Adam Rydel

Adam Rydel (* 1. Juni 1872 in Kraków; † 31. Mai 1914 dortselbst) war ein polnischer Arzt für Neurologie und Psychiatrie.

Leben

Er war Sohn des Augenarztes Lucjan Andrzej Rydel (1833–1895) und seiner Ehefrau Helena geb. Kremer. Nach dem Besuch des kaiserlich-königlichen St.-Anna-Gymnasiums studierte er von 1893 bis 1899 Medizin an der Jagiellonen-Universität in Kraków/Krakau, damals zu Österreich-Ungarn gehörig. Dort wurde er in Neuroanatomie unterwiesen von Kasimierz Konstanecki (1863–1940) und Adam Bochenek (1875–1913). Anschließend ging er an die Universität Frankfurt/Main zu Carl Weigert (1845–1904) und Ludwig Edinger (1855–1918), wo er zum Doktor der Medizin promoviert wurde. 1902 wechselte er als Assistenzarzt an die Klinik für Psychiatrie und Nervenkrankheiten (Direktor: Friedrich Jolly) der Königlichen Charité in Berlin und erfand dort als Mitarbeiter von Privatdozent Friedrich Wilhelm Seiffer ein Instrument zur Messung der Vibrationsempfindlichkeit, die später sogenannte Rydel-Seiffer-Stimmgabel. Von 1904 bis 1905 war er bei Pierre Marie (1853–1940) an der neurologischen Klinik des Bicêtre-Hospitals in Paris als Assistenzarzt tätig, und danach bis 1908 als Assistent bei Jan Piltz (1870–1930) an der Klinik für Neurologie und Psychiatrie in Krakau.

Schaffen

Rydel-Seiffer-Stimmgabel

Seine bleibende wissenschaftliche Leistung ist die – als Erstautor mit Seiffer 1903 in Berlin veröffentlichte – Untersuchung zur Bestimmung des Vibrationsempfindens mittels einer speziell präparierten Stimmgabel, und die Prägung des Begriffs Pallästhesie (abgeleitet von griechisch πάλλώ vibrieren, schwingen) für das Vibrationsempfinden (Vibrationsreiz-Perzeption). Bei 3 von 5 diesbezüglichen Publikationen war er Erstautor und sein Oberarzt und akademischer Vorgesetzter Seiffer Ko-Autor.

Erfindung

Schon früher waren Stimmgabeln, die Vibrationen erzeugen, wenn sie in Schwingung versetzt werden, zur Untersuchung der Vibrationsempfindung verwendet worden (M. Egger 1898, L.Treitel 1897); untersucht wurden die Wahrnehmbarkeit verschiedener Stimmgabel-(=Vibrations-) Frequenzen und die Dauer der Wahrnehmbarkeit bei Gesunden und kranken Menschen. Als Neuerung präparierte Rydel eine gewöhnliche 128 Hz Stimmgabel mit Gewichten von ca. 25 g (zur Herabsetzung der Schwingungsfrequenz auf 64 Hz), auf denen er Papierstreifen mit einer geometrischen Figur (Gradenigo-Dreieck) anbrachte, und eine von 0 bis 8 aufsteigend graduierte Skala zur optischen Beobachtung des zeitlichen Verlaufes des Schwingungsvorganges. Ziel war es, auf diese Weise die Dauer der Wahrnehmung des Vibrationsreizes (Schwingungsdauer) einfach beobachten und messen zu können.

Schriften

  • Mesure des troubles de la sensibilite au diapason. In: Revue Neurologique (Paris). Band 11. Paris 1903, S. 1201–1202.
  • Sur L'anatomie pathologique d'une forme d'heredo-ataxie cerebelleuse. In: Nouvelle iconographie de la Salpetriere. Band 17. Paris 1904, S. 289–303.

Als Erstautor mit Friedrich Wilhelm Seiffer:

  • Untersuchung über das Vibrationsgefühl oder die sog. 'Knochensensibilität'(Pallästhesie). In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten. Band 37, Nr. 2, 1903, S. 488–536.
  • Untersuchungen über das Vibrationsgefühl oder die sog. 'Knochensensiblilität'(Pallästhesie). Abstract. In: Neurologisches Centralblatt. Band 22, 1903, S. 1012–1013.
  • Recherches sur la sensibilite aux vibrations, ou soi-disant sensibilite osseuse (pallesthésie). Abstract. In: Revue Neurologique. Band 12. Paris 1904, S. 69–70.

Als Zweitautor mit Friedrich Wilhelm Seiffer:

  • Ueber Knochensensibilität. In: Centralblatt für Nervenheilkunde und Psychiatrie. Band 14, 1903, S. 332–334.
  • Ueber Knochensensiblilität. Kongressvortrag. In: Neurologisches Centralblatt. 1903, S. 329–331 (online bei archive.org [abgerufen am 4. September 2020]).

Literatur