Air-Transport-International-Flug 805
Der Air-Transport-International-Flug 805 (Flugnummer IATA: AT805, ICAO: ATN805, Funkrufzeichen AIR TRANSPORT 805) war ein Frachtflug der US-amerikanischen Air Transport International von Seattle nach Toledo in Ohio im Auftrag der Burlington Air Express. Am 16. Februar 1995 wurde der Flug mit einer Douglas DC-8-63F der Air Transport International durchgeführt. Während eines Fehlanfluges kam es zu einer räumlichen Desorientierung der Besatzung und dem anschließenden Absturz der Maschine, wobei alle vier Personen an Bord ums Leben kamen und 13 Menschen am Boden verletzt wurden. FlugzeugBei der verunglückten Maschine handelte es sich um eine Douglas DC-8-63F, die im Douglas-Werk in Long Beach, Kalifornien endmontiert wurde. Die Maschine trug die Werknummer 45923, es handelte sich um die 383. Douglas DC-8 aus laufender Produktion. Das Rollout der Maschine erfolgte am 8. Juli 1968. Die Maschine wurde zunächst am 16. August 1968 an die Scandinavian Airlines System ausgeliefert, bei der sie das norwegische Luftfahrzeugkennzeichen LN-MOU und den Taufnamen Leif Viking erhielt. Am 22. Mai 1974 verleaste SAS die Maschine an Thai Airways International. Die Fluggesellschaft ließ die DC-8 mit dem Kennzeichen HS-TGX wieder zu und gab ihr den Taufnamen Srisuriyothai. Thai Airways International verleaste die Maschine im September 1981 an Icelandair weiter, wobei die Fluggesellschaft die DC-8 am 9. September 1981 an Air Algérie unterverleaste. Am 21. November 1981 kehrte die Maschine in die Flotte der Thai Airways International zurück. Am 25. Dezember 1982 kehrte die Maschine als Leasingrückläufer zu Boeing zurück. Ab dem 15. April 1984 war die Maschine bei Sterling Airways in Betrieb und trug in diesem Zuge das dänische Kennzeichen OY-SBK. Ab dem 16. Dezember 1986 war die Maschine bei der Scanair, einer Tochtergesellschaft der Leasinggeberin SAS Scandinavian Airlines, in Betrieb, behielt dabei ihr dänisches Kennzeichen und erhielt zusätzlich den Taufnamen Nora Viking. Ab November 1988 war das US-amerikanische Flugzeugleasingunternehmen Aerolease der neue Leasinggeber, am 31. März 1989 wurde die Maschine mit dem Kennzeichen N794AL auf dieses Unternehmen zugelassen. Ab dem 15. Mai 1989 war die Maschine an die ebenfalls US-amerikanische TransOcean Airways verleast, ab dem 31. Juli 1990 als Frachtmaschine an Air Transport International, die die Maschine für Burlington Air Express betrieb. Das vierstrahlige Langstrecken-Schmalrumpfflugzeug war mit vier Triebwerken des Typs Pratt & Whitney JT3D-7 (Q) ausgestattet. Bis zum Zeitpunkt des Unfalls hatte die Maschine 77.425 Betriebsstunden absolviert, auf die 22.980 Starts und Landungen (=Flugzyklen) entfielen. BesatzungAn Bord der Maschine befand sich eine dreiköpfige Besatzung, bestehend aus einem Flugkapitän, einem Ersten Offizier und einem Flugingenieur, außerdem war ein Passagier an Bord.
UnfallhergangDie Maschine hob um 23:20 Uhr in Seattle zum Flug nach Toledo ab. Der Erste Offizier führte den instrumentenlandesystemgestützten Anflug auf Landebahn 07 durch. Aus nicht näher bekannten Gründen gelang es ihm nicht, den Kurssender und/oder Gleitpfad des Instrumentenlandesystems zu empfangen. Um 03:13 Uhr entschied der Flugkapitän, einen Fehlanflug durchzuführen. Die Maschine wurde vektorengestützt zum Queranflug gelotst und die Piloten wurden angewiesen, einen Kurs von 100° zu fliegen, um auf den Endanflugkurs zu kommen. Während des Anfluges wehte ein Seitenwind mit einer Geschwindigkeit von 35 Knoten aus 180 Grad, wodurch der Erste Offizier Probleme hatte, den Gleitpfad zu erreichen. Um 03:24 Uhr bemühte sich der Erste Offizier, den Anflug zu stabilisieren, während drei Warnmeldungen zum Gleitpfad und zur Sinkrate ertönten. Um 03:24:17 Uhr übernahm der Flugkapitän wieder die Kontrolle über die Maschine und führte einen weiteren Fehlanflug durch. Er erlag dabei einer räumlichen Desorientierung, infolge derer er die Maschine in eine abnorme Fluglage mit einem Rollwinkel von bis zu 80° und einem Nickwinkel von bis zu 25° brachte. Als die Flugzeugnase nach unten ausgerichtet war und die Maschine einen linkswärtigen Rollwinkel einnahm, übergab der Flugkapitän die Kontrolle über die Maschine an den Ersten Offizier, der daraufhin begann, die Tragflächen horizontal auszurichten und die Flugzeugnase anzuheben. Bevor es ihm jedoch gelang, die Fluglage der Maschine vollständig zu korrigieren, schlug die DC-8 auf dem Boden auf. Bei dem Aufprall wurde die Maschine völlig zerstört und alle vier Personen an Bord kamen ums Leben. UrsacheDas National Transportation Safety Board übernahm nach dem Unfall die Ermittlungen zur Unfallursache. Die Ermittler sahen die Ursache für den Unfall in dem Versäumnis des Ersten Offiziers und des Flugingenieurs, rechtzeitig zu erkennen, in welcher abnormen Fluglage sich die Maschine infolge der räumlichen Desorientierung des Kapitäns befand und in dem Versäumnis, dementsprechend korrigierend einzugreifen. Zu der räumlichen Desorientierung sei es den Ermittlern zufolge entweder aufgrund von physiologischen Faktoren oder aufgrund einer defekten Fluglageanzeige gekommen. Quellen
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