Agnes StavenhagenAgnes Stavenhagen (* 3. September 1860 in Winsen als Agnes Caroline Elise Franzisca Denninghoff; † 30. September 1945 in Bautzen), Künstlername Agnes Denis, war eine deutsche Opernsängerin (Sopran). Durch ihr Wirken am Weimarer Hoftheater und in europaweiten Konzerten war sie eine hochgeschätzte Kammersängerin und erlangte zu Lebzeiten große Popularität. LebenKindheit und FamilieAgnes Stavenhagen wurde in Winsen (Luhe) als Tochter des Winsener Ratskellerpächters Anton Bernhard Denninghoff und Elise Denninghoff, einer Jugendfreundin Johannes Brahms’, geboren.[1][2] Ihr Großvater war Adolph Heinrich Giesemann, ein früher Förderer Johannes Brahms’. Bei ihm in Winsen weilte der berühmte Komponist ab 1847 mehrere Male.[2] Am 24. Oktober 1860 wurde Agnes Denninghoff in der St.-Marien-Kirche in Winsen getauft.[3] Als das Ehepaar Denninghoff den Ratskeller in Winsen 1866 aufgab, verließ Agnes mit ihrer Familie Winsen und zog nach Bremerhaven, nur kurze Zeit später weiter nach Heppens, dem heutigen Wilhelmshaven, wo ihr Vater ein Hotel gründete. Dort wurde Agnes am 29. März 1875 in der Elisabethkirche konfirmiert. AusbildungMit 18 Jahren begann Stavenhagen im Oktober 1879 eine Ausbildung zur Konzertsängerin an der Königlich Akademischen Hochschule für Musik in Berlin. Johannes Brahms bezahlte ihr Studium, das sie aber wegen des elterlichen Konkurses 1882 nicht abschließen konnte. Zurück in Wilhelmshaven, reiste sie regional als „Concertsängerin“ und trat mit Kammermusikern des Großherzogs von Oldenburg auf. Ab 1884 konnte sie durch die finanzielle Zuwendung eines Förderers ihre fehlende Bühnenausbildung bei der Opernsängerin und Wagnernichte Johanna Jachmann-Wagner in München nachholen. Dort beendete sie 1886 ihre Ausbildung. KarriereAgnes Stavenhagens Weg führte 1886 nach Weimar, wo sie 12 Jahre am Weimarer Hoftheater sang und bis zu ihrer Heirat unter dem Künstlernamen Agnes Denis auftrat. Dort gab sie am 8. September des Jahres in der Oper Faust von Charles Gounod als Margarethe ihr Debüt. Am Hoftheater arbeitete sie auch mit Richard Strauss zusammen, der 1889 2. Kapellmeister wurde. 1890 heiratete sie in Weimar den Pianisten und Komponisten Bernhard Stavenhagen. Als gefeierter Sopran reiste sie ab 1891 durch Europa, trat unter anderem in London, Glasgow, Edinburgh, Wien und 1898 in St. Petersburg auf. 1893 wurde ihr von Großherzog Karl Alexander der Titel „Großherzoglich Sächsische Kammersängerin“ verliehen. 1894 bekam sie Angebote aus New York, die sie aber zu Gunsten ihres Mannes verwarf, weil er Hofkapellmeister in Weimar werden sollte. 1898 zog das Ehepaar Stavenhagen nach München. Dort knüpfte sie als Konzertsängerin an ihre Erfolge an und bereiste von dort aus viele Städte Deutschlands. Agnes Stavenhagen trat zudem 1900 in der denkwürdigen Münchener Erstaufführung von Gustav Mahlers 2. Sinfonie (Mahler) auf. Diese Aufführung gilt dort als kompositorischer Durchbruch Mahlers.[4] Die Presse rühmte den „überaus klangschönen und musikalisch sicheren Sopran“ Stavenhagens[5] und „ihr heller, sympathischer Sopran schwebte förmlich über den in äußerster Ruhe gesungenen Harmonien des Chores“.[6] Ab 1900 fanden zahlreiche Liedvorträge in der Öffentlichkeit große Resonanz, die das Ehepaar Stavenhagen gestaltete. Populär waren ihre Lieder- und Duettenabende in denen Agnes Stavenhagen unter anderen mit der Konzertaltistin Iduna Walter-Choinanus und mit Hermann Zilcher auftrat. Das Ehepaar Stavenhagen war befreundet mit Heinrich VII. Prinz Reuß zu Köstritz und seiner Frau, der Weimarer Prinzessin Marie, die ihre Kunst großzügig förderten. Karriereende und spätere JahreAm 1. März 1908 hatte Stavenhagen ihren letzten großen Bühnenauftritt im Hoftheater Kassel. Im selben Jahr erfolgte die Scheidung der kinderlosen Ehe mit Bernhard Stavenhagen, der sich einer Klavierschülerin zugewandt hatte. 1911 zog sie nach Berlin-Wilmersdorf und wirkte fortan als Gesangspädagogin. In dieser Zeit pflegte sie eine besondere Freundschaft zu dem Klavierfabrikanten-Ehepaar Edwin und Helene Bechstein und hatte Zugang zu deren Salon, einem Treffpunkt von Künstlern, Industriellen und Politikern der Berliner Gesellschaft. Dort machte sie auch nähere Bekanntschaft mit Mitgliedern der Familie Wagner aus Bayreuth und letztlich auch mit führenden Nationalsozialisten. Letzte Jahre und TodIhre letzten drei Lebensjahre waren vom Krieg schicksalsgeprägt. Wegen der anhaltenden Bombardierung Berlins wurde sie im August 1943 nach Agnetendorf in Schlesien zwangsevakuiert. Anfang 1944 fand sie in Kirschau in der Oberlausitz auf Bemühen ihrer Nichte Eva Maria Ludwig eine Bleibe. In den letzten Kriegstagen musste sie, teils zu Fuß, nach Bad Schandau vor der heranrückenden Front fliehen. Zurück in Kirschau, erlitt sie im Sommer 1945 einen schweren Schlaganfall und wurde daraufhin in einem diakonischen Pflegeheim in Bautzen-Seidau untergebracht, wo sie am 30. September 1945 starb. Sie wurde auf dem Heimfriedhof an der Salzenforster Straße in Bautzen-Seidau beigesetzt. RezeptionAgnes Stavenhagen wird als eine schöne Frau beschrieben, ca. 1,62 m groß und schlank.[7] Sie verfügte über eine außergewöhnliche, helle Sopranstimme über mehrere Oktaven, wobei ihre Fulminanz in der Höhe lag. Ihre charismatische Erscheinung auf der Bühne und ihr Spiel waren reizvoll und wurden vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen. Es gab nach den Aufführungen viel Resonanz.[8]
– Weimarer Zeitung am 15. September 1886 über das Debüt Stavenhagens in der Oper Faust von Charles Gounod
– Weimarer Zeitung am 18. Januar 1887 zur Aufführung der Spieloper Junker Heinz von Karl von Perfall
– Richard Strauss in einem Brief an Cosima Wagner am 5. Januar 1890
– Weimarer Zeitung am 16. Juni 1896 über den Auftritt Stavenhagens in der Fledermaus von Johann Strauss
– Der Sankt Petersburger Herold am 26. Februar 1898 zur Aufführung von Wagners Walküre in St. Petersburg
– St. Petersburger Zeitung am 27. Februar 1898 zur Aufführung von Wagners Walküre in St. Petersburg
– Gustav Mahler in einem Brief an Oskar Fried 1905 über die Münchener Erstaufführung seiner 2. Sinfonie im Jahre 1900 Literatur
WeblinksEinzelnachweise
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