Die Aegidienstraße ist im Jahr 1286 erstmals als „Platea Sancti Egidii“ urkundlich belegt. In den folgenden Jahrhunderten weist die Schreibweise des Straßennamens in den erhaltenen Dokumenten erhebliche Schwankungen auf:
1438: „St. Illienstrate“
1460: „St. Illigenstrate“ und „St. Ilgenstrate“
1666: „Eydienstrate“ und „Ottilienstraße“
Seit 1852 ist „Aegidienstraße“ die amtlich festgelegte Schreibweise. Allerdings war noch 1909 „Tilgenstrate“ eine allgemein verbreitete alternative Bezeichnung.
Alle Varianten leiten sich von der St. Aegidien-Kirche ab, die nach dem heiligen Ägidius benannt ist und ähnlich wie die zu ihr führende Straße im Laufe der Jahrhunderte mit sehr unterschiedlichen und teils kaum wiedererkennbaren Variationen ihres Namens belegt wurde.
Die nach Süden abzweigende heutige Schildstraße galt bis ins späte 19. Jahrhundert als Teil der Aegidienstraße und wurde mit dem Zusatz „up dem Ruggen“ bezeichnet, während der nördliche Arm mit der Zusatzbenennung „tegen den Scheren“ belegt war. Erst 1884 wurde der südliche Abzweig zur „Schildstraße“.
Aegidienstraße 65, auf das frühe 17. Jahrhundert zurückgehendes ehemaliges Armenhaus gestiftet von dem Bürgermeister Heinrich Köhler und nach ihm Kölerstift benannt, 1872 straßenseitig im Stil des Eklektizismus neu errichtet
Aegidienstraße 67, auf das 14. Jahrhundert zurückgehendes klassizistisches Haus des frühen 19. Jahrhunderts
Aegidienstraße 75, auf das 14. Jahrhundert zurückgehendes klassizistisches Haus von 1831
Aegidienstraße 77, klassizistisches Backstein-Pastorenhaus von St. Aegidien, erbaut 1826–1828
75: Henks Gang (1875 abgegangen beim Umbau des Vorderhauses)
Literatur
W. Brehmer: Die Straßennamen in der Stadt Lübeck und deren Vorstädten. H. G. Rathgens, Lübeck 1889.
Klaus J. Groth: Weltkulturerbe Lübeck – Denkmalgeschützte Häuser. Über 1000 Porträts der Bauten unter Denkmalschutz in der Altstadt. Nach Straßen alphabetisch gegliedert. Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 1999, ISBN 3-7950-1231-7.
Max Hoffmann: Die Straßen der Stadt Lübeck. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde. Jg. 11, 1909, ISSN0083-5609, S. 215–292 (Auch Sonderabdruck: 1909).