Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).
Ammoniumdichromat ist das Ammoniumsalz der in nur wässrigen Lösung bekannter Dichromsäure. Es besitzt die Formel (NH4)2Cr2O7.
Das bekannteste Experiment zur Zersetzung von kristallinem Ammoniumdichromat ist der Vulkanversuch. Dabei wird ein größerer Kristall oder ein kleines Häufchen oben entzündet.[8] Nach dem Entzünden schreitet die Reaktion unter lebhaftem Glühen, Rauschen (Stickstoffentwicklung) und der Bildung von lockerem graugrünem Chrom(III)-oxid fort. Das gebildete Chrom(III)-oxid quillt wie Vulkanasche aus der Reaktionsstelle hervor und bildet so einen Kegel. Die entsprechende Reaktionsgleichung für diese Reaktion lautet:
Der Vulkanversuch ist an deutschen Schulen aufgrund der Bildung von Chrom(III)-chromat untersagt.[9]
Insgesamt ist Ammoniumdichromat ein starkes Oxidationsmittel, das mit starken Reduktionsmitteln wie zum Beispiel fein verteilten Metallpulvern, Schwefel oder Phosphor sehr heftig (explosiv) reagiert.
Wegen seiner ionischen Natur und den in Wasser ausgebildeten Dissoziationsgleichgewichten wirkt das Ammoniumdichromat ätzend.
Explosive Eigenschaften
Ammoniumdichromat zersetzt sich ab 100 °C exotherm; zwischen 130 und 180 °C tritt Selbstentzündung ein, die Reaktion verläuft auch in Abwesenheit von Sauerstoff ab 240 °C explosiv.[2] Bei einer Initialzündung mittels Pikrinsäure detoniert es auch unter Verdämmung nur unvollständig.[10]
Die Empfindlichkeit gegenüber mechanischer Beanspruchung ist äußerst gering. So reagiert Ammoniumdichromat beim Zerreiben im nichtglasierten Mörser gar nicht; die Empfindlichkeit gegenüber Schlag entspricht in etwa der von Ammoniumperchlorat (15 cm unter einem 10 kg-Fallhammer; das nicht als explosionsgefährlich eingestufte Ammoniumnitrat detoniert unter dem 10 kg-Fallhammer aus einer Höhe von 20 cm).
Die Detonation pflanzt sich auch unter optimalen Bedingungen nur auf sehr kurze Strecken fort.[11][12]
Ammoniumdichromat ist kein Sprengstoff, findet jedoch vereinzelt in pyrotechnischen Sätzen sowie als Katalysator in Treibmitteln auf Ammoniumnitrat-Basis Verwendung.[13]
Verwendung
In der Analogfotografie, Holographie und den Edeldruckverfahren (besonders im Lichtdruck und Gummidruck sowie (zusammen mit Gelatine, Polyvinylalkohol und ggf. Farbstoffen) den sogenannten „dichromated gelatin“(DCG)-Hologrammen[14]): Ammoniumdichromat gerbt unter Lichteinwirkung Gelatine oder andere Kolloide, wodurch diese lichtempfindlich und nach Belichtung und Entwicklung selbst zur Farbschicht oder aber zum Farbträger oder Hologramm[15] werden.
Ammoniumchromat reagiert mit Essigsäure zu Ammoniumdichromat, Ammoniumacetat und Wasser
Toxikologie und Ökotoxikologie
Ammoniumdichromat ist toxikologisch von der EU-Kommission als Krebserzeugend Kategorie 1B (H350: Kann Krebs erzeugen), Mutagen Kategorie 1B (H340: Kann genetische Defekte verursachen) und
Reproduktionstoxisch Kategorie 1B (H360FD: Kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Kann das Kind im Mutterleib schädigen) eingestuft.
Weiterhin ist es als lebensgefährlich beim Einatmen (H330) und giftig beim Verschlucken (H301) eingestuft. Der Kontakt mit der Haut wird als gesundheitsschädigend (H312) bewertet. Eine weitere Gefahr von Ammoniumdichromat stellt die Möglichkeit einer Sensibilisierung durch Einatmen und Hautkontakt (H334/317) dar.
Ökotoxikologisch gilt es als sehr giftig für Wasserorganismen und kann eine längerfristige schädigende Wirkung auf Gewässer haben (H410). In der Verwaltungsvorschrift wassergefährdender Stoffe (VwVwS Stand Juli 2005) ist Ammoniumdichromat mit der Kenn-Nummer 290 in die höchste Wassergefährdungsklasse 3 eingestuft. Auf Grund des in der Literatur angegebenen Biokonzentrationsfaktors von 200–2000 ist eine Anreicherung in Organismen möglich.
↑Eintrag zu Ammoniumdichromat. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 9. Dezember 2015.
↑M. Binnewies et alii: Allgemeine und Anorganische Chemie. 2. Auflage. Spektrum, 2010, ISBN 3-8274-2533-6, S.676.
↑Unterricht in Schulen mit gefährlichen Stoffen (Online-Fassung; PDF; 10,0 MB), S. 21, Fußnote 2, abgerufen am 25. April 2011.
Jedoch entstehen laut Gmelin nur Chrom(III)-oxid, Stickstoff und Wasserdampf.
Auch nach jüngeren wissenschaftlichen Untersuchungen (D. DeWaal et al., Journal of Solid State Chemistry 80, 170 (1989)) konnte keine Bildung des befürchteten (als CMR-Stoff im Chemikalienrecht Verwendungsbeschränkungen unterliegenden) Chrom(III)-chromats nachgewiesen werden.
↑Tadeusz Urbanski: Chemistry and Technology of Explosives. Vol. II, Pergamon Press, 1965, S. 490.
↑H. Kast; In: Z. ges. Schieß- und Sprengstoffwesen. 22 [1927] 6/9: „Unter der Wrkg. der Detonation von 30g gepreßter Pikrinsäure auf das in ein 4 cm weites, 4 mm starkes und 18 cm langes Rohr (vermutlich Zn-Rohr) gestopfte Salz tritt nur entlang einer kurzen Strecke Zerfall der Verb. ein.“
↑Leopold Gmelin: Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie. 8. Auflage. Syst.Nr. 52, S. 714.
↑Josef Köhler: Explosivstoffe. Wiley-VCH, 2008, S. 17.
↑K.Kurokawa et al., Applied Optics 37, 3038 (1998).