Yves Jean Pierre Gomy (* 2. Juli1942 in Paris) ist ein französischer Koleopterologe und Pädagoge. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Familie der Stutzkäfer (Histeridae). Neben seiner Forschungstätigkeit und zahlreichen entomologischen Schriften veröffentlichte er fünf Gedichtbände, die von seiner Frau, der Vergänglichkeit der Zeit und seinem Aufenthalt auf den Inseln des westlichen Indischen Ozeans, den Maskarenen, Madagaskar und den Komoren, handeln.
Im Alter von 16 Jahren spezialisierte sich Gomy auf das systematische Studium einer kleinen Käferfamilie, der Stutzkäfer. Seine Professoren Albert de Cooman und Jean Thérond sowie seine Kontakte zu Renaud Paulian ermöglichten es ihm, seine Kenntnisse zu vertiefen, indem er insbesondere die Microhisteridae der Humusbiotope weltweit sowie die Inselpopulationen studierte. Im November 1960 wurde er Mitglied der Société entomologique de France (SEF), wo ervon 2006 bis 2007 als deren Präsident fungierte.[1] In dieser Funktion organisierte er ein Kolloquium mit dem Thema Aller à l’espèce en Entomologie, illusion ou nécessité? (In der Entomologie auf die Art eingehen – Illusion oder Notwendigkeit?), das am 23. und 24. November 2007 im Auditorium der Grande galerie de l’Évolution des Muséum national d’histoire naturelle in Paris stattfand und von 82 Teilnehmern besucht wurde. Der Bericht über dieses Kolloquium wurde in den «Mémoires» der Société entomologique de France veröffentlicht. Gomys Stutzkäfer-Sammlung wird in der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) aufbewahrt.
Von Oktober 1964 bis August 1973 hatte Gomy Forschungsaufenthalte auf Réunion, während er unter der Leitung von Renaud Paulian an einer Studie (RCP 225/CNRS) über die Berg-Ökosysteme der Region Madagaskar des Centre national de la recherche scientifique teilnahm. Im Oktober 1972 arbeitete er mit dem Vulkanologen Haroun Tazieff zusammen.
Im Januar/Februar 1966, 1970 sowie 1971 hatte Gomy Studienaufenthalte auf Mauritius, wo er mit Jean Vinson (1906–1966) und Joseph Raymond Mamet zusammenarbeitete.
Drei Studienreisen führten ihn nach Madagaskar. Von Januar bis Februar 1967 bereiste er den Osten und das Zentrum der Insel, von Januar bis Februar 1968 war er im Nordosten, im Norden und Nordwesten unterwegs, wo er mit Jean Vadon (1904–1970) zusammenarbeitete. Im Juli und August 1969 hielt sich Gomy im Süden Madagaskars auf.
Weitere Expeditionen hatte Gomy in Marokko, wo er den Mittleren Atlas, die Region Oriental, die Oase Tafilalet sowie die Westküste bis El Ouatia besuchte. Seine Aufenthalte dauerten vom 20. April bis 20. Mai 2009, vom 26. März bis 25. April 2010 und vom 28. April bis 27. Mai 2012, wobei er im Rahmen von Vereinbarungen zwischen dem Muséum de Lyon und den Universitäten Fès und Oujda von Harold Labrique, Abdellatif Janati Idrissi und Guy Chavanon begleitet wurde.
Das zwischen 1964 und 1973 gesammelte entomologische Material (ca. 25.000 Käfer) war Gegenstand zahlreicher Notizen, Studien und Dissertationen, die die Kenntnis über die Käferfauna der Maskarenen und anderer Inseln im westlichen Indischen Ozean erheblich erweitert haben.[5]
Zwischen 1965 und 2020 beschrieb Gomy (allein oder in Zusammenarbeit) 23 Gattungen, 5 Untergattungen sowie 255 Arten von Stützkäfern.
Dedikationsnamen und Ehrungen
Nach Gomy sind 93 Arten (z. B. Stenommatus gomyi, Hyalochilus gomyi, Degallierister yvesi und Plesiofornax yvesgomyi), drei Unterarten und sechs Gattungen (Gomya, Gomyia, Gomyaccudus, Gomyopsis, Gomyella und Gomyoscelis) benannt. 1987 erhielt er den Prix Émile-Biliotti des Office pour les insectes et leur environnement (OPIE) gemeinsam mit seiner Frau Colette Cordou Gomy für die auf Réunion geleistete entomologische Öffentlichkeitsarbeit sowie die Veröffentlichung von drei Hörbüchern für Kinder durch Colette Gomy. 2001 erhielt er das Ritterkreuz des Ordre des Palmes Académiques. 2017 erhielt er den Prix du livre scientifique beim 19. Salon international du livre insulaire de l'île d'Ouessant sowie den Prix Henri-Gadeau-de-Kerville der Société entomologique de France (SEF) für das Buch Les Coléoptères de l'île de La Réunion. 2018 erhielt er den Prix Guy Colas von ACOREP-France sowie den Prix Maurice et Thérèse Pic der Société entomologique de France für Les Coccinelles de La Réunion.
Schriften
Chrysalide, 1974
Le Cri, 1978
Des mots dés, 1986
La Déchirure, 1987
Nouvelle revue d’entomologie tome 4 N°2 Albert de Cooman (1880–1967) ou le double apostoloat, 1987
Nouvelle revue d’entomologie tome 4 N°3 Jean Therond (1899–1987) ou la fin d’une Ambassade, 1987
Nouvelle revue d’entomologie tome 11 N°2 Gunnar Dahlgren (1913–1992) ou la discrétion et l’efficacité, 1994
Nouvelle revue d’entomologie tome 12 N°1 Victor Auzat (1865–1939) ou l’oeuvre inachevée, 1995
Nouvelle revue d’entomologie tome 15 N°2 Henry Desbordes (1856–1940) ou la dignité des convenances, 1998
Nouvelle liste chorologique des Coléoptères de l’archipel des Mascareignes Société réunionnaise des Amis du Muséum. Saint-Denis de La Réunion, 2000 (mit einer aktualisierten Liste im Jahr 2018)
(mit Remy Lemagnen und Jacques Poussereau): Les Coléoptères de l’île de La Réunion. Éditions ORPHIE, 2017
Les Coccinelles de La Réunion. Editions ORPHIE, 2018
↑ abcThierry Deuve: Assemblée générale du 5 avril 2006. In: Société entomologique de France (Hrsg.): Bulletin de la Société entomologique de France. Band111, Nr.2, 2006, ISSN0037-928X, S.257–279.
↑Yves Gomy: Les Coléoptères Histeridae des îles Mascareignes. In: Annali del Museo civico di storia naturale di Genova. Band84, 1983, ISSN0365-4389, S.269–348.
↑Pierre Viette: L'Entomologie dans l'archipel des Comores. Série A, Zoologie. In: Mémoires du Muséum national d'histoire naturelle. Band109, 1987, ISSN0011-216X, S.27–37.
↑Michael S. Caterino, Nicolas Degallier, Yves Gomy, A. K. Tishechkin: The fourth world congress of Histeridology, Santa Barbara, CA, USA, february, 2012 = Quatrième congrès mondial d'Histéridologie, Santa Barbara, CA, USA, février 2012. 2013 (englisch).