Stadtrechte und eine heute noch in Teilen erhaltene Stadtmauer.
Die Berger Kirche auf dem Gemeindegebiet existiert seit karolingischer Zeit und war die Mutterkirche der Region. Sie war Ortskirche der Wüstung Bergen, die zwischen 1354 und 1490 untergegangen sein muss. Die erste urkundliche Erwähnung fand 910 statt; heutige Gebäudeteile lassen sich etwa bis zur ersten Jahrtausendwende zurückdatieren.
Der Ortsteil Werschau wurde 1235 erstmals urkundlich erwähnt.
1974 kam Brechen mit dem Kreis Limburg zum neugebildeten Landkreis Limburg-Weilburg. Und 1981 wurde der Landkreis Limburg-Weilburg dem neugeschaffenen mittelhessischen Regierungsbezirk Gießen angegliedert.
Anlässlich der Ersterwähnung von Brachina von 772 wurde 2022 im Rahmen einer Veranstaltungsreihe das 1250-jährige Jubiläum der Ortsteile Niederbrechen und Oberbrechen gefeiert.[6]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Brechen 6636 Einwohner. Nach dem Lebensalter waren 1185 Einwohner unter 18 Jahren, 2763 zwischen 18 und 49, 1359 zwischen 50 und 64 und 1329 Einwohner waren älter.[7] Unter den Einwohnern waren 262 (3,9 %) Ausländer, von denen 67 aus dem EU-Ausland, 149 aus anderen europäischen Ländern und 46 aus anderen Staaten kamen.[8] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 7,1 %.[9]) Die Einwohner lebten in 2769 Haushalten. Davon waren 780 Singlehaushalte, 822 Paare ohne Kinder und 927 Paare mit Kindern, sowie 201 Alleinerziehende und 42 Wohngemeinschaften. In 636 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1857 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Brechen neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und sechs weitere Beigeordnete angehören.[16] Bürgermeister ist seit dem 1. Dezember 2016 der parteiunabhängige Frank Groos.[17] Er wurde als Nachfolger von Werner Schlenz, der nach zwei Amtszeiten als Bürgermeister nicht wieder kandidiert hatte, am 20. März 2016 in einer Stichwahl bei 55,9 Prozent Wahlbeteiligung mit 45,5 Prozent der Stimmen gewählt. Es folgte eine Wiederwahl ohne Gegenkandidaten im Juni 2022.[18]
Blasonierung: „Im gevierten Schild im 1. Feld ein durchgehendes rotes Kreuz in Silber, im 2. Feld ein rot bewehrter silberner Bär in Schwarz, im 3. Feld ein rot bewehrter silberner Drache in Schwarz und im 4. Feld eine rote Rose mit goldenen Butzen und grünen Kelchblättern.“[23]
Die früher dominierende Landwirtschaft ist auch heute noch bedeutend, fast 70 % der Gemeindefläche wird von weniger als zehn Vollerwerbsbetrieben landwirtschaftlich genutzt. Brechen hat sich jedoch zur Wohngemeinde gewandelt, 90 % der Erwerbstätigen verdienen ihren Lebensunterhalt in den umliegenden Städten, hauptsächlich aber im Rhein-Main-Gebiet.
Verkehr
Brechen ist durch die 6 km entfernte Anschlussstelle Limburg-Süd der A 3 an das Fernstraßennetz angebunden. Durch die Gemeinde verläuft die B 8.
Die Gemeinde verfügt über eine Grund- und Hauptschule mit Realschulzweig in Niederbrechen sowie eine weitere Grundschule in Oberbrechen. Weiterführende Schulen gibt es im nahen Limburg.
Christoph Waldecker: 1363: Verleihung der Stadtrechte an Niederbrechen. Niederbrechen, die Region und das städtische Leben im Spätmittelalter. Mit Überlegungen zu Niederbrechens Verlust der Stadtrechte. Brechen 2014 (Schriftenreihe Gemeindearchiv Brechen 11).
↑Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 22. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.2, S.47, Punkt 50 Abs. 27 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8MB]).
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.369.
↑OnlineChronikBrechen Zeitstrahl, 17. September 1980: „Im zweiten Anlauf zur Bürgermeisterwahl wird Bernhard Königstein im ersten Wahlgang mit 17:13 Stimmen zum neuen Bürgermeister der Gemeinde Brechen gewählt und am 01.12.1980 in sein Amt eingeführt (Amtszeit: 01.12.1980 - 30.11.2004).“