Die al-Assads stammen aus Qardaha im Nordwesten Syriens und gehören dem alawitischenKalabiyya-Stamm an. Der Name „Assad“ geht auf Ali Sulayman (1875–1963) zurück, der 1927 seinen Nachnamen änderte, was vermutlich im Zusammenhang mit seinem sozialen Prestige als lokaler „Richter“ und seinen politischen Aktivitäten steht. Alle heutigen Angehörigen der Familie al-Assad gehen auf ihn und seine zweite Ehefrau Naissa zurück, die aus einem Dorf im Alawitengebirge stammte.[1]
Basil al-Assad (1962–1994), ursprünglich als Nachfolger seines Vaters vorgesehen, starb 1994 bei einem Verkehrsunfall[7]
Baschar al-Assad (* 1965), ursprünglich Augenarzt, wegen Basils Tod jedoch seit 2000 amtierender Präsident; verheiratet mit Asma al-Achras, die beiden haben drei Kinder miteinander
Majed al-Assad (~1966–2009), Elektro-Ingenieur, starb 2009 nach langer Krankheit[8][9]
Buschra und die Mutter Anisa gelten als dominante Figuren innerhalb der Familie und sorgen für Zusammenhalt. Als sich Buschra Ende der 1980er in den geschiedenen Offizier Asif Schaukat verliebte, sorgte dies für heftige Konflikte. Insbesondere Hafiz und Basil lehnten die Verbindung ab. Nach Basils Verkehrstod und der beginnenden Krankheit Hafiz’ setzte Buschra 1995 schließlich die Heirat durch. Dadurch jedoch entspann sich eine intensive Rivalität zwischen Schaukat und Mahir, der seine Position bedroht sah. 1999 schoss Mahir Schaukat bei einem Streit in den Bauch, woraufhin Schaukat in Frankreich behandelt werden musste. Durch Buschras Intervention fanden die beiden in den Jahren danach ein friedlicheres Verhältnis zueinander.[6]
Baschar, der in London gelebt hatte, kehrte 1994 nach Syrien zurück, um sich an Basils statt auf das Thronerbe vorzubereiten. Hafiz entmachtete in seinen letzten Lebensjahren einige Personen, die Baschar möglicherweise ihre Loyalität verweigert hätten. Buschra nutzte diese Zeit geschickt, um ihren Mann Asif weiter in Machtpositionen zu bringen. Nach Hafiz’ Tod im Jahr 2000 wurde Baschar planmäßig Präsident und heiratete, auch für Vertraute überraschend, seine Studienfreundin Asma al-Achras, die in London aufgewachsen war. Anisa war mit dieser Verbindung nicht einverstanden, womöglich weil Asma Sunnitin ist. Buschra hingegen stört sich vor allem an Asmas großer medialer Präsenz und hat immer wieder Versuche gemacht, dies zu unterbinden.[6]
Ein gutes Verhältnis haben Mahir und Baschar. Mahir sieht sich als rechte Hand Baschars, ähnlich der Funktion, die Hafiz’ Bruder Rifaat al-Assad vor ihrem Zerwürfnis Anfang der 1980er hatte. Mit Anisas Neffen Rami und Ihab Machluf pflegen die beiden ein angespanntes Verhältnis, das sowohl von geschäftlicher Kooperation wie auch Rivalität geprägt ist. Anisa intervenierte mehrfach, um ihre Söhne daran zu hindern, den Machluf-Brüdern Geschäftsfelder zu entreißen. Brisanz gewinnt die Situation zusätzlich durch die enge Beziehung zwischen Buschra und Rami.[11]
Erweiterter Familienkreis
Hafiz’ Geschwister
Dschamil al-Assad (1933–2004), politisch bereits Jahre vor seinem Tod marginalisiert[11]
Mundhir al-Assad, wurde 2005 bei der Einreise in den Libanon am Flughafen von Beirut festgenommen[11]
Eine Tochter ist verheiratet mit Yarob Kanaan, dessen Vater Ghazi Kanaan (1942–2005) 2005 während seiner Amtszeit als Innenminister vermutlich Selbstmord beging; Die Kanaans stammen aus dem Kalabiyya-Stamm[12]
Rifaat al-Assad (* 1937), seit einem versuchten Putsch 1983 im Exil lebend, seit 2010 in London;[13]
Rifaat hat eine Reihe von Kindern aus diesen Ehen, darunter:
Ribal al-Assad, seit seinem neunten Lebensjahr im Ausland lebend, derzeit USA; in einem Interview bestritt er 2010 eine Verwicklung seines Vaters in das Massaker von Hama oder Verbindungen seines Familienzweiges zu Abd al-Halim Chaddam oder Ghazi Kanaan.[13]
Somar al-Assad, unterstützt seinen Vater aktiv bei dessen Opposition zu Baschar[12]
Mudar al-Assad, verheiratet mit May Haydar, Tochter des syrischen Multimillionärs Muhammad Haydar[14]
Tumadhir, verheiratet mit Mu'ein Nasef Kheir Bek (ebenfalls aus dem Kalabiyya-Stamm), dieser ist über Verwandtschaft und Verschwägerung entfernt verbunden mit Abd al-Halim Khaddam, Rafiq Hariri und der einflussreichen Damaszener al-Atassi-Familie[12]
Über Hafiz’ früh gestorbene Geschwister Bayat (gestorben mit 18 Jahren), Bahija und eine unbekannte Schwester ist fast nichts bekannt.[1]
Numeir al-Assad, Cousin zweiten Grades von Hafiz’ Kindern, führte eine kriminelle Bande in Latakia an und wurde festgenommen, nachdem er eine Bank überfallen hatte[11]
Anisas Verwandtschaft (Machluf-Familie)
Die Machlufs gehören zum alawitischen Haddadin-Stamm,[12] sowohl Hafiz als auch Rifaat haben eine Verbindung durch Heirat. Das Vermögen der Familie wurde 2006 auf etwa drei Milliarden US-Dollar geschätzt.[10]
↑ abMartin Stäheli: Die syrische Außenpolitik unter Hafiz Assad, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-515-07867-3; S. 40
↑Raymond Hinnebusch: Syria: from ‘authoritarian upgrading’ to revolution? In: International Affairs. Band88, Nr.1, 1. Januar 2012, ISSN0020-5850, S.95–113, doi:10.1111/j.1468-2346.2012.01059.x (oup.com [abgerufen am 21. April 2020]).
↑Authoritarian Apprehensions. (uchicago.edu [abgerufen am 21. April 2020]).
↑Weeks, Jessica: Dictators at War and Peace. C. p. 18. Hrsg.: Cornell University Press. S.18.
↑Susanne Michalik: Measuring Authoritarian Regimes with Multiparty Elections. In: Multiparty Elections in Authoritarian Regimes: Explaining their Introduction and Effects (= Studien zur Neuen Politischen Ökonomie). Springer Fachmedien, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-09511-6, S.33–45, doi:10.1007/978-3-658-09511-6_3.
↑ abcdMohamad Daoud: Dossier: Bushra Assad. In: Mideast Monitor. Oktober 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Juli 2011; abgerufen am 2. April 2011.