ʿAdschamʿAdscham (arabisch عجم, DMG ʿaǧam ‚Nichtaraber, Perser‘) ist ein Begriff der nationalen, staatsrechtlichen, kulturellen und religiösen Auseinandersetzung vor allem innerhalb des Islams und der Gemeinschaft der Muslime. Das Wort hat für Araber etwa die gleiche umfassende Bedeutung wie für Hellenen das Wort „Barbaren“. Es sind diejenigen Fremden, die das Arabische nicht korrekt (faṣīḥ) artikulieren. Abgeleitet aus der Wurzel ʿ–ǧ–m „prüfen, erproben“ charakterisiert man eine Person mit ʿudschma / عجمة / ʿuǧma / ‚Akzent‘, die fehlerhaft und unverständlich spricht. Aus dieser Grundbedeutung ist dann der Begriff ʿadscham schon in der vorislamischen Poesie als Bezeichnung für die Nichtaraber, später fast ausschließlich für die Perser, abgeleitet worden.[1] Bernard Lewis zufolge ist das gebräuchlichste Wort für „Außenseiter“ in der Sprache des Islams jedoch kāfir „Ungläubiger“.[2] Im KoranDementsprechend wird das im Koran erwähnte Wort arabisch أعجمي, DMG ʿaǧamī ‚nichtarabisch, Nichtaraber‘ (Koran, 16, 103) und al-ʿaǧamīna (Koran, 26, 198) und ʿaǧamīyan (Koran, 41, 44), das wörtlich „Fremde(r)“ bzw. „Fremdsprachige(r)“ bedeutet, mit „Nichtaraber“ oder (irrtümlich) mit „Barbar(en)“ übersetzt. Koran, 26, 198f. drückt dieses Verständnis des Begriffes aus:
– Übersetzung Rudi Paret Ähnlich auch in Sure 41, Vers 44:
– Übersetzung Rudi Paret In der Koranexegese (tafsir) wird allgemein erklärt, dass die „Ungläubigen“ den Vorwurf gegen Mohammed erhoben, der Koran sei von ihm erdichtet worden, weil er ja Araber sei und der Koran auf Arabisch. Sie hätten behauptet, eine echte Offenbarung Gottes sei es gewesen, wenn Mohammed angefangen hätte, in einer fremden (nichtarabischen) Sprache zu reden. Die Exegese erklärt, dass der Koran genau diesem Vorwurf begegnet, indem er sagt, dass der Koran eben wegen seiner Verständlichkeit für die Araber auf Arabisch offenbart wurde, damit so vermieden werde, dass die „Ungläubigen“ sagen: „Wie merkwürdig: Ein arabischer Gesandter kam zu den Arabern, aber seine Offenbarung ist in einer Sprache, die weder von ihm noch den Arabern verstanden wird.“ In den HadithenWährend der Abschiedswallfahrt richtete der Prophet Mohammed am Berg von ʿArafāt u. a. folgende Worte an seine Anhänger:
Diese Gleichheitsgesinnung, die hier demonstriert wird, ist nur mit Bedenken der Rede des Propheten zuzuschreiben, da in den ältesten Quellen des islamischen Überlieferungswesens dieser Zusatz durchgehend fehlt und – worauf bereits Ignaz Goldziher hingewiesen hat – wohl als spätere Zutat zu werten sein wird. Allerdings kommt diese positive Einstellung gegenüber Nicht-Arabern schon in der umfangreichen Traditionssammlung des Ahmad ibn Hanbal (gest. 855 in Bagdad) als Teil der Rede des Propheten vor. Andere inhaltlich ähnlich ausgerichtete prophetische Aussagen, die man spätestens zur Zeit des al-Schafi'i (gest. 815 in Ägypten) in schriftlicher Form überliefert hatte, lassen ebenfalls auf die Idee über die Gleichheit von Arabern und Nicht-Arabern schließen:
Die Farbbezeichnung – Rot und Weiß – steht hier im Sinne: „für die ganze Menschheit“. Die Araber bezeichneten die Perser – also die ʿaǧam – als „Rot“, also hellfarbig im Gegensatz zu „Schwarz“, wie sich die Araber damals nannten. Auch die Farbenkombination Gelb und Weiß kommt in der Bedeutung von „alle“, die ganze Menschheit vor. (Lit.: Goldziher, Schwarze und Weisse.) Entsprechend wird in der erwähnten Traditionssammlung des Ahmad ibn Hanbal die Farbkombination „Schwarz“ (Araber) und „Rot“ (Perser) verwendet. Eine weitere Entwicklung stellt die Gegenüberstellung vom „schwarzen“ Sklaven (raqaba saudāʾ), als ʿaǧamiyya bezeichnet, und dem „weißen“ (baiḍāʾ) Sklaven in der islamischen Jurisprudenz dar. Ersterer ist als Schwarzer im heutigen Sinn zu verstehen. Siehe auchLiteratur
Anmerkungen
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