Bahnstrecke Nördlingen–Pleinfeld
Die Bahnstrecke Nördlingen–Pleinfeld ist eine Eisenbahnstrecke in Bayern, die ursprünglich als Teil der Ludwig-Süd-Nord-Bahn erbaut und betrieben wurde. Sie verläuft im Süden Mittelfrankens und im Norden Schwabens von Nördlingen über Gunzenhausen nach Pleinfeld und erschließt das südliche Fränkische Seenland mit dem Brombachsee und dem Altmühlsee, die Hesselbergregion sowie Teile des Nördlinger Ries. Der 16,8 Kilometer lange Abschnitt Gunzenhausen–Pleinfeld, teilweise als Seenland-Bahn bezeichnet, ist eine Hauptbahn und wird im Personenverkehr von einer Regionalbahn-Linie des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) bedient. Auf dem 39,5 Kilometer langen Nebenbahn-Abschnitt von Nördlingen nach Gunzenhausen fand hingegen ab den 1980er Jahren nur Museumsbetrieb unter dem Namen Seenland-Express, sowie Güterverkehr statt. Zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen wurde der Personenverkehr temporär während der Landesgartenschau Wassertrüdingen 2019 und dauerhaft ab Dezember 2024 wieder aufgenommen. Es bestehen Pläne für eine dauerhafte Reaktivierung des Personenverkehrs auf der gesamten Strecke bis Nördlingen.[7] Zusammen mit der Bahnstrecke Nördlingen–Dombühl wird der Abschnitt Nördlingen-Gunzenhausen auch als Hesselbergbahn bezeichnet. GeschichteDie Streckeneröffnung erfolgte am 1. Dezember 1849 als Teil der Ludwig-Süd-Nord-Bahn, nachdem die geplante Trassierung über Gunzenhausen–Spalt–Georgensgmünd aufgrund von Einwänden der Hopfenbauern aus Spalt, die um die Qualität ihrer Produkte besorgt waren, nicht realisiert wurde. Mit Eröffnung der Bahnstrecke Donauwörth–Treuchtlingen im Jahr 1906 verlor die Strecke Nördlingen–Pleinfeld an Bedeutung. Der Verkehr wurde mehr und mehr reduziert. Am 29. September 1985 stellte die Deutsche Bundesbahn den Personenverkehr auf dem Abschnitt von Nördlingen nach Gunzenhausen ein. Damit entfiel das bis zu diesem Zeitpunkt werktags verkehrende Eilzugpaar Nördlingen–Nürnberg, das bis zur Einstellung mit der Baureihe 212 des Betriebswerkes Nördlingen bespannt wurde. Bis zum 1. August 1995 (Wassertrüdingen–Gunzenhausen) beziehungsweise 1. Juni 1997 (Nördlingen–Wassertrüdingen) hielt die Deutsche Bahn (DB) dort noch den Güterverkehr aufrecht. Es verblieb lediglich der Personenverkehr zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen.[8] 1999 pachtete die BayernBahn Betriebsgesellschaft, eine Tochtergesellschaft des Bayerischen Eisenbahnmuseums (BEM), die Strecke langfristig von der DB. Am 8. Juni 2003 konnte das BEM den Museumsbetrieb auf der Gesamtstrecke aufnehmen. Da sich die Strecke wirtschaftlich betreiben lässt, hat sie die BayernBahn Ende 2017 von DB Netz gekauft.[9] Im Mai 2019 starteten die Donau-Rieser Kreistagsfraktionen der SPD, Grünen und Frauenliste/ödp/Freie Wähler eine gemeinsame Onlinepetition auf dem Onlineportal OpenPetition mit der Forderung, die Strecke zu reaktivieren.[10] Mit Stand April 2022 führt der Aufgabenträger des bayerischen Schienenpersonennahverkehrs, die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die Hesselbergbahn zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen als Verlängerung der RB 62 von Pleinfeld als geplante Reaktivierung im Vergabekalender auf.[11] Am 14. Dezember 2024, dem Tag vor dem Beginn des Planverkehrs zum Fahrplanwechsel, wurde die Reaktivierung mit Sonderfahrten und einem Bahnhofsfest in Wassertrüdingen gefeiert.[12] Langlau soll wieder zu einem Kreuzungsbahnhof mit einem Mittelbahnsteig[13] ausgebaut werden und dafür ein Elektronisches Stellwerk erhalten. Dazu wurden im August 2022 vertiefende Planungsleistungen ausgeschrieben.[14] Die Inbetriebnahme wurde auf frühestens April 2025 verschoben.[15] VerkehrPersonenverkehrAbschnitt Gunzenhausen–PleinfeldDer Abschnitt Gunzenhausen–Pleinfeld ist seit dem 27. September 1992 in den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) integriert und wird heute von der Linie RB 62 bedient. Den Zugverkehr wickeln heute hauptsächlich Triebzüge der Baureihe 642 ab, teilweise ist auch die Baureihe 648 anzutreffen. Die Bedienung erfolgt von Montag bis Freitag im Stundentakt und am Wochenende im Zweistundentakt. Nach dem Konzept der Bayerischen Staatsregierung für mehr Elektromobilität auf der Schiene in Bayern hat Innenminister Joachim Herrmann die Strecke der Seenland-Bahn aus bayerischer Sicht als Pilotprojekt für den Betrieb mit Oberleitungs-/Batterie-Hybrid-Fahrzeugen vorgeschlagen.[16] Der Wunsch der Stadt Gunzenhausen, im Rahmen der Ertüchtigung der gesamten Strecke einen weiteren Haltepunkt in Frickenfelden zu errichten, wurde abgelehnt.[17] Mitte Dezember 2015 gab die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) bekannt, die Verkehre im Dieselnetz Nürnberg erneut an DB Regio vergeben zu wollen. Der formale Zuschlag sollte am 4. Januar 2016 erfolgen. Mit der im Juni 2019 geplanten Inbetriebnahme soll die Strecke Pleinfeld–Gunzenhausen integriert werden. Die zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen pendelnden Züge sollen nach Angaben der Bayerischen Eisenbahngesellschaft nach Wassertrüdingen durchgebunden werden, sobald die Landkreise Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen ein tragfähiges Infrastrukturkonzept vorlegen können.[18] Der Vertrag läuft bis Juni 2031.[19] Nach dem Gewinn der Ausschreibung wurden die bisher eingesetzten Fahrzeuge einem Redesign unterworfen. Von Februar 2022 bis Mai 2022 verkehrte an den Wochenenden ein Akku-Triebwagen vom Typ Talent 3 im Probebetrieb.[20] Abschnitt Nördlingen–GunzenhausenAuf dem Abschnitt Nördlingen–Gunzenhausen führt das Bayerische Eisenbahnmuseum nur an einigen Tagen im Jahr Personenzugfahrten mit Dampflokomotiven oder Dieselzügen durch.[8] Vor der Einstellung des öffentlichen Personenverkehrs 1985 hatte eine tägliche Verbindung zwischen Nördlingen und Nürnberg existiert. Zur Landesgartenschau in Wassertrüdingen 2019 vom 25. Mai bis 8. September befuhren an Wochenenden und Feiertagen DB-Züge die Strecke.[21] Der Fahrplan der Museumsbahn wurde daran angepasst. Anlässlich der Landesgartenschau Wassertrüdingen wurde ein Sonderfahrplan für die Wochenenden zwischen dem 25. Mai 2019 bis Anfang September 2019 in Zusammenarbeit der Stadt Wassertrüdingen, der DB Regio Bayern, der BayernBahn sowie der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) aufgestellt. In dem Zeitraum verkehrten an allen Wochenenden und Feiertagen im Abschnitt Wassertrüdingen–Gunzenhausen, jeweils zwei Zugpaare pro Richtung, als Regionalexpress von Nürnberg Hbf kommend nach Wassertrüdingen, die vormittags ankamen und am Nachmittag wieder zurück fuhren. Auch die BayernBahn bot an Sonn- und Feiertagen zwischen Nördlingen und Wassertrüdingen mehrere Zugpaare für die Besucher der Landesgartenschau an. Der Streckenabschnitt Gunzenhausen-Wassertrüdingen wurde zum Fahrplanjahr 2025 der SPNV wieder aufgenommen.[12] Dies ist auf zahlreiche Initiativen zurückzuführen: Der Fahrgastverband Pro Bahn argumentierte 2007, dass ein erhebliches Fahrgastpotenzial in der Strecke stecke, und schlug eine zweistündliche Regional-Express-Verbindung von Nördlingen über Gunzenhausen und Pleinfeld nach Nürnberg vor.[22] Im Mai 2009 gaben die an der Hesselbergbahn angrenzenden Landkreise eine Machbarkeitsstudie über eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs in Auftrag. Deren Ergebnis fiel jedoch im August 2012 negativ aus, da das erwartete Fahrgastaufkommen für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht ausreicht. Auf dem Abschnitt Oettingen–Nördlingen wurde 2013 lediglich ein Potenzial von 450 Fahrgästen pro Werktag prognostiziert.[23] Ende Juli 2013 forderte Jürgen Ludwig (CSU), der Landrat des Landkreises Ansbach, in einem Brief an den Bayerischen Wirtschaftsminister Martin Zeil einen Probebetrieb nach dem Vorbild der Regentalbahn-Strecke Gotteszell–Viechtach. Dabei wurde auch angeboten, analog zu den fehlenden zwei Prozent des Fahrgastaufkommens (980 anstatt 1000) zwei Prozent der Bestellkosten durch die Region zu übernehmen. Unterstützung fand der Landrat dabei durch den Wassertrüdinger Bürgermeister Günther Babel (CSU). Ministerpräsident Horst Seehofer kündigte auf einer Wahlkampfveranstaltung in Gunzenhausen seine Unterstützung für dieses Vorhaben an.[24] Zur Sanierung der Infrastruktur für einen Betrieb soll ein privater Infrastrukturbetreiber gefunden werden. Hier bekundete der aktuelle Pächter, die BayernBahn, sein Interesse.[23] Im Juni 2014 kündigte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann an, dass der Abschnitt Wassertrüdingen–Gunzenhausen reaktiviert werden soll. Für die Ertüchtigung der Strecke sollen etwa zwei Millionen Euro bereitgestellt werden.[25] Die Bayerische Eisenbahngesellschaft änderte daraufhin am 25. Juni 2014 die Ausschreibung des Dieselnetzes Nürnberg[26]; am 10. Dezember 2014 strich sie die Bedienung der Strecke vorübergehend aus dieser Ausschreibung[27], um sie kurz darauf am 19. Dezember 2014 als eine gegebenenfalls zu bedienende Strecke wieder aufzunehmen.[28] Im Januar 2015 bestätigte eine Fahrgastprognose des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg die Reaktivierungswürdigkeit des Abschnitts Wassertrüdingen–Gunzenhausen. Der südlich anschließende Abschnitt bis Nördlingen hatte wegen Nichterreichens des Schwellenwertes von 1000 Fahrgästen 2015 keine Chancen auf Wiederaufnahme des Schienenpersonenverkehrs.[29] Trotzdem wurde die Strecke nicht in die am 20. Juni 2015 veröffentlichte Ausschreibung des Dieselnetzes Nürnberg mit aufgenommen.[30] Politisch angestrebt ist die Reaktivierung des Abschnitts Wassertrüdingen–Gunzenhausen sowie die Wiedererrichtung des Kreuzungsbahnhofs in Langlau.[31] Da Gerhard Wägemann, der damalige Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, Zuschüsse für die Reaktivierung des Streckenabschnittes nach Wassertrüdingen durch den Landkreis abgelehnt hat, konnte für den Zeitraum der Landesgartenschau 2019 ein Zugverkehr zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen durch die BayernBahn durchgeführt werden, eine komplette Sanierung der Strecke mit Ausbau eines Kreuzungsbahnhofes in Cronheim ist der BayernBahn aus heutiger Sicht aus Kostengründen jedoch unmöglich.[32] Der Kreisverband Donau-Ries von Bündnis 90/Die Grünen hat am 21. September 2018 ein eigenes Sachverständigen-Gutachten vorgestellt, in dem auch die Bedienung von zwei zusätzlichen Haltepunkten bei Hainsfarth und im Norden Nördlingens geprüft wurde. Um die im Fahrplankonzept des VGN angestrebten Anschlüsse in Nördlingen und Pleinfeld sicherzustellen, sei dazu eine Ertüchtigung der Strecke auf eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h und der Bau eines zweigleisigen Begegnungsabschnittes Auhausen–Wassertrüdingen notwendig. Damit sind die Voraussetzungen dafür gegeben, dass der VGN bei der nächsten Fahrgastprognose diese zusätzlichen Haltepunkte mit einbezieht.[33] In Unterwurmbach ist infolge der bevorstehenden Reaktivierung die Errichtung eines zusätzlichen Haltepunktes geplant.[17] Im Juni 2020 wurde eine neue Fahrgastprognose veröffentlicht, der zufolge auch auf dem Abschnitt Nördlingen–Wassertrüdingen über 1000 Personenkilometer erreicht werden können. Dadurch wurde die Chance gesehen, die Strecke in Zukunft auf gesamter Länge zu reaktivieren.[34] Am 15. Dezember 2024 erfolgte die Reaktivierung der Strecke im Abschnitt von Gunzenhausen bis Wassertrüdingen.[35] GüterverkehrIm Güterverkehr wird seit Oktober 2004 das Werk der Kosmetikfirma Schwarzkopf in Wassertrüdingen wieder in Richtung Nördlingen auf der Schiene bedient. Die BayernBahn stellte dabei zweimal pro Woche Kesselwagen mit Industriealkohol zu. Seit dem 7. Januar 2010 führt die BayernBahn täglich einen Zug mit Fertigprodukten bis Langenfeld (Rheinland).[36] Dieser Ganzzug der BayernBahn befährt den Streckenabschnitt zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen.[37] In Presseartikeln wird berichtet, dass dadurch jährlich 3.000 LKW-Fahrten mit rund 1,25 Millionen Straßenkilometern auf die Schiene verlagert werden.[38] Auf dem nicht elektrifizierten Abschnitt Nördlingen–Gunzenhausen setzt die BayernBahn neben Diesellokomotiven teilweise auch Dampflokomotiven für den Güterverkehr ein. Auf dem Streckenabschnitt Gunzenhausen–Pleinfeld findet kein Güterverkehr statt. WeblinksCommons: Bahnstrecke Nördlingen–Pleinfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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