16. Sinfonie (Mjaskowski)
Die Sinfonie in F-Dur op. 39, „Der Luftfahrt“ ist die 16. Sinfonie des Komponisten Nikolai Jakowlewitsch Mjaskowski. EntstehungsgeschichteDie 16. Sinfonie ist das letzte Werk einer Phase im Schaffen Mjaskowskis, in der er in sechs fast ohne Unterbrechung komponierten Sinfonien einen neuen Stil suchte. Die Sinfonie stellte den Höhepunkt seiner bisherigen Karriere in der Sowjetunion dar, wohingegen das Werk im Ausland kaum beachtet wurde. Der Untertitel „Flieger-Sinfonie“ bezieht sich neben manchen Assoziationen der Hörer vor allem auf ein im Finale verwendetes Thema, welches aus Mjaskowskis Massenlied „Die Flugzeuge fliegen am Himmel“ stammt. Die ersten Ideen zu der Sinfonie hatte Mjaskowski schon im Sommer 1935, doch die Wahl geeigneter Themen fiel ihm schwer, wie aus seinen Tagebuchaufzeichnung hervorgeht:
Diese langsame Entwicklung war vor allem der Tatsache geschuldet, dass Mjaskowski immer noch Mühe mit dem neuen Stil hatte und gleichzeitig Sorge hatte, seine Tonsprache zu banal werden zu lassen. Nach den Erfahrungen mit der 15. Sinfonie wollte er diesmal sichergehen, nicht wieder erfolglose Versuche verwerfen zu müssen. In der Folgezeit ging die Arbeit an dem Werk dann allerdings schnell voran. Ende Dezember vollendete Mjaskowski die Klavierfassung und vom 6. März bis zum 5. April 1936 instrumentierte er sie. AnalyseÄußerlich betrachtet ähnelt die Sinfonie ihrem Vorgänger, da sie eine ähnlich optimistische Stimmung, vier Sätze und eine vergleichbare Aufführungsdauer hat, doch sie ist bei genauerer Betrachtung wesentlich komplexer. Neben der schon aus der 15. bekannten Lyrik und Melancholie liegt die Betonung in diesem Werk vor allem auf Pathos und Freude. Der erste Satz beginnt mit dem Fanfaren-ähnlichen Hauptthema, das direkt die Assoziation eines startenden Flugzeugs weckt. Die Dynamik, die dieses Thema verursacht, zieht sich durch den ganzen Satz. Ihm wird ein lyrisches zweites Thema gegenübergestellt, das jedoch im Laufe der Durchführung die schwungvollen Elemente des Hauptthemas aufnimmt. Im langsamen zweiten Satz erscheint ein poetisches Thema, über das Prokofjew schrieb, er erblicke dahinter das „Lächeln von Michail Glinka“. Ein weiteres pastorales Thema spiegelt laut Tagebucheintragung des Komponisten die Eindrücke eines Waldspaziergangs in seiner Sommerresidenz in Nikolina Gora (Rubljowka) wider. Auf diesen Spaziergängen wurde er oft von seiner Schwester Walentina Jakowlewna und der Tochter seines Freundes Pawel Lamm, Olga Pawlowna, begleitet. Diese beiden Personen werden durch prägnante Themen des Englischhorns und der Flöte charakterisiert. Der dramatische dritte Satz wird durch eine im Unisono der Hörner, Posaunen und der Tuba vorgetragene Melodie eingeleitet, dann folgt ein Trauermarsch. Laut Tagebucheintrag drückt dieser Satz die Empfindungen aus, die die Nachricht des Absturzes der Maxim Gorki auslöste. Im Laufe des Satzes nimmt der Marsch jedoch immer heroischere Züge an und betont damit den Stolz auf das erbrachte Opfer. Der vierte Satz ist das liedhaft-tänzerisch angelegte Finale. Das Hauptthema aus „Die Flugzeuge fliegen am Himmel“ erscheint nicht sofort präsent, sondern taucht im Laufe des Satzes gelegentlich auf. Erst auf dem Höhepunkt der Durchführung steht es ganz im Mittelpunkt, gefolgt von strahlenden Akkorden. Anschließend erscheint noch einmal das Thema des zweiten Satzes in den Hörnern, dann beruhigt sich die Musik und kehrt zu den lyrischen Naturassoziationen zurück. Rezeption und KritikDie Sinfonie stellte für Mjaskowski den größten Erfolg seit der sechsten Sinfonie dar. Die neue Tonsprache sowie die verwendeten Themen und Assoziationen passten hervorragend zur sowjetischen Propaganda, daher wurde sie als Höhepunkt der sowjetischen Sinfonik bezeichnet. Bei der Uraufführung am 24. Oktober 1936 war sehr zur Freude Mjaskowskis sein Freund Prokofjew anwesend. Der Komponist wurde vom Publikum gefeiert und musste mehrere Male auf die Bühne, um den Applaus entgegenzunehmen. Prokofjew schrieb über die Sinfonie:
– S. Prokofjew: Rezension über die Uraufführung in der Zeitung Sowjetskoje iskusstwo Der Komponist selbst war wie so oft unzufrieden mit seinem Werk. Er schrieb:
– N. Mjaskowski: Über die 16. Sinfonie Trotz des großen Erfolgs in der Sowjetunion gibt es keinen Hinweis darauf, dass das Werk auch außerhalb Russlands bekannt wurde oder überhaupt zur Aufführung gelangte. Die Sinfonie stellt die Ankunft in einem neuen Stil dar, den Mjaskowski bis zu seinem Tod beibehielt. Die Verwendung von diesen propagandistischen Themen (wie auch die Kollektivierung der Landwirtschaft in der 12. Sinfonie) haben dem Komponisten im Nachhinein viel Kritik eingebracht und sind mit ein Grund, warum er heutzutage außerhalb Russlands kaum bekannt ist. Die Autorin Maya Pritsker schreibt dazu:
– Maya Pritsker: In the musical history of the former Soviet Union… Mjaskowski wählte als Ausweg aus dieser schwierigen Situation die Anpassung, was ihm zwar auf der einen Seite große Erfolge innerhalb der Sowjetunion, auf der anderen Seite aber auch schwere innere Konflikte einbrachte, die sich in häufigen Depressionen äußerten. Literatur
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