Schut studierte am Gnessin-Institut Moskau Komposition bei Nikolai Peiko, wo er 1967 seinen Abschluss ablegte. Zwischen 1967 und 1983 arbeitete er als Lektor bei der sowjetischen Musikzeitschrift „Sowjetski Kompositor“, ehe er sich auf seine Tätigkeit als freischaffender Komponist konzentrierte. In dieser Zeit machte er sich vor allem durch Filmmusiken einen Namen. Obwohl er sich massiven Drucks und sogar Aufführungsverboten ausgesetzt sah, engagierte sich Schut seit den 70er Jahren für sowjetische Avantgardemusik. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gründete Schut 1990 zusammen mit einer Gruppe Moskauer Komponisten, darunter auch Edisson Denissow, Jelena Firsowa, Nikolai Korndorf und Dmitri Smirnow, die Gesellschaft für Zeitgenössische Musik ASM (Assozijazija sowremennoi musyki). 1992 nahm er ein Angebot an, in Dartington Hall für drei Jahre als Composer in Residence tätig zu werden, und verblieb auch nach Ablaufen dieses Programms in England.
Auch Schuts Kinder sind musikalisch tätig: Sein Sohn Eli wirkt ebenfalls als Komponist, seine Tochter Niki als Pianistin.
Musik
Schut gilt als Vertreter der „reinen“ Musik: Er baut seine Werke nicht auf außermusikalische Inhalte wie Texte oder Kunstwerke auf, sondern geht stets von einem Klang als Grundidee aus. Dabei bedient er sich verschiedener Elemente wie Aleatorik, serieller Musik, Zwölftontechnik oder stilistischer Zitate und Andeutungen, am deutlichsten lässt sich jedoch der Einfluss Alban Bergs in seiner Musik ausmachen. Schut sagt selbst zu seiner Musik:
„Ich liebe eine Musik, in der es neben aller Schönheit und Vollkommenheit eine Art irrationale Tür, ein ‚schwarzes Loch’, einen Ort des Chaos und der Trauer gibt. Je weniger dieses Loch bisweilen von sich preisgibt, desto besser, aber vorhanden sein muss es.“[2]
Bei der Orchestration bevorzugte Schut meist kleinere Ensembles, die er wiederum oft in Gruppen unterteilte und verschiedene, sich überlappende Klangteppiche erzeugen ließ. Dabei ließ er den Interpreten innerhalb der aleatorischen Grenzen immer einen gewissen Freiraum.
Schuts Musik wurde bei verschiedenen Festivals weltweit aufgeführt, so zum Beispiel beim „Moskauer Herbst“, dem „Almeida-Festival“ (London), dem Schleswig-Holstein Musik Festival, bei Wien Modern, den „Présences“ (Paris) und der „Ars Musica“ (Brüssel). Auch in anderen europäischen Ländern, den USA oder Korea fanden seine Werke Anklang. Daneben komponierte er mehrere Auftragswerke, unter anderem für das BBC Symphony Orchestra (High-Cross Symphony, 1998), das Philharmonia Orchestra, für Radio France sowie für verschiedene Festivals, Organisationen und Ensembles. Rundfunkanstalten in Berlin, Budapest, Köln, London, Moskau und Paris nahmen seine Werke auf.
Three Songs on Words by Osip Mandelstam. Katia Kichigina, Sopran; Oxalys Ensemble (Explicit! Records: E! 99004, 2000)
Ex Animo; Sinfonia da Camera No. 5; High-Cross Symphony. Vladimir Ponkin/Rachmaninov Symphony Orchestra (Sojuz: CD0001, 2003)
Four Songs on Words by P.B. Shelley. Jelena Wassiliewa, Sopran; Quatuor Sine Nomine (Claves: CD 50-2303, 2003)
Miniature Partita. Filip Davidse, Saxophon; Naomi Tamura, Klavier in "The Soviet Saxophone" (Opus 35: OP3501, 2008)
Bibliographie
Valentina Kholopova: Secrets of the Moscow Composition School in Vladislav Shoot’s "Pure Music" in: «Ex oriente…III»: Eight Composers from the former USSR, herausgegeben von Valeria Tsenova (studia slavica musicologica, vol. 31) (Berlin: Ernst Kuhn, 1997), ISBN 3-928864-92-0
Marina Lobanova: Musical Style and Genre. History and Modernity (Amsterdam: Harwood Academic Publishers, 2000), ISBN 90-5755-067-9, Seiten 167–9.