In Ketsch bei Schwetzingen waren Pfarrer Gustav Westermann und sein Vikar Anton Spies Verfolgungen durch einen nationalsozialistischen Lehrer ausgesetzt, der am 28. Februar 1941 Spies‘ Festnahme wegen unsittlicher Handlungen erreichte. Pfarrer und Gemeinde hielten ihn für unschuldig und traten für ihn ein, doch ohne Erfolg. Eine Frau, welche die Zeugen falscher Aussagen beschuldigte, musste zehn Tage ins Gefängnis. Spies wurde zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Verbüßung der Strafe (mit Einsatz im Autobahnbau) wurde er von der Gestapo erneut festgenommen und kam am 13. September 1943 in das KZ Dachau (Häftlingsnummer 55.505).[2][3] Dort starb er am 19. April 1945,[1] drei Tage vor der KZ-Befreiung durch die Amerikaner, an Flecktyphus.[3] Da das vom bischöflichen Ordinariat gegen ihn in Gang gesetzte Verfahren nie zum Abschluss kam, blieb Anton Spies, der bis zuletzt seine Unschuld beteuerte, offiziell ein rechtskräftig verurteilter Sittlichkeitsverbrecher.[2]
Am 21. Oktober 2022 wurde vor dem Pfarrhaus in der Schwetzinger Straße 1 in Ketsch, wo Spies vor seiner Verhaftung zuletzt als Pfarrvikar gewirkt hatte, ein Stolperstein zu seinem Gedenken angebracht.
Literatur
Christoph Schmider, Art.: Pfarrvikar Anton Spies, in: Helmut Moll, (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Paderborn u. a. 1999, 8., erweiterte und aktualisierte Auflage 2024, S. 281–283.
Augustin Kast: Die badischen Martyrerpriester. Lebensbilder badischer Priester aus der Zeit des Dritten Reiches. 2. Auflage. Badenia, Karlsruhe 1949.
Der Widerstand im Raum Mannheim (PDF; 2 Seiten), Vortrag von Michael Caroli bei der VHS und dem Verein für Heimatgeschichte, mit einer Erwähnung von Pfarrvikar Anton Spies.
↑ abcdefChristoph Schmider: Pfarrvikar Anton Spies. In: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Hrsg. Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Bd. 1. Siebte, überarbeitete und aktualisierte Auflage. Schöningh, Paderborn 2019, S. 281–283.