Zürcher Derby (Fussball)Als Zürcher Derby bezeichnet man ein Spiel zwischen den beiden in der Stadt Zürich ansässigen Fussballclubs FC Zürich (FCZ) und Grasshopper Club Zürich (GCZ). Am 20. November 1897 fand anlässlich der Schweizer Fussballmeisterschaft 1897/98 das erste Stadtzürcher Derby zwischen den beiden Vereinen statt. Der Grasshopper Club Zürich gewann mit 7:2. GeschichteDer Grasshopper Club Zürich wurde am 1. September 1886 als erster Fussballclub Zürichs von Gymischülern aus dem Selnau-Quartier gegründet.[1] Er steht traditionell für die Stadtzürcher Farben blau-weiss. Der FC Zürich entstand ursprünglich aus dem FC Turicum (Turicum ist der römische Name von Zürich). Nachdem dieser mit dem FC Excelsior fusionierte, wurde am 1. August 1896 der FC Zürich gegründet. Als der Grasshopper Club Zürich im Jahr 1909 zwischenzeitlich aus dem Schweizerischen Fussballverband austrat, änderte der FC Zürich die Klub- und Trikotfarben von rot-weiss auf blau-weiss. Die Grasshoppers galten als Club der bürgerlichen Oberschicht, der FCZ als Arbeiterclub. Diese Sichtweise wird heutzutage von Historikern revidiert; der FC Zürich schreibt in seinen Clubannalen, dass der FCZ nie ein Arbeiterclub gewesen sei.[2] Der FC Zürich zählt seit Ende der 00er-Jahre weit mehr Zuschauerinnen und Zuschauer als der Grasshopper Club Zürich.[3] Historische SiegeIm ersten Derby-Jahrhundert waren einige denkwürdige Resultate zu verzeichnen gewesen. In der Kriegs-Meisterschaft 1942/43 gelang ein zweistelliges Ergebnis: 11:2 für den GCZ. Der höchste FCZ-Sieg im 21. Jahrhundert datiert aus der Saison 2011/12. Dem halben Dutzend Treffern des FCZ stand kein einziges GCZ-Tor gegenüber. Weil die beiden Vereine nicht immer in derselben Liga spielten, dauerte es 70 Jahre bis zum 100. Stadtderby. Es fand am 2. September 1967 vor 15'000 Schaulustigen auf dem Hardturm statt. Der Schwede Ove Grahn, Roland Citherlet und Rolf Blättler erzielten die Tore zum 3:0-Sieg des GCZ. Auch im 21. Jahrhundert gab es einige denkwürdige Spiele. Das Derby vom 3. März 2004 im Schweizer Cup ging in die Geschichte ein: Nachdem der FC Zürich nach 82 Minuten scheinbar sicher durch Tore von Daniel Gygax (3), Clederson César und einem Eigentor der Grasshoppers mit 5:2 führte, gelangen dem GCZ in den letzten Minuten der regulären Spielzeit noch drei Tore zum 5:5-Ausgleich. In der Verlängerung erzielte Richard Núñez mit einem Heber ein weiteres Tor für die Grasshoppers. Weil dem FCZ anschliessend ein klarer Elfmeter[4] verwehrt wurde, wofür sich Schiedsrichter Urs Meier später entschuldigte, war dies der Siegtreffer und GC zog mit einem 6:5-Sieg in den Cupfinal ein, den es gegen den FC Wil verlor. Am 7. August 2011 siegte der FC Zürich im Letzigrund mit 6:0 gegen den GCZ. Mit Aegerter, Alphonse, R. Koch, Mehmedi, Kukuruzović und Nikci schossen sechs verschiedene Spieler die Tore. Dies ist der höchste Derby-Sieg des FCZ aller Zeiten. In der Saison 2014/15 gewann der FCZ alle fünf Begegnungen. In der Saison 1997/98, gewannen die Grasshoppers alle vier Begegnungen in der Meisterschaft (es gab keine weiteren Begegnungen). Ein weiteres geschichtsträchtiges Spiel im Zürcher Derby fand am 29. November 2015 statt. Innert 13 Minuten erhöhten Yoric Ravet, Shani Tarashaj und Caio zwischen der 58. und der 71. Minute von 1:0 auf 4:0. In der Nachspielzeit sorgte Regisseur Kim Källström für den Endstand von 5:0. Schande von ZürichDas 226. Derby am 2. Oktober 2011 zwischen GCZ und FCZ ging als «Schande von Zürich» in die Geschichte ein. Der Schiedsrichter brach das Spiel nach 77 Spielminuten beim Stand von 2:1 für den GCZ ab. FCZ-Anhänger verliessen kurz zuvor den Gästesektor, drangen zum GC-Sektor vor und warfen eine Magnesiumfackel auf die gegnerischen Fans. Vorausgegangen waren Provokationen von GCZ-Fans mit bei einem Einbruch gestohlenen FCZ-Fahnen. Das Spiel wurde später als Forfaitsieg für den GCZ gewertet. Beide Clubs erhielten eine Geldstrafe von je 50'000 Schweizer Franken. Ausserdem waren bei der darauf folgenden Direktbegegnung keine Zuschauer im Stadion zugelassen.[5] StadionDie Stadien der beiden Vereine – der Letzigrund des FCZ an der Grenze des Kreis 4 zu Altstetten und der ehemalige Hardturm des GCZ im Kreis 5 – lagen sehr nahe beieinander, nur getrennt von den Bahngeleise der SBB. Spieler, die «über die Geleise» wechselten, gab es wegen der Rivalität jahrzehntelang nicht. Als beispielsweise der ehemalige Schweizer Nationaltrainer Jakob Kuhn vom FCZ zu den Grasshoppers wechselte, war der Volkszorn derart heftig, dass der Mittelfeldspieler nach nur zwei Monaten unfreiwillig wieder zu seinem Stammklub zurückkehrte. Noch heute sind Spieler, die «über die Geleise» wechseln, bei ihrem Ex-Klub ausgesprochen unbeliebt. Beide Stadien hätten komplett neu erbaut werden sollen, zuerst der Letzigrund und anschliessend der Hardturm. Der «neue» Letzigrund wurde am 23. September 2007 mit dem 209. Derby offiziell eröffnet. Der FCZ gewann das Spiel mit 4:0. 2008 hätte der neue Hardturm eröffnet werden sollen, die Credit Suisse, Investorin des Stadions, zog allerdings nach einem jahrelangen Rechtsstreit das Projekt zurück. Dennoch wurde das Hardturm Stadion abgebrochen. Seither tragen die beiden Vereine ihre Heimspiele im selben Stadion (Letzigrund) aus. Ein weiteres Stadionprojekt auf dem Hardturmareal wurde im Jahr 2013 vom Zürcher Stimmvolk verworfen. 2018 kam es zur erneuten Abstimmung über ein privat finanziertes Stadionprojekt auf dem Hardturmareal. Am 26. November 2018 sprachen sich 53,8 % der Stadtzürcher Stimmberechtigten für den Bau des Fussballstadions[6]. 2020 folgte erneut eine Abstimmung über dasselbe Projekt, welches ebenfalls von 59,1 % der Stimmbevölkerung angenommen wurde.[7] Das Stadionprojekt beinhaltet den Bau von zwei Wohntürmen und einer Genossenschaftssiedlung. Die Stadt Zürich gibt das Areal im Baurecht ab. Das neue Stadion mit 18500 Plätzen soll Heimstätte beider Stadtclubs werden.[8] Statistik
1 Das Spiel vom 2. Oktober 2011 wurde abgebrochen und ein 3-0 Sieg später GC zugesprochen.[5] Liste aller PflichtspieleNachfolgend sind alle Derbys im Rahmen der Meisterschaft, des Cups und des Ligacups aufgeführt.
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Einzelnachweise
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