Wolfgang Kirchbach wurde als Sohn des Historienmalers Ernst Kirchbach und dessen Gattin Emma geb. Schmitthenner-Stockhausen geboren. Seine frühe Kindheit verbrachte er in London mit den älteren Söhnen von Ferdinand Freiligrath und Karl Blind, die wegen ihrer politischen Gesinnung aus Deutschland verbannt waren.[1] Später übersiedelte die Familie nach Dresden.
Nach einem Studium der Philologie und Geschichte an der Universität Leipzig zog er 1879 nach München, wo er sich dem Kreis um Michael Georg Conrad anschloss. 1882 unternahm er eine Reise nach Italien. 1888 ging er als Redakteur und Theaterkritiker erneut nach Dresden, wo er u. a. das Magazin für Litteratur des In- und Auslandes und die Dresdner Nachrichten redigierte. 1896 zog er nach Berlin, arbeitete für die Vossische Zeitung sowie andere Blätter und engagierte sich für die Wandervogel- und Volksbildungsbewegung. Er war Mitbegründer des Giordano-Bruno-Bundes, der sich vom Materialismus absetzte und eine einheitliche, „idealistische“ Weltanschauung vertrat, in der Naturwissenschaft, Philosophie und Kunst verschmolzen werden sollten.[2]
Kirchbachs Novellenzyklus Kinder des Reiches (1883) wurde im Reichstag als „gemeingefährlich“ eingestuft und brachte ihn in den Ruf eines Naturalisten. Er wird dem Friedrichshagener Dichterkreis zugerechnet und schrieb auch über Berlin und seine Umgebung. Seine zweite Gattin Marie Luise Becker, die er 1904 geheiratet hatte, war ebenfalls Schriftstellerin.
Kinder des Reiches und ihre Rezensenten. Ein Romancyclus. Friedrich, Leipzig 1883.
Ein Lebensbuch. Gesammelte kleinere Schriften, Reisegedanken und Zeitideen. Heinrichs, München/Leipzig 1886. (online)
Waiblinger. Ein Trauerspiel unserer Zeit. 1886.
Die letzten Menschen. Ein Bühnenmärchen. E. Pierson, Dresden/Leipzig 1890, online im Internet Archive
Der Weltfahrer. Roman. E. Pierson, Dresden/Leipzig 1891, online im Internet Archive
Das Leben auf der Walze. Roman. Verein der Bücherfreunde, Berlin 1892, online im Internet Archive
Gordon Pascha. Ein Zeitdrama. E. Pierson, Dresden, Leipzig/Wien 1895, online im Internet Archive
Lili-Tsee. Japanisches Märchen in einem Aufzuge. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1896, online, englisch im Internet Archive. Musik: Franz Curti, Arrangeur: Hugo Röhr
Was lehrte Jesus?! Zwei Ur-Evangelien. Dümmler, Berlin 1897, online im Internet Archive
Das Buch Jesus. Dümmler, Berlin 1898, online im Internet Archive
Friedrich Schiller, der Realist und Realpolitiker. Verlag Renaissance, Berlin 1905.
Zum Verständnis altgriechischer Dichtung. 3 Essays. Verlag für Literatur, Kunst und Musik, Leipzig 1906. (online)
Der Leiermann von Berlin. Heitere Romane aus dem Volksgeist. Pierson, Dresden 1906.
↑Adalbert von Hanstein: Das jüngste Deutschland. Leipzig 1901, S. 29
↑Andreas W. Daum: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit 1848–1914. Oldenbourg, München 2002, S.214–216, 496.
↑Dazu Cornelius Ludwig: Der Maler in der Revolte. Wolfgang Kirchbachs „Salvator Rosa“ zwischen Kunsterneuerung und Lebensreform. In: Achim Aurnhammer, Günter Schnitzler, Mario Zanucchi (Hrsg.): Salvator Rosa in Deutschland. Studien zu seiner Rezeption in Kunst, Literatur und Musik. Rombach, Freiburg i. Br. 2008, ISBN 978-3-7930-9533-0, S.357–383.