Acantholimon-Arten wachsen als posterbildende Halbsträucher oder Zwergsträucher.[1][2] Meist sind die Pflanzenexemplare stachelig und stark verzweigt.[2]
An den oberen Enden diesjährige Zweige sind sitzenden Laubblätter spiralig angeordnet und bilden oft dichte Blattrosetten. Die Laubblätter bleiben auch verwelkt an den älteren Zweigen. Die Laubblätter können im Frühjahr verschieden sein zu denen des Sommers.[2] Die einfachen Blattspreiten sind meist linealisch-dreieckig, linealisch-nadelartig, fast zylindrisch, pfriemlich; manchmal flach und ziemlich breit und fast immer mit stacheligen bis begranten oberen Ende.[2][1]
Generative Merkmale
In den Achseln der Frühlingsblätter an der Basis diesjähriger Zweige stehen auf Blütenstandsschäften die einfachen oder verzweigten ährigenBlütenstände.[2][1] Wenn die Blütenstände verzweigt sind, dann setzen sie sich aus ährigen Teilblütenständen, die zweireihig angeordnet sind und jeweils ein bis fünf Blüten enthalten, zusammen. Die Tragblätter sind deutlich kürzer als die Deckblätter der untersten Blüten und ihre Ränder sind häutig. Das unterste Deckblatt ist dem Tragblatt ähnlich und sein Rand ist breit häutig.[2]
Die meist zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Es sind zwei Blütenhüllblattkreise vorhanden. Die fünf Kelchblätter sind fast röhrig oder meist trichterförmig verwachsen; die fünf Kelchzipfel sind deutlich kürzer als die fünfnervige bzw. fünfrippige, meist gerade oder manchmal schiefe Kelchröhre. Die fünf oder zehn weißen, rosa- bis purpurfarbenen Kelchlappen sind breit und trockenhäutig.[2] Die fünf Kronblätter sind nur an ihrer Basis verwachsen.[1][2] Es ist nur ein Kreis mit fünf fertilenStaubblättern vorhanden; sie sind epipetal, stehen also vor den Kronblättern mit denen die Staubfäden verwachsen sind, es fehlt also der äußere Staubblattkreis. Die fünf Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, linealisch-zylindrischen, meist kahlen Fruchtknoten verwachsen. Es sind fünf freie, meist kahle Griffel vorhanden.[2][1] Die Narben sind halbkugelig oder fast länglich-kopfig.[1]
Acantholimon-Arten gedeihen hauptsächlich in Bergregionen, besonders in mittleren bis größeren Höhenlagen.[1]
Systematik, botanische Geschichte und Verbreitung
Die Gattung Acantholimon wurde 1846 durch Pierre Edmond Boissier in Diagnoses Plantarum Orientalium Novarum Series 1, 7, Seite 69 aufgestellt.[3]Typusart ist Acantholimon glumaceum(Jaub. & Spach) Boiss.[3] Der Gattungsname Acantholimon wird etymologisch abgeleitet aus dem altgriechischen Wort ákanthos bzw. ákantha für Stachel, Dorn und der gekürzten Form von Limonium, ebenfalls einer Gattung der Familie der Plumbaginaceae.[4]Synonyme für AcantholimonBoiss. nom. cons. (Shenzhen ICN Art. 14.4 & App. III) sind: Armeriastrum(Jaub. & Spach) Lindl. nom. rej., Statice subg. ArmeriastrumJaub. & Spach.[3][5]
Boissier nennt 1846 22 Acantholimon-Arten. Alexander von Bunge veröffentlichte 1872 die MonografieDie Gattung Acantholimon Boiss.[6] und listet 83 Arten auf. In der Revision der Gattung Acantholimon durch Mobayen von 1964[7] sind 119 Arten enthalten.[8] Seit Moharrek et al. 2017 enthält Acantholimon s. l. die Arten der bisherigen Gattungen Bamiania, Bukiniczia, Chaetolimon, Cephalorhizum, Dictyolimon, Gladiolimon, Popoviolimon sowie Vassilczenkoa. Acantholimon s. l. ist das Schwestertaxon zur Gattung Goniolimon.[9] Die Gattung Acantholimon wurde in Sektionen gegliedert, diese Gliederung wird auch bei Moharrek et al. 2017 angezweifelt.[9]
Die etwa 200 Acantholimon-Arten sind vom östlichen Mittelmeerraum (südliches Albanien, südwestliches Griechenland sowie Kreta) bis zum westlichen Tibet verbreitet. Das Zentrum der Artenvielfalt liegt in Südwest- und Zentralasien, genauer der östliche Mittelmeerraum und die Irano-Turanische Florenregion[10]. Im Iran kommen etwa 79 Arten mit 5 Subtaxa vor; von diesen 84 Taxa kommen 65 nur dort vor.[8] In der Türkei gibt es etwa 52 Arten, 10 Unterarten und 17 Varietäten (Stand 2007).[11] In China kommen etwa elf Arten vor (Stand 1996).[2]
Acantholimon davisiiAkaydin & M.B.Crespo: Sie wurde 2017 zur Art erhoben. Ein Synonym ist Acantholimon caryophyllaceum subsp. parviflorumBokhari. Sie kommt nur im türkischen Anatolien vor.[15]
Acantholimon ekimiiDoğan & Akaydın: Sie wurde 2007 erstbeschrieben. Diese seltene Art ist nur von ihrem Typusstandort auf eine Hochgebirgssteppe in einer Höhenlage von etwa 2300 Metern zwischen Akçay und Cumaçay im östlichen Anatolien bekannt.[11]
Acantholimon ulicinum(Willd. ex Schult.) Boiss. (Syn.: Acantholimon araratiJahand., Acantholimon echinus var. glaberrimumMobayen, Acantholimon libanoticum var. ulicinum(Willd. ex Schult.) Boiss., Acantholimon olympicum(Boiss.) F.W.Mey., Acantholimon tournefortii(Jaub. & Spach) Boiss.): Sie kommt im Gebiet von Serbien und Montenegro, in Albanien, Mazedonien, Griechenland, Kreta, in der Ägäis, in der Türkei, Armenien und im Gebiet von Syrien und Libanon vor.[13]
Einige Arten werden als Zierpflanzen verwendet.[20] In den gemäßigten Breiten eignet sich Acantholimon glumaceum in Gärten, besonders für Steingärten.[21]
Quellen
Tse-Hsiang Pen, Rudolf V. Kamelin: Plumbaginaceae: Acantholimon, Seite 193 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 15 - Myrsinaceae through Loganiaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1996, ISBN 0-915279-37-1. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
M. H. Bokhari: Flora of West Pakistan, Volume 28 - Plumbaginaceae, Stewart Herbarium, Gordon College (u. a.), Rawalpindi, 1972: online bei Tropicos.org. des Missouri Botanical Garden. (Abschnitte Beschreibung und Systematik)
P. Hernández-Ledesma, W. G. Berendsohn, T. Borsch, S. von Mering, H. Akhani, S. Arias, I. Castañeda-Noa, U. Eggli, R. Eriksson, H. Flores-Olvera, S. Fuentes-Bazán, G. Kadereit, C. Klak, N. Korotkova, R. Nyffeler, G. Ocampo, H. Ochoterena, B. Oxelman, R. K. Rabeler, A. Sanchez, B. O. Schlumpberger, P. Uotila: A taxonomic backbone for the global synthesis of species diversity in the angiosperm order Caryophyllales. In: Willdenowia, Volume 45, Issue 3, 2015, S. 281–383. doi:10.3372/wi.45.45301
↑ abcAcantholimon bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 16. Dezember 2017.
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Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 33 (Nachdruck von 1996).
↑ abAcantholimon im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 19. August 2018.
↑Alexander von Bunge: Die Gattung Acantholimon Boiss. In: Mémoires de l'Académie impériale des sciences de St.-Pétersbourg. Tome 18, Nr. 2, St.-Pétersbourg, 1872. eingescannt.
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Farideh Moharrek, Shahrokh Kazempour, Osaloo Mostafa, Assadi Gonzalo, Nieto Feliner: Molecular phylogenetic evidence for a wide circumscription of a characteristic Irano-Turanian element: Acantholimon (Plumbaginaceae: Limonioideae). In: The Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 184, Issue 3, Juni 2017. doi:10.1093/botlinnean/box033
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