Altheim liegt vier Kilometer nordöstlich von Dieburg südlich der B26, die den Ort von der nördlich gelegenen Kerngemeinde Münster trennt auf der flachen Ebene des NaturraumsGersprenzniederung in der Dieburger Bucht der Östlichen Untermainebene (Hanau-Seligenstädter Senke) auf 135 m ü. NHN. Westlich des Ortes fließt die Semme.
Geschichte
Ortsgeschichte
Die Ersterwähnung von Altheim stammt aus dem 12. Jahrhundert. 1357 ist Altheim als Lehen der Herren von Eppstein an die Familie der Gayling von Altheim belegt.[2] 1318 hat Konrad Krieg von Altheim den Zehnten von Gottfried von Eppstein zu Lehen. 1500 ist Balthasar, Forstmeister von Gelnhausen im Besitz des Zehnten. Drei Adelsfamilien sind im Ort belegt: die Gayling von Altheim (seit 1254), die Krieg von Altheim (seit 1276) und die Schade von Altheim (seit 1342).[2]
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., kam es um das Amt Babenhausen fast zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen der Landgrafschaft Hessen-Kassel und der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Beide Seiten besetzten mit ihrem Militär jeweils einen Teil des Amtes. Die Auseinandersetzung konnte erst nach einem langjährigen Rechtsstreit vor den höchsten Reichsgerichten 1771 durch einen Vergleich, dem sogenannten Partifikationsrezess, beendet werden. Danach fiel Altheim zusammen mit Dietzenbach, Harpertshausen, Schaafheim und Schlierbach an Hessen-Darmstadt, das daraus 1773 das Amt Schaafheim bildete.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Altheim:
»Altheim (L. Bez. Dieburg) auch Spitzaltheim; luth. Pfarrdorf, liegt 1 St. von Dieburg und 11⁄2 St. von Umstadt, und hat 140 Häuser und 868 Einw., die bis auf 17 Kath. und 59 Juden lutherisch sind. Die Einwohner führen besonders viel Gerste, Hirse, Flachs, Bohnen etc. aus. In der Gemarkung von Altheim liegt eine Mahl- und Oelmühle, so wie sich in derselben römische Grabhügel finden, unter denen der sogenannte Hainhügel der größte ist. Altheim war ursprünglich Eppensteinisches Lehen. Die Geilinge, die Schaden, die Kriegen, die von Wasen und Dorfelden waren Vasallen, und in den Besitz getheilt. Im Jahr 1527 erscheinen Churpfalz, Churmainz und die Familie Geiling mit Vogteilichkeit etc.; jenes mit der Hälfte dieses, und die Geilinge jedes mit 1⁄4. Zu dieser Zeit kaufte Graf Philipp von Hanau den pfälzischen und mainzischen Antheil, und vermuthlich damals auch das Geilingische 1⁄1. Im Jahr 1521 wurden gewisse Hanauische Berechtigungen und Antheile an Altheim zur Burg Babenhausen geschlagen. Nach dem Ausgang der Hanau-Lichtenbergischen Linie, 1736, nahm sowohl Hessen-Darmstadt als Hessen-Cassel, das Amt Babenhausen in Anspruch. In den Vergleichen von 1762 und 1771, kam aber Altheim an ersteres Haus. Im 30jährigen Krieg wurde das Dorf zweimal geplündert; das Letztemal von mehr als 8000 Polen.«[3]
In erhaltenen Urkunden wurde Altheim unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2] Alderheim (1137) (?); Altheim et Altheim (1189–1220); Kleinen Altheim (1318); Altheim (1354); Großen Altheim (1357); Altheym (1376); Althem (1418); Altheim (1429); Altheyme (1443); Althem (1487); Althum (1490); Altem (1500); Spitzaltheim (1527); Spitzen Altheim (1582); Spitzaltheim (1688); Spitzaltheim (1806).
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Altheim 2589 Einwohner. Davon waren 108 (4,2 %) nicht deutscher Staatsangehörigkeit.
453 Einwohner waren unter 18 Jahren, 306 zwischen 18 und 29, 765 zwischen 30 und 49, 594 zwischen 50 und 64, 471 Einwohner waren 65 Jahre und älter.[9]
Die Einwohner lebten in 1095 Haushalten. Davon waren 282 Singlehaushalte, 327 Paare ohne Kinder und 363 Paare mit Kindern, sowie 90 Alleinerziehende und 33 Wohngemeinschaften. In 210 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 750 Haushaltungen leben keine Senioren.[9]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[2]; Gemeinde Munster:[11]; Zensus 2011[9]
Der älteste Teil der Kirche stammt aus dem 10. Jahrhundert. Der 45 m hohe Turm wurde zwischen 1518 und 1520 errichtet. Von diesem Turm (Spitz-Älthemer Kirchturm) wurde in früheren Jahrhunderten der Name des Ortes Spitz-Altheim hergeleitet. Kirchliche Mittelbehörde war im Mittelalter das ArchidiakonatSt. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Montat. Mit der Reformation wurde der Ort – wie die ganze Grafschaft Hanau-Lichtenberg – lutherisch.
Wappen
Der neuzeitliche Wappenentwurf[12] zeigt im Schild die drei roten Sparren auf goldenem Grund und verweist auf die lange Landesherrschaft des Hauses Hanau und dessen Wappen. Mittig befindet sich ein in grau (silber) gehaltener Krug auf schwarzem Schild. Dessen Bedeutung ist nicht ganz klar, da kein Bezug zu den drei ortsansässigen Adelsfamilien besteht, die eine silberne Hirschstange auf blauem Grund als Wappen hatten. Karl Ernst Demandt bemerkt dazu, dass das älteste Gerichtssiegel Altheims, abgedruckt 1528 und 1715, die Hanauer Sparren und dahinter einen Schöffen als Schildhalter wachsend mit einem Krug in der rechten Hand abbildet. Er vermutet eine Wortanspielung auf das mit Beginn des 16. Jahrhunderts erloschene Ortsadelsgeschlecht der Krieg von Altheim. Der Wappenentwurf wurde daher unter Ausschaltung der nicht wappengemäßen Schildhalterfigur des Schöffen geschaffen, indem Wappen und das Symbol des Kruges vereinigt wurden.[13]
Altheim besitzt ein neoklassizistischesRathaus. Der Ort hat zwei eigene Kindergärten, einer wird von der Evangelischen Kirchengemeinde getragen, der andere ist der Naturkindergarten Blumenkinder. Zusätzlich hat Altheim eine Grundschule, die Regenbogenschule.
Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29 (1966), S. 91f.
Max Herchenröder: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dieburg. 1940, S. 1–9.
Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 9–13.
Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 49.
Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen. Kreis Offenbach = Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. 1987, S. 366–375.
Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Herrschaftsausübung, Verwaltung und Besitz eines Hochadelsgeschlechts im Spätmittelalter. Wiesbaden: Historische Komm. für Nassau, 2000, S. 369–370, 372–373. ISBN 3-930221-08-X.
↑Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr.46, S.1828, Punkt 1506; Abs. 8. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1MB]).
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC894925483, S.43ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑
Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr.8, S.121ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2MB]).
↑Zahlen, Daten, Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Münster, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021. (aus Webarchiv)
↑Das Wappen ist nach Aussage der Gemeinde Münster: ... "aber lediglich ein Entwurf, der nicht offiziell genehmigt wurde" und damit auch nicht bei HADIS Hessen zu finden ist.
↑Hermann Knodt (Hg.): Hessisches Ortswappenbuch, Doppelband 1 und 2, bearb. im Auftrag des Staatsarchivs Wiesbaden von den Staatsarchivräten Karl Demandt (für Hessen) und Otto Renkhoff (für Nassau), Glücksburg, C. A. Starke Verlag, 1956, S. 68
↑ Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndi-rektion in Mainz vom 27. Februar 1904, Nr. 10. Bekanntmachung Nr. 96, S. 131f (132).