AbfärbetheorieDer Begriff Abfärbetheorie, auch Infektions- bzw. Durchsäuerungstheorie, bezeichnet im deutschen Einkommensteuerrecht die Umqualifizierung nicht gewerblicher Einkünfte in Einkünfte aus Gewerbebetrieb. AllgemeinesNach § 15 Abs. 3 Nr. 1 EStG wird eine von einer Personengesellschaft ausgeübte Tätigkeit insgesamt als gewerblich angesehen, wenn auch nur ein Teil der Tätigkeit gewerblich ausgeführt wird. Zweck der Regelung ist es, mehrere Einkunftsarten innerhalb einer einheitlichen Personengesellschaft zu vermeiden. Auf diese Weise soll die Besteuerung vereinfacht und das Gewerbesteueraufkommen gesichert werden. Es genügen bereits geringe gewerbliche Einkünfte, um auch alle übrigen Einkünfte zu gewerblichen umzuqualifizieren. Der Bundesfinanzhof hat 2014 in mehreren Urteilen entschieden, dass die Einkünfte einer freiberuflich tätigen Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die in geringem Umfang gewerblich tätig ist, nicht insgesamt zu gewerblichen Einkünften umqualifiziert werden, wenn die gewerblichen Umsätze eine Bagatellgrenze von 3 % der Gesamtnettoumsätze und zusätzlich den Betrag von 24.500 Euro im Jahr nicht übersteigen.[1] Die vom Bundesfinanzhof entwickelte Bagatellregelung ist nicht unumstritten.[2] Folgen der Umqualifizierung
BeispielDie an einer freiberuflich tätigen Personengesellschaft beteiligten Personen beziehen grundsätzlich Einkünfte aus selbständiger Arbeit. Erzielt jedoch einer der Gesellschafter (neben seiner freiberuflichen Tätigkeit) im Rahmen des Personenzusammenschlusses gewerbliche Umsätze (z. B. aus Grundstücksvermittlung), so werden alle Gewinne der Gesellschaft in Gewerbeeinkünfte umqualifiziert. Siehe auchEinzelnachweise
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