Alice Pollak wuchs als Tochter von Ludwig (Lazar) Pollak und seiner Frau Emma (geb. Gutmann de Gelse)[1] in einem großbürgerlichen jüdischen Elternhaus auf und erhielt Privatunterricht in den gymnasialen Schulfächern, in Musik (Klavier und Geige bei Heinrich von Bocklet) und modernen Sprachen. Sie heiratete 1897 den Bildhauer Gustav Gurschner, Mitbegründer der Wiener Secession, mit dem sie drei Kinder hatte. Nach der Heirat lebten sie zwei Jahre in Paris. Ihre Heirat mit dem katholischen Künstler fand nicht das Plazet ihrer Familie. Nachdem ihr Vater 1905 gestorben war,[2] konvertierte sie zum Katholizismus. Möglicherweise war es ihre bei Kriegsausbruch 1914 dokumentierte patriotische Haltung, die sie nach 1941 vor der Deportation bewahrte.
Ihre Gedichte, Erzählungen und Dramen veröffentlichte sie unter dem männlichen Pseudonym Paul Althof. Ihre Feuilletons und andere Texte für Zeitungen und Zeitschriften erschienen nach dem Ersten Weltkrieg vor allem im Neuen Wiener Journal, aber auch im Fremden-Blatt, im Berliner Börsen-Courier etc.
Alice Gurschner war Mitglied im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien. Ihre Mutter Emma war eine Cousine von Adele Deutsch, der dritten Ehefrau von Johann Strauß, mit dem Alice gemeinsam musiziert hat.[3] Ihr Sohn Harald gründete 1920 gemeinsam mit Olaf Fjord eine Filmproduktionsfirma und war kurzzeitig als Regisseur tätig; später widmete er sich dem Motorradsport. Ihre Tochter Eva Martina war die Ehefrau des Malers und Graphikers Theodor Zeller.[4]
„[…] Gernrode […] behandelt einen Stoff aus germanischer Vorzeit, wobei hauptsächlich die eingeflochtenen Schlachtlieder und Monologe von großer Schönheit und kraftvollem Schwung sind. Das Herrische und Kriegerische überwiegt in dieser Dichternatur, obschon sie auch das Weiche und Träumerische glücklich zum Ausdruck bringt. […] Vom Programm abweichend bildete Lucifer die Schlußnummer. Dies Gedicht bietet dem Autor Gelegenheit zur Entfaltung seiner Kraft, so daß am Ende tosender Beifall erscholl. Niemand würde vermuthen, daß sich hinter dem Pseudonym ‚Paul Althof‘ eine junge Dame verbirgt.“
„[…] Paul Althof, unter welchem Künstlernamen sich eine der feinsinnigsten Dichterinnen unserer Zeit […] verbirgt. In Wien geboren, lebte sie viel in Paris und London und erwarb sich dort jene Menschen-, Fach- und Kunstkenntnisse, welche sie befähigten, nicht nur eine geschätzte Kunstkritikerin von richtigem und wohlwollendem Urteil zu sein, sondern diese Vorzüge auch ihren Arbeiten […] mit wahrem poetischen Talent und graziöser Darstellung zu vereinen.
Als eine moderne Frau im guten Sinne des Wortes trägt sie durch ihre Arbeiten und das Verfilmen mehrerer ihrer Novellen, wie Der Graf von Smola und Der graue Harlekin das Ihrige dazu bei, des Tages Bedürfnis zu sichern, lebt aber doch – wie sie selbst sagt – trotzdem nur ‚ihrem Gatten und Kindern, ihrer Kunst zu fabulieren, ihrer Musik und Bildhauerei, und ihrer Hühnerzucht‘.“
„Drei Häuser […] stellt den Versuch einer Art österreichischen Forsyta-Saga dar: Schicksal und geistiges Klima der Menschen dieses Landes und der Geschöpfe einer gewissen gleichsam heroisch empfindsamen Gesellschaftsschicht in untrennbarer Verbundenheit zu zeigen. Das Dichterische an dieser etwas breiten und bisweilen etwas überempfindsamen Gestaltung seelischer Konflagrationen liegt in dieser scharfen Charakteristik sozusagen des Unscharfen. Mit Liebe wird die gewisse patrizisch heimische Lebensunfähigkeit als ein Positivum behandelt, als ein Positivum zumindest der Seele. Die Autorin gibt mehr an Stimmung als an Schlagkraft, aber diese Stimmung ist von seltenem musikalischem Reiz des Wortes wie des Schweigens.“
Gernrode. Poetische Erzählung aus dem zehnten Jahrhundert. Leipzig 1890 (Buchvorschau des Reprints von 2015 bei Google Books; die ersten zwei Seiten sind fehlerhaft und entstellt)
Eberhard Würzl: Vom Ringstraßenpalais in die innere Emigration. Zum 50. Todestag von Alice Pollak-Gurschner (Pseudonym: Paul Althof). In: Verein für Geschichte der Stadt Wien (Hrsg.): Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch 1994. Wien 1994, S. 173–190.
Lexikaeinträge
Gurschner, Alice. In: Bruno Jahn (Hrsg.): Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch. Band 1 (A–L). K. G. Saur, München 2005, S. 383 f. (Buchvorschau bei Google Books).
Paul Althof (Alice Gurschner): Olga Wisinger-Florian und ihr Werk.Feuilleton in: Neues Wiener Journal, 25. April 1924, S. 3 f.
Paul Althof (Alice Gurschner): Der Tragödie letzter Akt. Die Begräbnisfeier der Duse in Asolo.Nachruf / Reportage in: Neues Wiener Journal, 17. Mai 1924, S. 4 f.
Paul Althof (Alice Gurschner): Aus meiner Theaterzeit.Feuilleton in: Neues Wiener Journal, 27. Februar 1925, S. 3 f.
Paul Althof (Alice Gurschner): Erinnerungen an Sara Kainz-Hutzler. Die Tragik einer Künstlersgattin (sic). In: Neues Wiener Journal, 30. September 1928, S. 7
Alice Gurschner: Bei Mignon und Margarete. Wiedersehen mit Hermine Braga.Porträt in: Neues Wiener Journal, 16. Dezember 1928, S. 9 f.
Alice Gurschner: Intimes aus dem Leben eines Geigers. Dem Andenken Adolf Brodskys.Nachruf in: Neues Wiener Journal, 13. April 1929, S. 3 (Feuilleton)
Alice Gurschner: Mit Otto Treßler auf Sommerfrische. Sommeridyllen von einst.Erinnerungen in: Neues Wiener Journal, 21. Juli 1929, S. 8
Paul Althof: Rosa Sunshine gestorben. Die berühmte amerikanische Journalistin und Freundin von Herzl und Nordau.Nachruf in: Neues Wiener Journal, 21. April 1932, S. 8 f.
↑Aiga Klotz: Althof, Paul (Ps.) = Alice Gurschner (1869–1944). In: Dies.: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840–1950, Band 1 (A–F). Metzler, Stuttgart 1990, S. 17 (Voransicht des Buches bei Google Books); lt. Brümmer 1913 erschien das Buch bereits 1884.