Der Betrieb der 37,1 Kilometer langen Strecke wurde am 1. Oktober 1881 durch die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen aufgenommen, 1,6 Kilometer der Strecke lagen auf badischem Gebiet. Jedoch wurde die Verbindung bereits 1885 von der bayerischen Eisenbahnverwaltung als eine der am schlechtesten frequentierten Strecken ihres Netzes bezeichnet, was sich auch in den nachfolgenden Jahrzehnten nicht wesentlich änderte.[5]
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein großer Teil der Züge bereits in Gemünden, einige fuhren auch über Wertheim hinaus bis Miltenberg durch. Einen Aufschwung im Güterverkehr nahm die Strecke ab 1959 für etwa zehn Jahre zur Versorgung der Autobahnbaustellen der A 3 und für Transporte vom Kieswerk Faulbach zu den Baustellen der Bundesautobahn 7.
Der Personenverkehr wurde zwischen Lohr Stadtbahnhof und Wertheim am 30. Mai 1976 eingestellt, der Abschnitt Lohr Bahnhof–Lohr Stadt folgte am 22. Mai 1977. Dort wird heute noch Güterverkehr, vor allem zur Versorgung der dortigen Glashütte der Gerresheimer Lohr GmbH (ehemals Spessart Glas), durchgeführt (Stand: 2023). Der Güterverkehr zwischen Lengfurt-Trennfeld und Wertheim wurde am 26. Mai 1979, zwischen Lohr Stadt und Lengfurt-Trennfeld am 29. September 1991 eingestellt. Die Strecke ist dort 1980/81 bzw. 1993 abgebaut worden.[6]
Alter Eisenbahnbrückenüberbau, seit 1984 in Schweinfurt
Tauberbrücke Wertheim
Zukunft
Die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf dem Abschnitt Lohr Bahnhof – Lohr Stadt wird diskutiert. Im Nahverkehrsplan des Landkreises ist diese Maßnahme enthalten.[8]
Im Zielfahrplan des Deutschland-Takts ist eine stündliche Regionalbahn von Lohr Stadt über Würzburg nach Marktbreit vorgesehen.[9] Ende Februar 2022 stellte die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) in einer Potenzialanalyse fest, dass die Reaktivierung bis Lohr Stadt ein Fahrgastpotential von 1.560 Personenkilometern pro Kilometer Streckenlänge aufweist und damit das erste von vier Reaktivierungskriterien erfüllt ist.[10]
Betriebsstellen
Deckenbaubahnhof Bettingen
Bei der Wertheimer Ortschaft Bettingen bestand während des Baus der Bundesautobahn 3 bei Kilometer 30,4 ein so genannter „Deckenbaubahnhof“ an der Bahnstrecke. Dort wurde in Ganzzügen Baumaterial für die Autobahn angefahren, die in einen Tiefbunker an einem Anschlussgleis gekippt wurden.[11]
Hans-Wolfgang Scharf: Eisenbahnen zwischen Neckar, Tauber und Main. Band1: Historische Entwicklung und Bahnbau. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-88255-766-4.
Hans-Wolfgang Scharf: Eisenbahnen zwischen Neckar, Tauber und Main. Band2: Ausgestaltung, Betrieb und Maschinendienst. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-88255-768-0.
Manfred Schneider, Viktor Jagodics (Hrsg.): Die Lohrer Bahn. GHK-Verlag, Kreuzwertheim 2005, ISBN 3-00-017942-9.
Andreas Kuhfahl: Nebenbahnen in Unterfranken. Eisenbahn-Fachbuchverlag 2003, Neustadt bei Coburg, ISBN 3-9805967-9-6, S. 167–182.
↑Alexander Wörn: Die Nebenbahn Lohr – Wertheim. In: Der Schienenbus, Ausgabe 2/2014, S. 11
↑Alexander Wörn: Die Nebenbahn Lohr – Wertheim. In: Der Schienenbus, Ausgabe 2/2014, S. 12
↑Günter Dutt: Ein Streifzug durch 150 Jahre Tunnelbauwerke in Württemberg. In: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte. Nr.28. Uhle & Kleimann, 1996, ISSN0340-4250, S.47–63.