Ihre malischen Eltern flohen nach dem Putsch in Mali 1991 nach Deutschland.[3] Touré lebte mit ihrer Familie zunächst in einer Gemeinschaftsunterkunft, die Familie befand sich laut Eigenangaben lange in Kettenduldungen und bekam nach zwölf Jahren deutsche Pässe.[4][5] Als Touré 13 Jahre alt war, verließ der Vater die Familie. Die Mutter, deren Studienabschluss in Deutschland nicht anerkannt wurde, zog ihre vier Töchter danach alleine groß.[6]
Im Jahr 2012 wurde Touré Mitglied der Grünen Jugend Kiel, zu deren Sprecherin sie 2013 gewählt wurde. Von 2014 bis 2017 war sie Mitarbeiterin der grünen Bundestagsabgeordneten Luise Amtsberg. 2016 wurde sie als Beisitzerin in den Vorstand von Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein gewählt. Dieses Amt übte sie bis zur Landtagswahl 2017 aus.
Landtagsabgeordnete (2017–2022)
Zur Landtagswahl 2017 trat Touré im Landtagswahlkreis Neumünster für ihre Partei an.[13] Auf der Landesliste nahm sie Platz 11 ein. Bündnis 90/Die Grünen erzielten aufgrund ihres Zweitstimmenanteils zehn Sitze, die durchgängig durch die Landesliste zu besetzen waren. Nachdem Monika Heinold im Zuge der Ernennung zur Finanzministerin ihr Mandat niederlegte, rückte Touré nach.
In der 19. Wahlperiode agierte Touré als Sprecherin für Antirassismus, Flucht und Migration, Frauenpolitik und Gleichstellung, Queerpolitik, Religion sowie Katastrophenschutz und Rettungsdienste. Sie gehörte dem Innen- und Rechtsausschuss, dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss und als stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuss an.
Vizepräsidentin im schleswig-holsteinischen Landtag (2019–2022)
Nachdem Tourés Fraktionskollege Rasmus Andresen bei der Wahl des Europäischen Parlaments im Juni 2019 ins Europaparlament gewählt wurde und sein Amt als Vizepräsident des Landtags niederlegte, wählte der Landtag sie am 28. August 2019 zu seiner Nachfolgerin.[2] Sie hatte das Amt bis Juni 2022 inne und war damit die erste afrodeutsche und zugleich jüngste Vizepräsidentin eines deutschen Landtages.[14]
Sozialministerin nach der Landtagswahl 2022
Im November 2021 benannten Bündnis 90/Die Grünen Touré und Heinold zum Spitzenduo für die Landtagswahl 2022. Heinold wäre bei einem Wahlsieg als Ministerpräsidentin vorgesehen gewesen.[15] Bei der Landtagswahl 2022 zog Touré schließlich über die Landesliste in den Landtag ein. Am 29. Juni 2022 wurde sie zur Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung im Kabinett Günther II ernannt. Im Zuge dessen legte sie ihr Landtagsmandat nieder. Am 1. August 2024 übernahm Touré zudem das Amt der stellvertretenden Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein im Kabinett Günther II von der bisherigen Amtsinhaberin Monika Heinold.[16]
Politische Positionen
Asyl- und Migrationspolitik
Als flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag zeigte sich Aminata Touré als erklärte Gegnerin des Systems der Abschiebehaft.
Nach einer gescheiterten Bundesratsinitiative der schleswig-holsteinischen Jamaika-Regierung im Frühjahr 2021, um Abschiebehaft für Minderjährige zu verbieten, war das Land Schleswig-Holstein gezwungen, gemeinsam mit Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern eigene Abschiebehafteinrichtungen in Glückstadt zu errichten. Zuvor hatte Schleswig-Holstein Menschen in Abschiebehafteinrichtungen anderer Bundesländer unterbringen müssen.[17]
Die Initiative fand große Unterstützung bei Pro Asyl, Landesflüchtlingsräten und weiteren Hilfsorganisationen.
Von einem Wechsel der Bundesregierung nach der Bundestagswahl 2021 erhoffte sich Touré einen Paradigmenwechsel in der Asyl- und Migrationspolitik.[18]
Jugendpolitik
Das Kabinett Günther II hat sich im Koalitionsvertrag im Abschnitt „Kinder und Jugendliche“ zu zahlreichen konkreten Maßnahmen verpflichtet. Als Sozialministerin möchte Touré die Jugendbeteiligung im Land stärken. Dazu möchte sie eine jugendpolitische Strategie für Schleswig-Holstein entwickeln bei der „Interessen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen“.[19] Außerdem soll die Etablierung einer legitimierten Kinder- und Jugendvertretung im Landtag geprüft werden.[20]
Buch
Wir können mehr sein. Die Macht der Vielfalt. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021, ISBN 978-3-462-00061-0.
Manuela Junghölter: Aminata Touré (* 1992). Bringt euch ein, werdet sichtbar! In: dieselbe: Starke Frauen aus Schleswig-Holstein. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2020, ISBN 978-3-8313-3256-4, S. 91ff.
↑Julian Staib: Aminata Touré: Immer diese Frage nach der Herkunft. In: FAZ.NET. 13. August 2023, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 13. August 2023]).