Das 170e régiment d’infanterie war ein Infanterieregiment, das von 1794 bis 1994 bestand. Es war eine Einheit des Französischen Heeres und stand mit Unterbrechung von der Revolution bis zum Jahre 1994 im Dienst. Aufgestellt wurde es als „170e demi-brigade de bataille“ im Zuge der Reorganisation des französischen Heeres anlässlich der Premier amalgame. Die Wurzeln reichen jedoch zurück bis zum Régiment d’Enghien (aufgestellt 1706) der königlichen Armee des Ancien Régime.
Am 22. Juli 1794 erfolgte bei der Armée du Rhin (Rheinarmee) die Aufstellung der „170e demi-brigade“ zu drei Bataillonen. Das 1. Bataillon bestand aus Freiwilligen aus Chaumont, das zweite aus einem aktiven Bataillon des „93e régiment d’infanterie de ligne (ci-devant Enghien)“ und das 3. Bataillon aus dem 10. Bataillon der Freiwilligen des Département Jura.
Mit der Reorganisation von 1795/1796 wurde die Einheit wieder aufgeteilt. Das 1. Bataillon wurde zur Aufstellung der „26edemi-brigade d’infanterie“, das 2. Bataillon zur Aufstellung der „69e demi-brigade d’infanterie“ und das 3. Bataillon zur Aufstellung der „12e demi-brigade d’infanterie“ verwendet.
1. Juli 1964: Wiederaufstellung in Épinal durch Umbenennung des 7e régiment de tirailleurs algériens (7. Algerisches Schützenregiment). Die Tradition des „170e demi-brigade“ und des „170e régiment d’infanterie“, nicht jedoch des „7e régiment de tirailleurs algériens“ wurde übernommen.
1795 und 1796 war die 170e demi-brigade in den Schlachten der Armée des Alpes und der Armée d’Italie eingesetzt. Mit der Reorganisation vom „18 nivôse an IV“ (8. Januar 1796) wurde sie aufgelöst.
Nachdem eine Verteidigung von Épinal nicht notwendig geworden war, wurde es abgezogen und an der Front eingesetzt. Es gehörte vom Februar 1915 bis Dezember 1916 zur 49. Infanteriedivision und vom Dezember 1916 bis zum November 1918 zur 167. Infanteriedivision.
„Grenzschlachten“ im Elsass. Das Regiment gehörte zu den Einheiten, die auf deutsches Gebiet vordrangen und kurzzeitig Mülhausen einnehmen konnten.
Ein erstes Gefecht fand am 24. September bei Merviller (Meurthe-et-Moselle) statt. Die Einheit musste ihren ersten von insgesamt 2816 Gefallenen verzeichnen.
Rückzug zur Maas: Zwischen dem 16. Oktober und dem 4. November Gefechte bei Cousances-au-Bois – Ménil-aux-Bois
Sommeschlacht: Angriffskämpfe an der Ferme de Monacu (Juli), Stellungskämpfe bei Cléry-sur-Somme und im Bois des Berlingots (Oktober/November)
1917
Stellungskämpfe an der Aisne bei Loivre und im Bois de Séchamp
1918
Offensive an der Aisne (18. bis 28. Juli): Angriffskämpfe bei Beuvardes. Angriffskämpfe in der Champagne: Butte de Souain, Ferme Médéah (August), Crête d’Orfeuil (Oktober), La Recouvrance (29. Oktober)
Am 28. September ist der Regimentskommandant, der Lieutenant-colonel Charlet, bei Sommepy gefallen.
Die Grenadiere der preußischen Garde, mit denen das Regiment dreimal aufeinandertraf, haben ihm den Spitznamen „Todesschwalben“ (Hirondelles de la mort) gegeben.
Am 11. November marschierte das Regiment zur Aisne und bezog Quartier in Trépail. Während der vergangenen vier Jahre hatte es 88 Offiziere sowie 2802 Unteroffiziere und Mannschaften an Gefallenen verloren.
Zwischenkriegszeit
Nach Kriegsende wurde das Regiment den Besatzungstruppen in Deutschland zugeteilt und erhielt Kehl als Garnison zugewiesen. 1930 kehrte es nach Frankreich zurück und wurde in Épinal, Remiremont und Gérardmer stationiert.
Zweiter Weltkrieg
1939: Das Regiment gehörte zur 11. Infanteriedivision, Région Militaire, „Centre Mobilisateur d’infanterie“; active RI type NE. Es wurde bei der Mobilmachung durch das „CMI 205“ Remiremont-Épinal in den Kriegszustand versetzt.
Bei der Kriegserklärung verlegte die Einheit zum Grenzschutz an die Saar, wo sie bis zum 16. Mai 1940 im Sektor Forbach am Sitzkrieg teilnahm.
Vom 8. bis 12. Juni kämpfte das Regiment an der Aisne gegen den deutschen Vormarsch, dabei kam es am 9. Juni zu einem größeren Gefecht bei Croutoy.
Der „170. Infanteriedivision“ zugeteilt, zog es sich mit dieser bis nach Limoges zurück, wo es am 6. August 1940 aufgelöst wurde.
Das „170e RI“ hatte schwere Verluste zu verzeichnen, mehr als 1000 Männer waren gefallen, wurden verwundet oder vermisst.
Nachkriegszeit
Am 1. Juli 1964 wurde das Regiment aus dem aufgelösten „7e régiment de tirailleurs algériens“ in Épinal neu aufgestellt.
1967 wurde die Unterstützungskompanie in Rambervillers stationiert.
Von März bis April 1967 stand es im Einsatz bei der Strandreinigung nach der Umweltkatastrophe durch die Torrey Canyon.
Im April 1993 wurde das 1. Bataillon unter dem Kommando der 7. Panzerdivision in Besançon als Teil der „Force de protection des Nations unies pour l’ex-Yougoslavie“ (FORPRONU – UNO Schutztruppe in Ex-Jugoslawien, drittes Mandat) abkommandiert. Der Einsatz dauerte sechs Monate, das Bataillon bestand aus 250 Mann in einem Bataillonsstab, zwei Kampfkompanien und diversen Logistik- und Verwaltungsdetachements. Sie waren zur Aufrechterhaltung des Friedens zwischen Krajina-Serben und den Kroaten eingesetzt. Das Aufgabengebiet erstreckte sich speziell auf die Region Gračac (Zadar) und Glina. Für diese Operation hatten sich 170 Mann freiwillig gemeldet.
Am 1. Mai 1994 erfolgte die Umbenennung in „1er régiment de tirailleurs“ zu Ehren aller Soldaten aus Nordafrika. Sie war vor allem den ehemaligen Angehörigen des „7e régiment de tirailleurs algériens“ gewidmet.
Regimentsfahne
Auf der Rückseite der Regimentsfahne sind (seit Napoleonischer Zeit) in goldenen Lettern die Feldzüge und Schlachten aufgeführt, an denen das Regiment ruhmvoll teilgenommen hat.[2][3]
Auszeichnungen
Das Fahnenband ist mit dem Croix de guerre 1914–1918 mit vier Palmenzweigen für viermalige lobende Erwähnung im Armeebefehl und mit der Fourragère in den Farben der Médaille militaire dekoriert (Generalbefehl Nr. 134 F vom 13. November 1918, übergeben von Général Maistre, dem Kommandanten der zentralen Armeegruppe).
Die sehr eigenwillige und komplizierte Form der Traditionspflege in der französischen Armee sieht in diesem Fall die „170e demi-brigade de bataille“ als Stamm des Regiments, obwohl sie, außer der Nummer, mit dem Regiment nichts gemeinsam hat.
Fußnoten
↑Die Reserveregimenter trugen die um den Faktor 200 erhöhte Regimentsnummer ihrer Stammeinheit
↑Bestimmung Nr. 12350/SGA/DPMA/SHD/DAT vom 14. September 2007 über das Aussehen der Inschriften auf den Fahnen und Standarten der Truppenkörper des Heeres, des Sanitätsdienstes und der Treibstoffversorgungsbranche. Veröffentlicht mit dem offiziellen Armeebulletin Nr. 27 vom 9. November 2007
↑Auftrag AFN 1952–1962 über die Zuweisung der Inschriften auf den Fahnen und Standarten der Formationen der Armee und der Dienste vom 19. November 2004 (A) NORDEF0452926A von Michèle Alliot-Marie
Literatur
Général Andolenko: À partir du Recueil d’historiques de l’infanterie française. Eurimprim, 1969.
L’Hirondelle. Zeitschrift der Association des anciens (engagés et appelés) des „170e RI“.
Déclaration à la préfecture des Vosges. Vormaliger Titel: Amicale régionale de Lorraine des anciens des 170e et 174e RI. Jetziger Titel: Amicale des anciens du 170e régiment d’infanterie. Neuer Zweck: „Um denjenigen, die beim „170e RI“ gedient haben, die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu treffen, um die Bande der Kameradschaft aufrechtzuerhalten, die während ihres Dienstes geschmiedet wurden, und um die Erinnerungen des „170e RI“ am Leben zu erhalten, strebt sie danach, die Beziehungen zum 1er régiment de tirailleurs in Épinal aufrechtzuerhalten, das 1994 aus dem 170e IR geschaffen wurde, indem man die Nummer geändert hat.“ Sitz: Rue Lormont 7, 88000 Épinal. Datum der Deklaration: 16. Mai 2008.