Als Geschmacksrichtung der seit mindestens 1903 in Auguste EscoffiersGuide culinaire als Zigeunersauce (franz. sauce de la Zingara, engl. Zingara sauce[4]) bezeichneten Sauce wird weithin „ungarisch, scharf, mit Paprika und/oder Zwiebeln“ angesehen. Im deutschsprachigen Umfeld sind stark vereinfachte Varianten gebräuchlicher als in Italien oder Frankreich.[5]
Im August 2013 forderte der Verein „Forum für Sinti und Roma“ durch anwaltliche Schreiben mehrere Hersteller der Sauce zur Umbenennung, etwa in „Paprikasauce“ oder „Sauce Ungarischer Art“ auf. Weder der Bundesrat der Jenischen Deutschlands noch der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma schlossen sich an. Zwar sei „der Begriff Zigeuner nicht wertneutral … bis hin zu rassistischen Stereotypen“, „der Zentralrat habe aber zu keiner Zeit ein Verbot des Wortes gefordert“. Führende Hersteller lehnten eine Umbenennung ab, zeigten sich aber „kompromissbereit“, „wenn sich herausstellen sollte, dass eine größere Gruppe sich durch die Bezeichnung diskriminiert fühle“.[6][7][8]
Im August 2020 gab der LebensmittelherstellerKnorr bekannt, seine Zigeunersauce in „Paprikasauce ungarische Art“ umzubenennen. Der Mutterkonzern Unilever erklärt den Schritt damit, dass die bisherige Bezeichnung negativ interpretiert werden könne, u. a. im Rahmen der aktuellen Rassismusdebatte.[9] Daraufhin haben auch weitere Hersteller und Einzelhandelsketten angekündigt, ihre Produktnamen zu ändern. Der Lebensmittelhersteller Heinz hatte die Sorte „Zigeunersauce“ mit einem Redesign bereits seit Anfang des Jahres 2020 aus den Regalen entfernt.[10][11][12]
Die Sinti Allianz Deutschland lehnt die Umbenennung der Sauce ab und findet die gegenwärtige Diskussion „unwürdig“. Der Begriff „Zigeuner“ werde so zum Beispiel von den Sinti oft selbst verwendet. Damit positioniert sich die Sinti Allianz gegen die Meinung des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma.[13]
↑Bibliothèque professionnelle. – Culinaire aide-mémoire de cuisine pratique. Par A. Escoffier avec la collaboration de MM. Philéas Gilbert – E. Fétu, A Suzanne, B. Reboul, Ch. Dietrich, A. Caillat, etc. Dessins de Victor Morin. Paris 1903, S. 156 („Zingara A“ und „Zingara B“ im Kapitel „Petites sauces blanches et sauces composées“). Englische Ausgabe: A. Escoffier: A Guide to Modern Cookery. William Heinemann, London 1907, S. 421 (Rezept 1261: „Côte de veau Zingara“).