Agrilus sp. nach Reitter[1] 16: A. biguttatus 17: A. Guerini 18: A. sinuatus 19: A.subauratus 20: A. viridis 21: A. caeruleus 22: A. Roberti 23: A. angustulus
Bild 1: Agrilus biguttatus; Doppelter Seitenrand des Halsschildes; die dazwischen liegende Fläche erscheint hier durch die Beleuchtung etwas heller
Bild 2: Agrilus biguttatus rechte Hälfte eingefärbt grün: Kinnfortsatz der Vorderbrust orange: Prosternalfortsatz blau: Mittelbrust ocker: Hinterbrust
Bild 3: Agrilus ater. grün: Hinterhüften außen erweitert orange: Doppelter Seitenrand des Halsschildes ocker: Kiel auf dem Hinterwinkel des Halsschildes
Bild 5: Puppe von Agrilus planipennis, links Rückenansicht, recht Bauchansicht
Agrilus ist eine Gattung von Käfern aus der Familie der Prachtkäfer (Buprestidae). Sie ist mit ca. 3.000 Arten die größte Gattung der Unterfamilie der Agrilinae und sogar die größte Gattung im gesamten Tierreich[2]. Bei Freude-Harde-Lohse werden für Mitteleuropa 39 Arten aufgezählt,[3] die Fauna Europaea führt etwa hundert Arten.[4]
Erscheinungsbild und Lebensweise der einzelnen Arten unterscheiden sich erheblich. Die folgenden Aussagen beziehen sich auf die mitteleuropäischen Arten der Gattung.
Die Gattung Agrilus wurde von dem Engländer Curtis 1825 aufgestellt. Er charakterisiert sie hauptsächlich durch den Bau der Fühler und der Mundwerkzeuge. Für die Beschreibung des übrigen Körpers verwendet er eine andere Schriftart. Den Namen übernimmt er von Megerle.[6] Die Namen von Megerle werden jedoch mit wenigen Ausnahmen nicht anerkannt.[7]
Die Erklärung des GattungsnamensAgrīlus ist unsicher. Schenkling versieht seine Erklärung (von altgriechischάγραágra, Jagd, Beute, und είλω ēīlo, sich versammeln) mit einem Fragezeichen.[8] Ein Bezug zu Eigenschaften der Arten der Gattung ist nicht erkennbar.
Merkmale der Gattung
Die GattungAgrilus zeigt die morphologischen Eigenschaften der Prachtkäfer. Der letzte Abschnitt der Beine, die Tarsen, sind fünfgliedrig (Tarsenformel 5-5-5). Dabei ist bei Agrilus das erste Hintertarsenglied mindestens so groß die die folgenden drei Tarsenglieder zusammen. Die Krallen am letzten Tarsenglied besitzen an der Basis einen Zahn, der bei den Weibchen kurz, breit und stumpf ist. Bei den Männchen werden die Zähne der Klauen zur Einteilung in verschiedene Klauentypen verwendet.
Die Vorderhüfthöhlen sind hinten nicht geschlossen, die Vorderhüften (Praecoxa) sind kugelig und durch einen Fortsatz der Vorderbrust (Prosternalfortsatz) breit voneinander getrennt. Bei Agrilus ist dieser Fortsatz spitz ausgezogen, überbrückt die Mittelbrust bis zu deren Hinterkante, sodass sie in zwei Hälften getrennt erscheint (Bild 2).
Die Hinterhüften (Metacoxa) schließen an die Hinterbrust (Metasternum) an und sind zur teilweisen Aufnahme der Hinterschenkel (Metatibia) ausgehöhlt. Nach außen sind die Metacoxen bei Agrilus stark verbreitert (Bild 2).
Von den fünf Abschnitten auf der Unterseite des Hinterleibs (Sternit) sind die ersten beiden verwachsen und bilden bei Agrilus den breitesten und längsten sichtbaren Hinterleibsabschnitt. Die folgenden Sternite verschmälern sich geradlinig, das letzte ist in Form eines Kreisausschnittes abgerundet und weist eine Randfurche auf.
Der Kopf ist kurz, von oben gesehen mehr als doppelt so breit wie lang. Die Augen sitzen seitlich, ihr Hinterrand verläuft parallel und in kleinem Abstand zum Halsschild. Die elfgliedrigen Fühler sind etwa auf der Höhe des Augenunterrandes eingelenkt. Zumindest die mittleren Glieder sind gesägt.
Seitlich am Halsschildes verläuft unter dem eigentlichen Seitenrand eine kielartige Erhöhung, die am Hinterwinkel oder erst weiter vorn am Seitenrand entspringt. Dieser Kiel verläuft wie der Seitenrand bis zum Vorderrand des Halsschildes, wobei der Abstand zwischen Rand und Kiel sich vergrößert (doppelter Seitenrand des Halsschildes, Bild 1). Oberhalb des Seitenrandes verläuft neben dem Hinterwinkel meist ein weiterer Kiel (Bild 3). Die Basis des Halsschildes ist vor beiden Flügeldecken und vor dem Schildchen ausgerandet.
Das Schildchen ist groß und besitzt fast immer einen Querkiel. Die Flügeldecken lassen seitlich einen Teil des Hinterleibs unbedeckt. Sie verlaufen von den Schultern anfangs parallel bis nach innen geschwungen nach hinten, dann geradlinig verschmälert. Der Abschluss ist bei den verschiedenen Arten verschieden. Häufig sind die Flügeldecken hinten einzeln verrundet und gezähnt[3].
Differenzierende Merkmale für die Arten
Für die Bestimmung der zahlreichen Arten ist die Färbung von untergeordneter Bedeutung. Sie ist immer metallisch grün, blau oder violett und variiert innerhalb der Arten stark. Unter den mitteleuropäischen Arten gibt es drei, die weiße Flecken auf den Flügeldecken besitzen. Diese werden durch Felder dicht stehender weißer Haare hervorgerufen.
Die Form des Vorderbrustfortsatzes zwischen den Vorderhüften, die Höhe der Einlenkung der Fühler bezüglich der Augenunterrand, die Form der Rinne des letzten Sternits, der Abschluss der Flügeldecken und die Form des Abschlusses der Vorderbrust zum Kopf hin sind wichtige Bestimmungsmerkmale.
Die Ausformung des Zahns an den Krallen werden bei den Männchen zur Bestimmung herangezogen[3].
In der Fauna Germanica werden die Arten der Gattung als schwierig und nur mit großer Aufmerksamkeit zu unterscheiden charakterisiert.[9]
Biologie
Die Larven (Bild 4) entwickeln sich in allen Arten von zweikeimblättrigen Pflanzen (Bäume, Sträucher, Gräser) und in all ihren Teilen (Wurzeln, Wurzelstöcke, Stämme, Äste). Die Larven der europäischen Gattungen leben sowohl in als auch unter der Rinde von lebenden bzw. verletzten Pflanzen. Die gelegten Eier werden von den Käfern mit einem Sekret überzogen, um das Austrocknen zu verhindern. Die Käfer sind wirtsspezifisch. Deswegen kann es bei vielen Arten in Forst- und Landwirtschaft zu Massenvorkommen und Schädigung der Wirtspflanze kommen[2]. Ob verschiedenen Fraßpflanzen immer verschiedene morphologische Formen entsprechen und ob es sich dabei um Arten oder nur um Rassen handelt, ist teilweise noch ungeklärt[3].
Die Käfer findet man auf den Pflanzen, auf denen die Eier abgelegt werden, häufig gesellig[3]. Von hier erklärt sich vielleicht auch der wissenschaftliche Name ((gr.) agrios „ländlich“, ile „Schar“).
Systematik
Die Gattung Agrilus enthält etwa 3.000 Arten und ist damit die größte Gattung der Unterfamilie der Agrilinae und sogar die größte Gattung im gesamten Tierreich. In Europa ist sie mit etwa 100 Arten vertreten:[4].
↑Edmund Reitter: Fauna Germanica, die Käfer des Deutschen Reiches III. Band, Seite 191 K.G.Lutz’ Verlag, Stuttgart 1911
↑ abc
Fritz Brechtel, Hans Kostenbader (Hrsg.): Die Pracht- und Hirschkäfer Baden-Württembergs, Eugen Ulmer Verlag Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-3526-4
↑ abcde
Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde, Gustav Adolf Lohse: Die Käfer Mitteleuropas. Band6: Diversicornia. Spektrum, Heidelberg 1979, ISBN 3-87263-027-X.
Teil A, „SCHADORGANISMEN, DEREN EINSCHLEPPUNG UND AUSBREITUNG IN DIE BZW. IN DEN MITGLIEDSTAATEN BEI BEFALL BESTIMMTER PFLANZEN ODER PFLANZENERZEUGNISSE VERBOTEN IST“
Teil B, „SCHADORGANISMEN, DEREN EINSCHLEPPUNG UND AUSBREITUNG IN BESTIMMTE(N) SCHUTZGEBIETE(N) BEI BEFAL BESTIMMTER PFLANZEN ODER PFLANZENERZEUGNISSE VERBOTEN IST“