Die Gemeinde besteht aus den vier Ortsteilen Bad Überkingen, Hausen an der Fils, Oberböhringen und Unterböhringen. Die offizielle Benennung der Ortsteile erfolgt durch vorangestellten Namen der Gemeinde und durch Bindestrich getrennt nachgestellt die Namen der Ortsteile. Die Ortsteile bilden zugleich Wohnbezirke im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung.[2] Zu Bad Überkingen gehören die ehemals selbstständigen Gemeinden Hausen an der Fils und Unterböhringen. Zur Gemeinde Bad Überkingen in den Grenzen vom 30. Juni 1971 gehört das Dorf Bad Überkingen. Zur ehemaligen Gemeinde Hausen an der Fils gehört das Dorf Hausen an der Fils. Zur ehemaligen Gemeinde Unterböhringen gehören das Dorf Unterböhringen, der Weiler Oberböhringen und die Häuser Michelsberg und Wasserberghaus sowie die abgegangene Ortschaft Winegundenwilare.[3]
1.17.054 Hausener Wand (Ergänzungsfläche für das gleichnamige Naturschutzgebiet)
weitgehend integriert.
Geschichte
Frühe Geschichte
Überkingen wurde eher spät erstmals 1258 urkundlich erwähnt. Ein Albreht de Vberchingen taucht als Zeuge in einer Schenkungsurkunde zugunsten des Nördlinger Spitals auf. Der Name der ursprünglich alemannischen Siedlung deutet auf einen namensgebenden Sippenführer Urbarchio hin. Im 13. Jahrhundert wandelte sich der Name zu Ubrichingen. Der Ort gehörte damals den Grafen von Helfenstein. 1396 ging das Dorf, das inzwischen Ueberchingen genannt wurde, in die Hände der Freien Reichsstadt Ulm über.
Seit der Reformation ist Bad Überkingen evangelisch geprägt. In Bad Überkingen und Unterböhringen bestehen jeweils evangelische Pfarreien. Die nächstgelegene römisch-katholische Kirche befindet sich in Geislingen an der Steige. In 14-täglichen Wechsel findet jeden Samstag ein katholischer Gottesdienst in der evangelischen Kirche statt.
Die Kirche in Bad Überkingen ist die St.-Gallus-Kirche und wurde um das Jahr 1470 erbaut – und so bis in die jetzige Zeit nahezu unverändert belassen.
Zum größten „Schatz“ der Kirche gehören die Deckenbemalung und die Emporenbemalung. Die Deckenbemalung stammt aus dem Jahre 1580 und wurde durch die Künstler Bonsdörfer aus Konstanz und Henneberger aus Geislingen gestaltet. Ca. 60 Jahre später wurde dann die Emporenbemalung erstellt.
Kanzel, Taufstein und Altar sind jeweilige Spenden an die Kirche gewesen.
So ist die Kanzel eine Gabe des Obervogts von Krafft im Jahre 1738 – der Taufstein wurde von Veronika von Krafft im Jahre 1733 gestiftet; der Altar in der St. Galluskirche ist die letzte Spende dieser Art an die Kirche; dieser wurde im Jahre 1900 von Jakob Ziegler aus Stötten (Kreis Göppingen) der Kirche vermacht.
In Bad Überkingen wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat besteht aus den 14 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis[7].
Am 29. November 2009 konnte sich Matthias Heim (CDU) als Herausforderer gegenüber dem Amtsinhaber Martin E. Joos durchsetzen.[8] Martin E. Joos war seit 1993 Bürgermeister von Bad Überkingen gewesen. Die Amtszeit begann am 15. Januar 2010. Im November 2017 wurde Heim mit 97,8 % der Stimmen wiedergewählt.[9]
Wappen und Flagge
Blasonierung: „In Silber auf gewelltem blauen Schildfuß ein roter Brunnen mit zwei Schalen übereinander und beiderseits aufsteigendem blauem Wasserstrahl.“
Die Flagge Bad Überkingens ist rot-weiß.
Wirtschaft und Infrastruktur
Mineralbrunnen
Die Mineralbrunnen Überkingen-Teinach GmbH & Co. KGaA hatte ihren Stammsitz in Bad Überkingen. Im Jahr 2010 wurde der Mineralbrunnen-Betrieb an die Pro Aqua GmbH verkauft.[10] Im Rahmen eines Planinsolvenverfahrens übernahm ihn am 15. Februar 2013 die IQ 4 YOU GmbH,[11] welche daraufhin ihren Sitz nach Bad Überkingen verlegte.[12]
Paul-Kerschensteiner-Schule, Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe, eine der größten beruflichen Schulen mit etwa 70 Lehrern, an der Auszubildende des Hotel- und Gaststättengewerbes ausgebildet werden.
Thermalbad
Der „Sauerbrunnen zu Überkingen“ wurde um das Jahr 1200 erstmals urkundlich erwähnt. Im 15. und 16. Jahrhundert war Überkingen durch seine Heilquelle ein sehr bekanntes Bad.
Das Thermalbad Bad Überkingen bietet neben dem Therapiebecken mit einer Wassertemperatur von ca. 34° Celsius auch ein Außenbecken mit Liegefläche, eine „Totes-Meer-Salzgrotte“, eine finnische und eine Bio-Aroma-Sauna sowie ein Dampfbad. Es wurde 2013 nach einer umfangreichen Sanierung wiedereröffnet.[14] Am 19. November 2023 wurde ein Bürgerentscheid über den Erhalt des Bades durchgeführt, bei dem sich 72,4 % der Abstimmenden bei einer Wahlbeteiligung von 66,4 % für den Weiterbetrieb aussprachen.[15]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bad Überkingen liegt an der Schwäbischen Albstraße, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Am Albtrauf östlich von Bad Überkingen liegt der Felsen Kahlenstein, von dem ein Ausblick auf das obere Filstal besteht. Fast alle nicht bebauten Flächen sind Natura-2000-Flächen und als bedeutende Vogelschutzgebiete unter europäischem Schutz: Die Naturschutzgebiete Hausener Wand, Autal und Dalisberg unterstreichen den hohen landschaftlichen Wert.
Rad- und Wanderwege
Über die Gemarkung von Bad Überkingen verlaufen der Albsteig[16](auch Schwäbische-Alb-Nordrand-Weg oder HW1), einer der beliebtesten Fernwanderwege Deutschlands, der entlang des Albtraufs von Donauwörth bis Tuttlingen führt, sowie der Alb-Crossing[17], ein Fernradweg geeignet für Mountainbiker oder Gravel-Biker, der in sechs Etappen die Strecke Aalen – Tuttlingen überbrückt.
Bauwerke
Badhotel von 1553
Sauerbrunnen von Überkingen
Verwaltungsgebäude der Mineralbrunnen Überkingen-Teinach GmbH & Co. KGaA
Thermalbad
Schillertempel
Quellentempel
Altes Pfarrhaus
Der Schillertempel bei Bad Überkingen
Quellentempel im Kurpark
Kurpark in Bad Überkingen
Mauerrest der Burg Oberrommental
Auf einem nördlichen Ausläufer des Fränkel (680 m) liegt auf Unterböhringer Markung die ehemalige Burg Oberrommental. Die Burgstelle ist noch durch den ehemaligen Halsgraben und Mauerreste erkennbar.
Literatur
Karl Moersch: Das Bad der Ulmer Ratsherren. Bad Überkingen im oberen Filstal. In: Wolfgang Niess, Sönke Lorenz (Hrsg.): Kult-Bäder und Bäderkultur in Baden-Württemberg. Markstein-Verlag, Filderstadt 2004, ISBN 3-935129-16-5.
Heimatbuch der Gemeinde Bad Überkingen. Gemeinde Bad Überkingen, Bad Überkingen 2002, ISBN 3-9807559-0-8.
Überkingen. In: Christoph Friedrich von Stälin (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Geislingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band17). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1842, S.241–247 (Volltext [Wikisource]).
↑Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2, S. 318–320.