Mitte April 1942 wurde für die japanische Führungsebene die Kommandostruktur im Pazifik zu einem wichtigen Thema, da das Imperiale Hauptquartier neue Richtlinien für Operationen der zweiten Stufe[A 1] aufgestellt hatte. Dies beinhaltete die Untersuchung des Vorschlags zur Reorganisation der Flotte im Pazifikraum.
Bis zu diesem Zeitraum wurden die Operationen der Marine im zentralpazifischen Raum vorzugsweise mit der allgemeinen Unterstützung der Hauptkräfte der Kombinierten Flotte durchgeführt. Der Flugbetrieb lag in der Verantwortung der 11. Luftflotte, während die 4. Flotte für den Marine-Seebetrieb verantwortlich war.[1]
Nach der Midway-Operation durchzuführende Aktionen sollten wiederum von den bisher beteiligten Verbänden durchgeführt werde, wobei sich einige Probleme ergaben.
Es war schwierig, das Kommando über den relativ weiten Verantwortungsbereich der 4. Flotte zu vereinheitlichen. Es würde für ein Kommando äußerst schwierig sein, Operationen zur Verteidigung von eingenommenen Schlüsselgebieten, zum Schutz der Schifffahrt und zur Verwaltung besetzter Gebiete und mehr zu koordinieren und dazu noch traditionelle Marine-Überwasseroperationen durchzuführen.
Es sollte ein einheitliches Kommando existieren, um Boden- und Luftoperationen effektiv zu vereinen.
Es wurde ein neu eingerichtetes Flottenkommando gewünscht, um einen engen und direkten Kontakt mit dem kürzlich gebildeten Kommando der 17. Armee unter Generalleutnant Hyakutake Seikichi zu ermöglichen.[1]
Als Ergebnis zahlreicher durchgeführter Untersuchungen wurde beschlossen, eine neue Struktur zu bilden, die diesen Zwecken entsprach.[1]
Am 14. Juli 1942 wurde die 8. Flotte aufgestellt und erhielt den operativen Titel Äußere Südseeflotte. VizeadmiralMikawa Gun’ichi[2] wurde zum ersten Kommandanten der 8. Flotte ernannt.[3]
Die Aufgaben der 8. Flotte waren grundsätzlich festgelegt. Dazu gehörten die Operation FS (Fidschi-Inseln, Samoa und Neukaledonien) und andere Oberflächenkampagnen im Südostgebiet des Pazifik. Dies nahm auch die Einrichtung der 7. Spezialbasiseinheit vorweg, die mit Garnisonsaufgaben für das Gebiet der Operation FS unter dem Kommando der 8. Flotte beauftragt war. Daher war die 8. Flotte nicht nur eine Garnisonsstreitmacht, sondern eine operative Flotte unter dem Kommando der Südostflotte, die mit erheblichen Verstärkungen für die Führung von Oberflächenkampagnen im Südpazifikgebiet verantwortlich war.
Eine weitere Aufgabe der 8. Flotte war die Unterstützung der 3. Flotte, die kurz zuvor neu gebildet worden war. Das Konzept der Flottenreorganisation im pazifischen Raum wurde angepasst, um trotz der dann erfolgten Annullierung der FS-Operation aufeinanderfolgende wesentliche Operationen in Ost-Neuguinea und auf den Salomonen einzubeziehen.[1]
8. Flotte am 14. Juli 1942 Oberbefehlshaber Vizeadmiral Mikawa Gun’ichi
Darüber hinaus wurde dem Kommandanten der Kombinierten Flotte unter dieser militärischen Formation auch die Verantwortung für die oben genannten Operationen mit der Äußeren Südseeflotte übertragen, zu der die 8. Flotte gehörte, die durch das 6. Geschwader mit dem Leichten KreuzerYūbari, die 29. Zerstörerdivision und andere verstärkt wurde. Die 11. Luftflotte wurde in eine kooperative Rolle versetzt.
Mikawa Gun’ichi gab für die 8. Flotte am 5. August 1942 die folgende Schlachtordnung für die Invasion von Port Moresby und die Operationen in Ost-Neuguinea heraus:
Die größte Sorge bereitete den Kommandeuren der 8. Flotte die unzureichende Stärke der Garnisonen auf Tulagi und auf dem Flugplatz von Guadalcanal. Die 11. Luftflotte hatte keine Vorbereitungen getroffen, um Kampfeinheiten schnell nach Guadalcanal vorzurücken. Selbst die 8. Flotte hatte keine Pläne ihre eigene 2. Luftgruppe nach Guadalcanal vorzurücken, da sie zuvor für den Einsatz in Port Moresby vorgesehen waren.
Am 7. August landeten amerikanische Einheiten auf Guadalcanal (→ Schlacht um Guadalcanal). In der Schlacht vor Savo Island griffen in der Nacht vom 8. auf den 9. August die Kreuzer der 6. und 18. Kreuzerdivision sowie die Chōkai und der Zerstörer Yūnagi die amerikanische Landungsflotte vor Guadalcanal an. Es gelang ihnen in der Schlacht vier amerikanische Kreuzer zu versenken und einen weiteren und zwei Zerstörer zu beschädigen. Dabei wurden die Chōkai und die Kinugasa beschädigt. Auf dem Rückmarsch fiel die Kako einem U-Boot-Angriff zum Opfer und sank.[6]
Am 17. August brachte der Zerstörer Oite die 3. Kure-Spezial-Marinelandungseinheit im Rahmen der Operation Ka nach Guadalcanal. Im weiteren Verlauf der Kämpfe um die Insel war die 8. Flotte dafür verantwortlich, weiterhin Verstärkung und Vorräte auf die Insel zu bringen. Sie fuhren mit ihren Zerstörern die, von den Amerikanern als Tokyo Express benannten und von den Japanern als Mäusetransport bezeichneten, Geleitzüge durch den sogenannten Slot zwischen den Salomonen-Inseln und erlitten bei etlichen Seeschlachten erhebliche Verluste.
Weitere Einsätze hatten die Schiffe der 8. Flotte während der Schlacht um die Milne-Bucht, wobei hauptsächlich Nachschub für die dort kämpfenden Einheiten geliefert wurde. Nach wochenlangen Kämpfen evakuierten Schiffe der 8. Flotte Anfang September 1942 die japanischen Truppen.
Anfang Februar 1943 war die 8. Flotte in der Operation Ke am Rückzug der japanischen Einheiten von Guadalcanal beteiligt.
Zwischen dem 2. und 4. März eskortierten acht Zerstörer der 8. Flotte unter KonteradmiralKimura Masatomi einen großen Konvoi von Rabaul nach Lae auf Neuguinea, um dort Verstärkungen anzulanden. In der darauf folgenden Schlacht in der Bismarcksee versenkten alliierte Flugzeuge vier Zerstörer und alle acht Transporter. Kurz nach dieser Niederlage wurde Vizeadmiral Mikawa Gun’ichi des Kommandos über die 8. Flotte enthoben und durch Vizeadmiral Tomoshige Samejima[7] ersetzt.
Nach der Isolierung von Rabaul durch die alliierten Streitkräfte hatte die 8. Flotte kaum mehr Möglichkeiten in das Kriegsgeschehen einzugreifen.
Am 8. September 1945 unterzeichnete Vizeadmiral Tomoshige Samejima zusammen mit GeneralleutnantMasatane Kanda, dem Kommandanten der 17. Armee, die Kapitulation vor der australischen Armee auf Bougainville.[8]
↑Die Marine hatte bis zu diesem Zeitpunkt den reibungslosen Verlauf verschiedener Siege zur Kenntnis genommen, war jedoch äußerst besorgt über die Einleitung der zweiten Phase der Operation. Die Einsatzplanung der Marine wurde in zwei große Kategorien unterteilt.
Die erste betraf den direkten Angriff auf Australien und die möglichst weitgehende Vereitelung eines Gegenangriffs durch Blockierung der Versorgungsroute zwischen Australien und den Vereinigten Staaten, während gleichzeitig darauf abgezielt wurde, eine langfristig unangreifbare Position zu errichten. Die zweite bestand darin, die Hauptstärke der US-Flotte in einem kurzfristigen entscheidenden Kampf durch Angriffe auf Orte wie die Midwayinseln und/oder Hawaii zu zerstören.
Emmanuel Marie Auguste Andrieu d'Albas: Death of a Navy: Japanese Naval Action in World War II. Devin-Adair Company, 1965, ISBN 0-8159-5302-X (englisch).
Paul S. Dull: A Battle History of the Imperial Japanese Navy, 1941-1945. Naval Institute Press, 1978, ISBN 0-85059-295-X (englisch).
Eric Lacroix, Linton Wells: Japanese Cruisers of the Pacific War. Hrsg.: Naval Institute Press. Catham Publishing, London 1997, ISBN 0-87021-311-3 (englisch).
Thomas G. Mahnken: ASYMMETRIC WARFARE AT SEA: The Naval Battles off Guadalcanal, 1942–1943. Band64, Nr.1. Naval War College Review, 2011, S.95–121, JSTOR:26397177.
Einzelnachweise
↑ abcdeBullard, Steven: Japanese army operations in the South Pacific area: NewBritain and Papua campaigns, 1942–1943. Übersetzt aus dem Senshi Sōsho. Hrsg.: Australian War Memorial. Canberra 2007, ISBN 978-0-9751904-8-7 (englisch, japanisch: Senshi sōsho: Minami Taiheiyō Rikugun sakusen. Tokyo 1969.).
↑Kent G. Budge: Mikawa Gunichi. In: The Pacific War Online Encyclopedia. 2012, abgerufen am 5. Juli 2022 (englisch).