Seidel wuchs in Berlin-Kreuzberg auf, wo er heute noch lebt. Mit 16 spielte er Schlagzeug in einer Beatband. 1970 war er Musiker beim Lehrlingstheater Rote Steine und Mitbegründer der daraus hervorgegangenen sozialkritischen Rockgruppe Ton Steine Scherben. Auf der 1971 erschienenen Single „Macht kaputt was euch kaputt macht“ und dem ersten Album „Warum geht es mir so dreckig?“ spielte er Schlagzeug. 1972 verließ er die Band und schloss sich der vom Joseph-Beuys-Schüler und Intermedia-Künstler Conrad Schnitzler gegründeten Gruppe Eruption an.[1][2] Er sagte zu diesem Wechsel:
„Die Musik von Ton Steine Scherben hat mich nicht lange gefesselt. Deswegen verließ ich die Band schon früh. Viel mehr faszinierte mich der Musik-Performance-Club Zodiak Free Arts Lab des Beuys-Schülers Conrad Schnitzler. Das Zodiak bestand aus einem weißen und einem schwarzen, leeren Raum.“[3]
Die Zusammenarbeit mit Schnitzler dauerte bis zu dessen Tod 2011. Auf den in den 1980er Jahren erschienenen Alben Consequenz I + II und Con3 war Seidel unter dem Künstlernamen Sequenza vertreten. Ebenfalls in diesem Zeitraum gründete er die Gruppe Populäre Mechanik. In den 1990er Jahren zog sich Seidel vorübergehend von der Musik zurück und verdiente seinen Lebensunterhalt als Grafiker. Seit der Jahrtausendwende ist er wieder aktiv als Schlagzeuger und Synthesizer-Spieler im Bereich der improvisierten Musik. Im Frühjahr 2005 erschien sein Buch über die „Scherben“. 2015 kam die CD „Five Eyes“ mit Alfred Harth heraus.
↑Ursprünglich war Eruption der Name einer Veranstaltungsreihe, die zwischen freier Improvisation und Fluxus-Aktion angesiedelt war, deren Kern unter anderem die Gruppe Kluster umfasste, die Schnitzler mit Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius gegründet hatte. Nach Schnitzlers Ausscheiden 1971 gab es Verwirrung um die Rechte am Bandnamen, weswegen Schnitzler erst einmal unter dem Namen Eruption weitermachte. Roedelius und Moebius änderten später den Namen ihrer Gruppe in Cluster, und die Rechte am Namen Kluster fielen wieder an Schnitzler.