Baal (Brecht)
Baal ist ein Drama von Bertolt Brecht. Die erste Fassung schrieb der Zwanzigjährige 1918, die zweite 1919. Darauf folgten weitere Fassungen. Brecht integrierte in das Stück eine Reihe seiner frühen Lieder und Gedichte, teilweise in enger Anlehnung an die Gedichte von François Villon. Es wurde am 8. Dezember 1923, nach der Verleihung des Kleist-Preises an Brecht, im Leipziger Alten Theater unter der Regie von Alwin Kronacher uraufgeführt. HandlungBaal ist ein junger talentierter Dichter und trägt seinem Gönner, dem Großkaufmann Mech, bei einer Abendgesellschaft ein Gedicht vor. Obwohl man ihm Begeisterung und Bewunderung entgegenbringt, zeigt Baal kein Interesse, benimmt sich rüpelhaft und wird hinausgeworfen. Baal dazu: „Was kann ich dafür, wenn dein Wein, den du mir gibst, mich besoffen macht!“ Mechs Frau wird Baals Liebhaberin, er behandelt sie roh, zwingt sie zum Beispiel, in einer Branntweinschenke einen Kutscher zu küssen. Er schläft mit Johanna, der wesentlich jüngeren Freundin seines Bewunderers Johannes; diese stürzt sich, als er sich nichts weiter aus ihr macht, verzweifelt in einen Bach. Baal schwängert Sophie Dechant, die er anfangs wohl liebte, dann jedoch schnell als Last ansieht und seinem Freund Ekart „abtreten“ will. Baal: „Was muss ich dir geben, dass du meine Frau nimmst?“ Im Frühling verschwindet er mit Ekart und die beiden ziehen betrügenderweise durch die Lande. Acht Jahre später ersticht Baal Ekart im Streit und stirbt schließlich bei Holzfällern, zu denen er sich geflüchtet hat. Das Drama endet mit dem Satz eines Holzfällers, der von den letzten Worten Baals berichtet: „Ich horche noch auf den Regen.“ Epische StrukturelementeBaal entstand lange vor Brechts Konzeption des Epischen Theaters. Einzelne Elemente im Baal weisen aber bereits in Richtung seiner späteren Theater-Theorie. So sind etwa Anfang und Schluss des Stückes jeweils offen gehalten und grenzen sich damit von der aristotelischen Theorie ab. Abgrenzen wollte sich Brecht mit der Sinnlichkeit und 'Diesseitigkeit' des Baal auch vom Pathos des Expressionismus. Abgrenzung vom ExpressionismusBaal entstand 1918 aus einer Gegenposition zum expressionistischen Drama Der Einsame. Ein Menschenuntergang von Hanns Johst.[1] Dort scheitert ein Dichter an der Gesellschaft, weil er dieser geistig weit voraus ist, und endet in der Einsamkeit. Baal sollte das radikale Gegenbild zu Johstens Dramengestalt Grabbe darstellen. Brecht zeigt einen Menschen, der sich dem Vitalismus verschrieben hat. Eine vollkommene Hinwendung zur Natur hat eine Abwendung vom Menschen zur Folge, und dies auf Kosten der Gesellschaft. Brecht demontiert damit das expressionistische Pathos, das den Menschen in den natürlichen Zustand zurückversetzen will, indem er den Vitalismus ad absurdum führt. Der Expressionismus kann als Anregungspunkt für die Entstehung des Baal verstanden werden.[2] Gleichzeitig bedient sich Brecht expressionistischer Stilmittel. Abgrenzung von der aristotelischen TheorieBrecht fordert ein antiillusionistisches Theater. Denn die Zuschauer seien durch die Illusion am selbstständigen Denken gehindert. Das Ziel war ein Stück, mit dem sich der Zuschauer nicht identifizieren kann. In sein Tagebuch schrieb er: „Einen großen Fehler sonstiger Kunst hoffe ich im Baal und Dickicht vermieden zu haben: ihre Bemühung mitzureißen. […]“[3] Baal und die Theorie vom epischen TheaterDie spätere Theorie vom epischen Theater entstand erst 1930 und damit nach der Entstehung der Erstfassung des Baal. Eine endgültige Fassung der Theorie gab es nie. Es existieren im Baal aber bereits viele Elemente des epischen Theaters, wie beispielsweise der Verfremdungseffekt. Ein wichtiges Element dieser Verfremdung sind eingestreute Lieder und Gedichte in Baal. Bereits das Eingangsgedicht Der Choral vom großen Baal ist ein Teil dieses Effekts.[4] Weitere epische Elemente im Baal:
Dennoch kann bei dem Erstlingsdrama Baal noch keine Rede von einem Stück des Epischen Theaters sein. Hierzu fehlt die Einbindung der Darstellung von Gesellschaftsprozessen. Der Faktor Geschichte taucht in Baal nur in abstrakter Form auf. Dies spricht zwar für eine gewisse Episierung des Dramas, dennoch fehlt die Dialektik, die für alle späteren Werke Brechts typisch ist. Eine Episierung findet hier in der Form, nicht aber im Inhalt statt.[5] KritikenRückblickend wurde vom Autor kritisiert: Baal sei zwar asozial,
– Bertolt Brecht, 1953[6] Baal ist, wie Brecht formuliert,
– Bertolt Brecht, 1938[7] LiteraturAusgaben
VertonungenFriedrich Cerha stellte aus den vier Fassungen Bertolt Brechts den Text zu seiner Oper Baal zusammen, welche bei den Salzburger Festspielen 1981 uraufgeführt wurde (Regie: Otto Schenk, Dirigent: Christoph von Dohnányi, Baal: Theo Adam, Koproduktion mit der Wiener Staatsoper). Willem Breuker, Komponist: Baal, Brecht, Breuker. LP und CD. (Unter anderem mit: Han Bennink, Louis Andriessen, Maarten van Regteren Altena). Für eine Fernsehproduktion der BBC spielte David Bowie fünf Lieder aus Baal ein, die EP David Bowie in Bertolt Brecht's Baal erschienen 1982. Film
Hörfunk
Weiterführende Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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