Alina Herbing war sieben Jahre alt, als ihre Eltern mit ihr und ihren drei Geschwistern 1991[1] aus Lübeck aufs Land im ehemaligen DDR-Grenzgebiet in Mecklenburg-Vorpommern zogen, wo sie aufwuchs. Ihre Mutter leitete ein Tierheim.[2] An der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald studierte sie Geschichte und Germanistik sowie Literarisches Schreiben in Hildesheim.[3] Sie veröffentlichte Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien und war für vier Ausgaben Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift Bella triste.[4] In Berlin unterrichtete sie bis Januar 2017 Deutsch in Integrationskursen für Frauen.
Im Februar 2017 erschien ihr Debütroman Niemand ist bei den Kälbern, in dem sie laut Kathleen Hildebrandt in der Süddeutschen Zeitung „gnadenlos mit dem romantischen Image des Landlebens“ aufräumt.[5] Gunda Bartels schrieb im Tagesspiegel: „Die Authentizität, mit der Herbing von der Nachwende-Generation, dem selbstverständlichen Rassismus, dem Alkoholismus, dem Festklammern der Männer an tradierten Geschlechterrollen und der dröhnenden Perspektivlosigkeit erzählt, hat sie im Alltag erworben.“[3] Der Roman war NDR-Buch des Monats Februar 2017. Der Spiegel zählte es anlässlich der Leipziger Buchmesse zu den 25 am meisten diskutierten Romanen der Literatursaison.[6] 2018 erhielt sie ein Alfred-Döblin-Stipendium.[7]
In ihrem zweiten Roman Tiere, vor denen man Angst haben muss (2024) erzählt sie vom Leben zweier Schwestern, die auf einem Hof in Mecklenburg aufwachsen, auf dem „der mütterliche Traum eines ursprünglichen Lebens in Wohlstandsverlust mündet und sich die Grenzen zwischen Natur und Zivilisation mehr und mehr auflösen“.[9] Wie das Romandebüt sieben Jahre zuvor wurde Herbings Werk von 2024 NDR-Buch des Monats Februar. NDR-Autorin Juliane Bergmann schrieb: „Die Autorin kennt selbst Fremdheitserfahrungen und das Gefühl, nicht richtig anzukommen.“ Im Roman entwickele sich in der Provinzidylle der antikapitalistische Traum der Mutter schnell zu etwas Düsterem.[10]