Seine Anschrift lautet Bahnhofstraße 87.[6] Der Bahnhof befindet sich am nordwestlichen Stadtrand. Westlich von ihm erstreckt sich ein Gewerbegebiet. Vom Südosten her kommt die Bahnhofstraße, die auf seiner Höhe T-förmig in einer Sackgasse endet. Der südliche Bahnhofsbereich wird von der Dürkheimer Straße – zugleich Kreisstraße 11 – überbrückt.
Bahnstrecken
Die aus Norden kommende, dort viergleisige Bahnstrecke Mannheim–Saarbrücken verläuft im Bahnhofsbereich von Nordosten nach Südwesten, ehe sie anschließend zweigleisig nach Westsüdwest Richtung Neustadt abbiegt.[7] Die Bahnstrecke nach Wörth verlässt den Bahnhof in südöstliche Richtung. Beide Strecken sind innerhalb von Schifferstadt überwiegend geradlinig trassiert.
Geschichte
Bahninitiativen rund um Schifferstadt
Ursprünglich war geplant, innerhalb des zu Bayern gehörenden Rheinkreises zuerst eine Bahnstrecke in Nord-Süd-Richtung von der Rheinschanze über Schifferstadt, Speyer und Lauterbourg bis nach Strasbourg in Betrieb zu nehmen, die mit der von Baden projektierten Strecke Mannheim–Basel konkurrieren sollte. Diese wurde jedoch zugunsten einer Ost-West-Magistrale, die primär dem Kohletransport dienen sollte, zurückgestellt.[8]
Zunächst war jedoch unklar, ob diese Ost-West-Strecke über Schifferstadt führen sollte. Speyer, die Hauptstadt der Pfalz, setzte sich dafür ein, östlicher Endpunkt der Strecke zu werden. Argumentiert wurde im Wesentlichen, dass die Domstadt ein alter Handelsplatz sei, während die Rheinschanze, die alternativ als Streckenende in Erwägung gezogen wurde, als bloßer Militärstützpunkt lediglich dem Übergang von Waren diene. Diese Bestrebungen setzten sich jedoch nicht durch, da die Bahngesellschaft hauptsächlich den rechtsrheinischen Teil der aufstrebenden Rhein-Neckar-Region – vor allem Mannheim – als Markt im Blick hatte und der Export der Kohle ins Gebiet jenseits des Rheins für wichtiger erachtet wurde. Speyer sollte jedoch eine Zweigbahn erhalten.[9][10]
Östlich von Kaiserslautern standen zudem für die Streckenführung zwei Varianten zur Diskussion. Zunächst dachten die verantwortlichen Ingenieure an einen Streckenverlauf über das Dürkheimer Tal und Bad Dürkheim, entschieden sich aber schließlich für die Variante durch das Neustadter Tal. Dessen Überwindung würde sich gemäß einem Gutachten zwar ebenfalls schwierig gestalten, jedoch keine stationären Dampfmaschinen und Seilzüge erfordern.[11] Aufgrund der Streckenführung über Neustadt sollte Schifferstadt ebenfalls an die Magistrale angeschlossen und sogar Eisenbahnknotenpunkt werden. Von dort aus sollte die Stichbahn nach Speyer abzweigen.
Am 14. März 1864 wurde die nach Speyer führende Stichbahn bis nach Germersheim verlängert und am 25. Juli 1876 bis nach Wörth durchgebunden. Da diese Strecke zunächst eingleisig ausgeführt worden war, fuhren aus Kapazitätsgründen die aus Ludwigshafen kommenden Fernzüge nach Neustadt, um dort nach einem Richtungswechsel über die Maximiliansbahn nach Straßburg zu fahren. In den Jahren 1905 und 1906 wurde sie samt ihrer Fortsetzung nach Straßburg zweigleisig ausgebaut. Zur Erhöhung der Reisegeschwindigkeit wurden im Bahnhof Schifferstadt die Gleisanlagen umstrukturiert.[12]
1922 erfolgte die Eingliederung des Bahnhofs in die neu gegründete Reichsbahndirektion Ludwigshafen. Im Zuge deren Auflösung zum 1. April 1937 wechselte er in den Zuständigkeitsbereich der Mainzer Direktion.[14] Während dieser Zeit bildete er außerdem einen Lokomotivbahnhof, der eine Dependance des Bahnbetriebswerkes Neustadt darstellte.[15]
Ab 1960 folgte die schrittweise Elektrifizierung der Bahnstrecke Mannheim–Saarbrücken. Diese kam am 12. März 1964 zum Abschluss; seither ist Schifferstadt mit elektrischen Zügen erreichbar.[17] In der Folgezeit wurde der Bahnübergang von der Bahnhofsstraße zur Dannstadter Straße, der mitten durch die Bahnsteige verlief, geschlossen und stattdessen eine Brücke in Form der Dürkheimer Straße im südlichen Bahnhofsbereich errichtet. Ebenso wurden die Übergänge des Mühlweges und der Hofstückstraße im südwestlichen Bahnhofsbereich demontiert.[7]
1970 erhielt der Bahnhof ein Drucktastenstellwerk der Bauart SpDrS 60 und alle Formsignale wurden dabei auch durch Lichtsignale ersetzt. Das neue Stellwerk ersetzte vier mechanischen Stellwerke.[18]
Mit der schrittweisen Auflösung der Bundesbahndirektion Mainz in den Jahren 1971/72 fiel die Zuständigkeit für den Bahnhof zum 1. Juni 1971 an die Bundesbahndirektion Karlsruhe.[19]
Da die enge Kurve der Strecke nach Neustadt im Bahnhof Schifferstadt für Fernzüge in Ost-West-Richtung eine sehr hinderliche Langsamfahrstelle bedeutete, begann die Deutsche Bahn im Jahr 1998 eine Umfahrung zu errichten. Diese sollte zum einen die Reisezeiten im Fernverkehr verkürzen und zum anderen eine Entlastung des Schifferstadter Bahnhofs erreichen. Im November 2003 kam diese Maßnahme zu ihrem Abschluss.[20] Mit Eröffnung der S-Bahn Rhein-Neckar einen Monat später wurde der Bahnhof zum Knotenpunkt im Rhein-Neckar-Verkehrsnetz. Hier trennen sich die S-Bahn-Linien S1 und S2 (Richtung Kaiserslautern) von den S-Bahn-Linien S3 und S4 (Richtung Germersheim). In den Abendstunden ist der Bahnhof Schifferstadt Endstation für einzelne S-Bahn-Züge.
Bahnhofsanlagen
Das ursprüngliche Empfangsgebäude, das bereits in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg Alterserscheinungen aufwies, wurde 1964 abgerissen und durch einen schlicht gehaltenen Nachfolger ersetzt.[21]
Im Bahnhofsgebäude sind ein Stellwerk, ein Fahrkartenschalter und ein Kiosk untergebracht. Auf dem Bahnhofsgelände findet man außerdem Telefonzellen, Fahrradabstellplätze und P+R-Parkplätze. Neben dem Bahnhof befand sich bis zu ihrer Schließung im Jahr 2013 die 13. Polizeihundertschaft der Bereitschaftspolizei Rheinland-Pfalz.[22]
Der Bahnhof verfügt über einen Hausbahnsteig an Gleis 1 und einen Mittelbahnsteig an den Gleisen 2 und 3. Westlich von Gleis 3 befinden sich drei bahnsteiglose Gleise zum Überholen langsamerer Züge. Weitere Gleise sind nicht mehr angebunden und teilweise überwachsen. Aus der Anfangszeit des Bahnhofs sind darüber hinaus Reste des gusseisernen Tragwerks der Bahnsteigüberdachung im Stil des Historismus sowie Reste der Geländer zur Unterführung erhalten. Sie stehen unter Denkmalschutz.[5]
Früher befand sich an der Stelle, an der sich die Gleise Richtung Saarbrücken sowie Richtung Wörth verzweigen, ein Lokschuppen. Außerdem gab es auf der Südseite der Bahnsteige auf der Höhe der Polizeigebäude ein Stumpfgleis mit einer Ladestation für Akkumulatortriebwagen der DB-Baureihe ETA 150, die zeitweise auf der Strecke nach Wörth verkehrten.[7]
Anbindung
Im Bahnhof Schifferstadt halten vier Linien der S-Bahn Rhein-Neckar, außerdem die Regional-Express-Linie RE 4 von Karlsruhe über Germersheim, Ludwigshafen und Mainz nach Frankfurt. Vereinzelt halten auch die Züge der Regional-Express-Linie RE 1 von Koblenz nach Mannheim. Außerdem verkehren einzelne „BASF-Werkszüge“ als S 4 in der Hauptverkehrszeit. Jahrzehntelang hielt der Ausflugszug Bundenthaler ebenfalls in Schifferstadt.[23] Obwohl dieser 1976 eingestellte Zug 1997 reaktiviert wurde und inzwischen ab Mannheim verkehrt, durchfährt er den Bahnhof inzwischen ohne Halt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verkehrten bis Juli 1980 außerdem Eilzüge der Relation Ludwigshafen–Strasbourg, die vor allem den in Deutschland stationierten französischen Soldaten dienten.[24]
Ein letztes Lebenszeichen der später heiliggesprochenen Edith Stein stammt vom Bahnhof Schifferstadt, wo ihr Eisenbahntransport in das KZ Auschwitz-Birkenau am 7. August 1942 gegen 13 Uhr kurz hielt. Eine Edith-Stein-Gedenktafel befindet sich auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 2 und 3.
Literatur
Eiserne Zeitzeugen reisen ins Museum. Am Bahnhof hat die Demontage der historischen Teile begonnen. In: Die Rheinpfalz / Ludwigshafener Rundschau, Ausg. Schifferstadt vom 14. Februar 1989, ZDB-ID 209783-7
Stefan Brechtel, Bernhard Kukatzki: Das goldene Zeitalter kam mit Verspätung. Schifferstadt und die Pfälzische Ludwigsbahn. 1838–1848. In: Schifferstadt. Geschichte und Geschichten. Stadt Schifferstadt 1998, ISBN 3-00-002473-5, S. 421–444
Wo Marlboro-Man sein Lasso schwingt. In: Sonntag aktuell. Die siebte Ausgabe Ihrer Zeitung. Ausgabe Pfalz vom 13. Februar 2005, S. 4 (Richtigstellung in Sonntag aktuell … vom 20. März 2005, S. 4), ZDB-ID 1496099-0
Linda Sohn: Willkommen an Gleis eins. Stadtleben [Folge 1]: Am frühen Nachmittag am Schifferstadter Hauptbahnhof. – Verspätung, Kaugummireste und ein „Gedeck“. In: Die Rheinpfalz / Ludwigshafener Rundschau, Ausg. Schifferstadt, Nr. 138 vom 18. Juni 2010, ZDB-ID 209783-7
Bahnhof Schifferstadt, 7. August 1942. In: Joachim Feldes: Edith Stein und Schifferstadt. 2. korrig. Aufl. Schifferstadt 2011, S. 57–75, ISBN 3-00-002724-6
Heinz Sturm: Die pfälzischen Eisenbahnen (= Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Band 53). Neuausgabe. pro MESSAGE, Ludwigshafen am Rhein 2005, ISBN 3-934845-26-6.
↑Heinz Sturm: Geschichte der Maxbahn 1855–1945. In: Modell- und Eisenbahnclub Landau in der Pfalz e. V. (Hrsg.): 125 Jahre Maximiliansbahn Neustadt/Weinstr.–Landau/Pfalz. 1980, S.66.
↑Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 13. November 1970, Nr. 50. Bekanntmachung Nr. 341, S. 340.
↑Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 23. November 1970, Nr. 52. Bekanntmachung Nr. 351, S. 351–356 (353); ebd., vom 30. Dezember 1970, Nr. 60, Bekanntmachung Nr. 402, S. 408–410.