Baumkängurus
Baumkängurus (Dendrolagus) sind eine Gattung aus der Familie der Kängurus (Macropodidae). Die Vertreter dieser Gattung haben sich gegensätzlich zu anderen Kängurus an eine arboreale (baumbewohnende) Lebensweise angepasst und entsprechen hierdurch nicht dem geläufigen Kängurumodell. Alle Arten leben in Ozeanien und ernähren sich von verschiedenen Pflanzenarten und -teilen. VerbreitungBaumkängurus kommen in Neuguinea (Westneuguinea und Papua-Neuguinea im Tiefland- und Bergregenwald sowie in der subalpinen Zone) und auf der Kap-York-Halbinsel im nordöstlichen Australien (Queensland) vor, wo sie in Wäldern und Regenwäldern leben. KörperbauBaumkängurus sind meist etwa 1,3 bis 1,8 Meter lang, die Kopf-Rumpf-Länge beträgt etwa 50 bis 80 Zentimeter, die Schwanzlänge 50 bis 90 Zentimeter. Das Gewicht reicht von 5 bis 18 Kilogramm. Das Fell ist an der Oberseite schwarz oder graubraun, bei manchen Arten auch gemustert. Die Unterseite ist oft weißlich. Im Vergleich zu ihren bodenbewohnenden Verwandten haben Baumkängurus kürzere, stämmigere Beine mit breiteren Sohlen mit Sohlenpolstern und kräftigeren Vordergliedmaßen. Die an Bärenkrallen erinnernden, langen gebogenen Krallen sind eine weitere Anpassung an die arboreale Lebensweise. Die Ohren sind runder und die Schnauze kürzer als bei anderen Kängurugattungen. Der Schwanz ist behaart und gleichmäßig dick. Der Längenunterschied der Hintergliedmaßen zwischen bodenbewohnenden Kängurus und Baumkängurus ist erheblich: Bei Baumkängurus haben die Hintergliedmaßen 90–110 % der Kopfrumpflänge an Längenausdehnung, während es beim Flinkwallaby (Macropus agilis) 160 % sind. Lebensweise und ErnährungBaumkängurus bewohnen höhergelegene Regenwälder. Sie sind geschickte Kletterer und springen über 9 Metern von einem Baum zum nächsten. Berichten zufolge können sie aus 18 Metern Höhe auf den Boden springen, ohne sich zu verletzen. Tagsüber verstecken sie sich auf den Bäumen und gehen nachts auf Nahrungssuche, wozu sie oft auf den Boden kommen. Auf dem Boden bewegen sie sich mit kleinen Hopsern und wirken unbeholfener als auf Bäumen, sind aber dennoch dazu in der Lage, sich auf längeren Strecken hüpfend vorwärts zu bewegen, was sie ihrer stark ausgeprägten Muskulatur zu verdanken haben. Ihre Nahrung besteht vorwiegend aus Blättern und Früchten. FortpflanzungDie Fortpflanzung findet am Boden statt und viele Aspekte der Fortpflanzung haben Baumkängurus mit den anderen Kängurus gemeinsam: Nach rund 30-tägiger Tragezeit kommt meist nur ein Jungtier zur Welt, das fast ein Jahr im Beutel bleibt. Baumkängurus können 20 Jahre alt werden. BedrohungBaumkängurus sind die größten baumbewohnenden Beuteltiere und haben außer Riesenschlangen und dem Dingo wenige natürliche Feinde. Die Abholzung der Regenwälder ist ihre größte Gefährdung. Daneben werden sie auch wegen ihres Fells und Fleisches gejagt. Drei Arten werden von der IUCN als bedroht eingestuft, zwei weitere als gefährdet. Die Arten
Bei einem Vergleich von drei Genen der mitochondrialen DNA konnten sechs evolutionäre Linien der Baumkängurus bestimmt werden, eine in Australien mit zwei Arten (D. lumholtzi, D. bennettianus) und fünf in Neuguinea (D. inustus, D. ursinus, Goodfellow-Gruppe (D. goodfellowi, D. spadix und D. matschiei), D. mbaiso und die Doria-Gruppe (D. dorianus und D. scottae)). Die australischen Arten stehen in einem Schwestergruppenverhältnis zu denen in Neuguinea. Das ergibt folgendes Kladogramm:[1]
Die Position des Bären-Baumkängurus (D. ursinus), das sich morphologisch stark von den anderen Baumkänguruarten unterscheidet und das einzige auf der Vogelkopf-Halbinsel endemische Baumkänguru ist, konnte nicht bestimmt werden. Innerhalb der Baumkängurus werden damit 13 der bisher beschriebenen Arten und Unterarten als valide Arten anerkannt, zwei in Australien (D. lumholtzi, D. bennettianus) und 11 Arten in Neuguinea (D. inustus, D. ursinus, D. mbaiso, D. dorianus, D. notatus, D. stellarum, D. scottae, D. spadix, D. matschiei, D. pulcherrimus und D. goodfellowi). Die Schwestergruppe und damit die nächsten Verwandten der Baumkänguruhs sind die ebenfalls kletternd lebenden Felskängurus (Petrogale).[2][3] EtymologieDen heute noch gültigen wissenschaftlichen Namen Dendrolagus bekam diese Gattung von ihrem Entdecker Salomon Müller. Dieser bedeutet ‚Baumhase‘ und kam wohl von der Sprunggewandtheit dieser Tiere und der baumbewohnenden Lebensweise (altgriechisch δένδρον dendron, deutsch ‚Baum‘, λαγός lagos, deutsch ‚Hase‘). Eiszeitliche Verwandte der BaumkängurusIm Eiszeitalter existierten deutlich größere Baumkängurus in ganz Australien. Diese gehörten der Gattung Bohra an, die sieben Arten umfasst (Stand 2023), waren teilweise doppelt so groß wie heutige Arten und bis zu 40 kg schwer.[4] Ihre Überreste wurden auch in der heute völlig baumlosen Nullarbor-Ebene gefunden. Auch zur Zeit dieser Baumkängurus beherbergte die relativ trockene Region keine ausgedehnten Wälder. Daher vermutet man, dass die Tiere auf die einzeln stehenden kleineren Bäume stiegen, um das Laub zu erreichen.[5] Literatur
WeblinksCommons: Baumkängurus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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