105-mm-Howitzer M2, M2A1, M101 und M101A1

105-mm-Howitzer M2, M2A1, M101 und M101A1


105-mm-Haubitze im Koreakrieg

Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung M101
Herstellerbezeichnung 105 mm Howitzer M2
Entwickler/Hersteller Rock Island Arsenal
Entwicklungsjahr 1939
Produktionszeit 1941 bis 1953
Stückzahl über 10.200
Waffenkategorie Feldhaubitze
Mannschaft 8
Technische Daten
Gesamtlänge 5,94 m (fahrbereit)
Rohrlänge 2,36 m
Kaliber 105 mm
Kaliberlänge L/22
Gewicht in
Feuerstellung
2.260 kg
Kadenz 3–10 Schuss/min
Höhenrichtbereich −4,5°–69 Winkelgrad
Seitenrichtbereich ±23°
Ausstattung
Verschlusstyp horizontaler Keilverschluss
Ladeprinzip manuell
Munitionszufuhr manuell

Die 105-mm-Howitzer M2A1 on Carriage M2 oder auch M101A1 ist eine leichte 105-mm-Haubitze, deren Entwicklung für die US Army nach dem Ersten Weltkrieg begann und die erst nach Beginn des Zweiten Weltkriegs bei den amerikanischen Streitkräften eingeführt wurde.

Entwicklung

Während des Ersten Weltkrieges wurde Colonel Charles P. Summerall vom US Secretary of War, Newton Baker, im Jahr 1916 nach Europa entsendet, um Informationen über die Ausrüstung der europäischen Streitkräfte zu sammeln und für künftige Entwicklungen bereitzustellen. In seinem Bericht wurde vermerkt, dass in künftiger Zeit das Kaliber 105 mm das bisherige Kaliber 75 mm bzw. 3 inch ablösen sollte.[1] Nach dem Kriegsende studierte man im US-amerikanischen Ordnance Department verschiedene, erbeutete deutsche Geschütze im Kaliber 105 mm. Die Erkenntnisse flossen in die Entwicklung einer neuen 105-mm Haubitze für die eigenen Streitkräfte gemäß den Anforderungen des "Westervelt Board" ein. Ein erster Entwurf der neuen Haubitze, 105-mm-Howitzer M1920 on Carriage M1920E, wurde in vier Prototypen mit geringfügigen Unterschieden umgesetzt. Alle hatten ein 22-Kaliber-Rohr mit einem horizontalen Keilverschluss und eine Spreizlafette, die 80° Erhöhung und 30° Seitenrichten erlaubte. Zusätzlich wurde später eine konservative Kastenlafette, die M1921E mit 51° Erhöhung und 8° Seitenrichtbereich getestet. Die zuständige Kommission, das Field Artillery Board (FAB), befand alle Lafetten als zu schwer, da man eine Haubitze für den Pferde-bespannten Zug suchte. Ein überarbeiteter Entwurf der Kastenlafette, die Carriage M1925E, folgte der Kritik des FAB. Doch inzwischen hatte das Rock Island Arsenal selbstständig die Howitzer T2 on Carriage T2 entwickelt. Die Spreizlafette T2 beeindruckte das FAB und wurde als Carriage M1, das gesamte Geschütz als 105-mm-Howitzer M1 on Carriage M1, im Januar 1928 eingeführt.[2]

Das Geschütz verschoss ein 33lb(15kg)-Geschoss und konnte mit 7 Ladungen bis zu 11.000 m weit feuern.

Man hatte geplant, alle 75-mm-Haubitzen der Infanteriedivisionen und unabhängigen Feldartillerie-Regimenter durch das neue Geschütz zu ersetzen, doch fehlten die nötigen finanziellen Mittel, um dieses Vorhaben umzusetzen. Ein zwischenzeitlicher Plan für eine begrenzte Einführung in drei Regimentern kam 1925 auf. Doch im Jahr 1929 wurde die Neuausrüstung vollständig aufgegeben. So waren letztlich bis 1933 nur 14 105-mm-Howitzer M1 produziert worden.

Zu Beginn der 1930er kamen bei der US Army neue Überlegungen zur Mechanisierung der Artillerie auf. Man plante bereits das Geschütz 1933 entsprechend für den Kraftzug (Lkw) zu überarbeiten. Doch erst 1936 begann die Entwicklung in dieser Richtung. Zwischenzeitliche neue Entwicklungen im Bereich der Munition führten zu einer semi-festen Patronenmunition, bei der es möglich war der Kartusche Teilladungen zu entnehmen, es wurden allerdings immer vollständige Patronen verschossen. Im Jahr 1933 wurde beschlossen, dass die Schrapnell-Patronen immer als feste Patronen verschossen wurden, hierdurch waren Änderungen an der Patronenkammer nötig, welche letztlich im April zum Modell 105-mm-Howitzer M2 on Carriage M1 führten. Die Entscheidung wurde ein Jahr später wieder zurückgenommen, da die Schrapnellmunition nicht mehr als die wichtigste Munition klassifiziert wurde. Währenddessen lief von 1936 bis 1939 die Entwicklung der neuen Lafette für den Kraftzug. Es entstanden die Modelle T3, T4 und T5, wobei letzteres im Februar 1940 als Carriage M2 akzeptiert und eingeführt wurde.[3] Bis zur Einführung der Carriage M2 waren 1939 von der 105-mm-Howitzer M2 on Carriage M1 nur 48 Stück produziert.

Für die Anpassung an die neue Unterlafette waren noch ein paar Änderungen am Geschütz erforderlich, so wurde der Verschlussring am Rohr der 105-mm-Kanone M2 überarbeitet. Im März 1940, noch bevor eine große Serienproduktion begann, entstand so die 105-mm-Howitzer M2A1 on Carriage M2.[4]

Technische Beschreibung

Die 105-mm-Howitzer M1 besteht aus zwei Hauptkomponenten – dem Geschützrohr mit dem Verschluss und der Visiereinrichtung sowie der Lafette. Sie verfügte über eine hydropneumatische Rohrbremse, die den Rückstoß des Geschützes dämpfte und einen Rohrvorholer. Die Holme der Spreizlafette endeten in Erdspornen. Sie waren zusammenklappbar zur Deichsel.[5][6]

Das um 23° nach links und rechts seitenrichtbare Geschütz wird von hinten geladen. Der Höhenrichtbereich reicht von −4,5° bis +66°. Zur Bedienung sind drei bis vier Mann erforderlich. Gezogen wird die M101 zumeist von mittleren Lastwagen, sie war aber auch luftverladbar und wurde im Vietnamkrieg zumeist durch CH-47 Chinook oder CH-21 Shawnee Helikopter als Schlinglast transportiert.[7]

Einsatz

Die Haubitze war, bei der Betrachtung vergleichbarer Waffen verhältnismäßig schwer, was daran lag, dass das Rohr sehr stabil und haltbar entworfen worden war. Auch die stabile Unterlafette bescherte der Haubitze letztliche eine lange Einsatzzeit.

105-mm-Howitzer M2A1 on Carriage M2

M2A1 on Carriage M2 in Boston, Charles River Esplanade

Durch ihr geringes Gewicht erwies sie sich als ideale Waffe zur Unterstützung vorrückender Truppen, da sie sehr mobil und schnell verlegbar war.[6]

Während des Zweiten Weltkriegs diente die M2A1 an allen Fronten und wurde auch an verbündete Staaten verkauft. Bis Kriegsende sind 8.536 Stück gefertigt worden.

Der nächste Einsatz der M2A1 Howitzer begann schon kurz nach Kriegsende im ersten Indochinakrieg von 1946 bis 1954. Die französischen Streitkräfte und die reguläre vietnamesische Armee verfügten über das Geschütz. Doch auch die "Liga für die Unabhängigkeit Vietnams" (auch Việt Minh genannt) gegen welche die Regierungskräfte kämpften, hatten aus der Volksrepublik China vierundzwanzig 105-mmm-Haubitzen dieses Typs erhalten. Diese waren ursprünglich an die national chinesischen Kräfte (Kuomintang) geliefert worden, die mit den US-Truppen in Korea kämpften. Einige nachgerüstete M2A1 Haubitzen sind noch heute im Bestand der Streitkräfte der Volksrepublik Vietnam (PAVN).

Angesichts der weiteren Konflikte nach Ende des Zweiten Weltkrieges lief die Produktion noch bis 1953 weiter, so dass insgesamt 10.200 Einheiten gebaut wurden.

Auch während des Koreakriegs wurde die Haubitze vielfach eingesetzt.

105-mm-Howitzer M101A1

M101-Haubitze im Einsatz in Vietnam

Im Jahr 1962 änderte die US Artillerie die Typenbezeichnungen ihrer Ausrüstung und aus der M2A1 wurde die M101A1.

In Vietnam stellte die nun als M101A1 Howitzer bezeichnete Waffe weiterhin die Standardartillerie der Einheiten. Bis sie dort von März 1966 bis 1970 teils durch die neue 105-mm-Howitzer M102 ersetzt wurde.[7]

Die neue M102 Haubitze war seit 1964 bei den amerikanische Streitkräften eingeführt worden. Bei ihren Bedienmannschaften war die M101A1 sehr beliebt, die Einführung des neuen Geschützes stieß nicht überall auf Gegenliebe.[5][6]

Bei den französischen Streitkräften wurde das als HM2 bezeichnete Geschütz während des Algerienkonfliktes eingesetzt. Auch die französische Operation Tacaud im Tschad wurde mit der HM2 unterstützt. Eine an ruandische Streitkräfte abgegebene Batterie HM2 wurde dort im ruandischen Bürgerkrieg eingesetzt.

Varianten

Durch Änderungen an der 105-mm-Howitzer entstanden im Laufe der Einsatzzeit einige Varianten.

105-mm-Howitzer M3 on Carriage M3A1, M3A2

Im Rahmen der Aufstellung von Luftlandeverbänden suchte die US Army ab 1941 nach einem 105-mm-Geschütz, das in einer C-47 Dakota transportiert werden konnte. In seiner ursprünglichen Form war die 105-mm-Haubitze zu schwer. Das Rohr der M2A1 wurde gekürzt, eine spezielle Munition gefertigt und eine verbesserte Lafette der 75-mm-Howitzer M3, die Carriage M3A1, wurden zum neuen Geschütz kombiniert. Durch die Ergänzung eines Schutzschilds entstand die Carriage M3A2. Das Geschütz wurde erstmals in Nordafrika in Infanterieverbänden eingesetzt. Das Konzept ging nicht auf und danach war die M3 nur noch bei Luftlandeverbänden im Einsatz. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm die US Army die M3 Howitzer aus dem Dienst.[8]

Feldhaubitze FH 105mm M1A2 (A2) (Bw)

Die von der Bundeswehr 1956 beschafften M101A1 wurden bei Rheinmetall zur Feldhaubitze FH 105mm M1A2 (A2) (Bw) umgerüstet. Sie erhielten ein neues Rohr, einen Flachkeilverschluss, eine Mündungsbremse, ein Rundblickfernrohr 59 und ein Splitterschutzblech. Die Schussweite stieg auf 15 km. Die Feldartilleriebataillone der Heeresbrigaden wurden mit diesem Geschütz ausgerüstet. Als Kampfsatz für Geschütze dieses Kalibers 6 Schuss festgeschrieben.[9]

An der Artillerieschule wurde das Geschütz noch in den 1980er Jahren für die artilleristische Führerausbildung genutzt. Grundsätzlich wurde das Geschütz Anfang der 1990er Jahre aus dem aktiven Truppendienst genommen.

Der Salutzug des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung verfügt über zehn Feldhaubitzen FH 105mm (L). Zum Salutschießen für ausländische Staatsgäste oder andere militärische Empfänge werden je drei Mann Bedienung eingesetzt.[10] Bei Staatsbesuchen werden maximal 21 Salutschüsse von 7 Geschützen abgegeben.

Munition

Die M101 verwendet patronierte Munition. Diese besteht aus einer Granate mit einer aufgesteckten Kartusche aus Messing. Die Kartuschen sind entweder von Werk aus mit Kartuschbeuteln (Zonenladungen) beladen und auf die Granate aufgesteckt oder werden kurz vor dem Einsatz im Feld beladen und aufgesteckt. Verwendet werden 1 bis 7 M67-Standard-Zonenladungen. Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten verwenden die folgenden Munition.[11][12][13][14]

Name Geschosstyp Gewicht kompletter Schuss Gewicht Geschoss Füllung Schussdistanz
M1 Sprenggranate 18,1 kg 14,9 kg 2,2 kg TNT 472 m/s 11,2 km
M60A1 Rauch/-Brandgranate 19,8 kg 14,6 kg Weißer Phosphor 472 m/s 11,2 km
M60 T4E1 Geschoss für Chemische Kampfstoffe 19,4 kg unbekannt 1,4 kg Senfgas 472 m/s 11,2 km
M84 Rauchgranate 19,1 kg 14,1 kg 5,6 kg Hexachlorethan 472 m/s 11,2 km
M84B1 Agitationsgranate 18,0 kg unbekannt Flugblätter unbekannt 11,2 km
M314 Leuchtgranate 21,1 kg 15 kg 0,8 kg Magnesium/Natriumnitrat 472 m/s 11,2 km
M327 Quetschkopfgeschoss 15,1 kg unbekannt 3,4 kg Composition B 625 m/s 8,5 km
M360 Geschoss für Chemische Kampfstoffe 19,9 kg unbekannt 0,7 kg Sarin 472 m/s 11,2 km
M413 Cargogeschoss 19,1 kg unbekannt 18 M35-Splitter-Bomblets 472 m/s 11,2 km
M444 Cargogeschoss 19,4 kg unbekannt 18 M39-Splitter-Bomblets 472 m/s 11,2 km
M546 Schrapnellgranate 17,3 kg unbekannt 8.000 Flechettes 504 m/s 11,6 km
M548 HERA Sprenggranate mit Raketenantrieb 16,9 kg unbekannt 2,3 kg Composition B 548 m/s 15,1 km
M629 Geschoss für Chemische Kampfstoffe 19,1 kg unbekannt 3,0 kg CS 472 m/s 11,2 km
M927 HERA Sprenggranate mit Raketenantrieb 16,9 kg unbekannt 2,6 kg TNT 486 m/s 16,3 km

Neben den oben aufgeführten Geschossen sind auf dem internationalen Markt eine Vielzahl weiterer Geschosse erhältlich.

Nutzerstaaten

Daten aus[15][16][17][18]

Literatur

  • Christopher F. Foss: Towed Artillery. Jane's Pocket Book 18. 1. Auflage. Mac Donald and Janes' Publishers Ltd, London 1977, S. 86.
  • Janice E. McKenney: The Organizational History of Field Artillery 1775–2003. Verlag: CENTER OF MILITARY HISTORY, UNITED STATES ARMY, WASHINGTON, D.C., 2007 online-Digitalisat, 6,51 MB, 415 Seiten auch als Hardcover Buch veröffentlicht: Government Printing Office, 2007, ISBN 978-0-16-087287-7 (einsehbar per googlebooks)
  • Ian Hogg: Allied artillery of World War two. 1. Auflage. Crowood, Marlborough 1998, ISBN 1-86126-165-9.
Commons: M101-Haubitze – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hogg Allied Art S. 48.
  2. Hogg Allied Art S. 42–47.
  3. Hogg Allied Art S. 42–47.
  4. Hogg Allied Art S. 42–47.
  5. a b M101 (Memento vom 20. Februar 2002 im Internet Archive) bei globalsecurity.org (englisch)
  6. a b c M101 (Memento vom 5. Februar 2012 im Internet Archive) bei panzerbaer.de
  7. a b Janice E. McKenney: The Organizational History of Field Artillery 1775–2003. S. 279.
  8. Hogg Allied Art S. 49.
  9. Wilhelm Speisebecher: Taschenbuch für Artilleristen - 2. Folge, Wehr und Wissen Verlagsgesellschaft, 1974, S. 140, ISBN 3-8033-0231-5.
  10. Salutzug des Wachbataillons beim Salutschießen mit der FH 105mm (L) auf YouTube
  11. Fas.org: 105 mm Projectiles
  12. Bulletpicker.com: Ordnance, Explosives, and Related Items
  13. Christopher F. Foss: Jane’s Armour and Artillery 2004-2005. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 2004, ISBN 0-7106-2615-0, S. 294–317.
  14. Terry Gander & Ian Hogg: Jane’s Ammunition Handbook, 1994–1995. Information Group, Vereinigtes Königreich, 1994, ISBN 0-7106-1207-9, S. 184–201.
  15. Trade Register auf sipri.org, abgerufen am 20. Juli 2023
  16. Christopher F. Foss: Jane’s Armour and Artillery 1985-1986. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 1985, ISBN 0-7106-0820-9, S. 621–623.
  17. Shelford Bidwell: Brassey’s Artillery of the World. Brassey’s, Vereinigtes Königreich, 1981, ISBN 978-0-0802-7035-7, S. 40–41.
  18. T. J. O’Malley: Moderne Artilleriesysteme. Motorbuch Verlag, Deutschland, 1996, ISBN 3-613-01758-X, S. 62–63.
  19. Mortars for Reserve Gunners, Seite 32
  20. Litauen übergibt der Ukraine amerikanische 105-mm-Haubitzen