Wittersheim (Mandelbachtal)
Wittersheim ist der zweitkleinste Ort der Gemeinde Mandelbachtal. Er liegt im südöstlichen Saarland im Saarpfalz-Kreis. Wittersheim ist eine ausgesprochene Wohn- und Pendlergemeinde. Die meisten Berufstätigen arbeiten als Auspendler im Raum Saarbrücken. GeographieLageWittersheim liegt im südlichen Bliesgau im Saarpfalz-Kreis im Saarland. Die stark hügelige Landschaft ist landwirtschaftlich (Getreideanbau, Weidewirtschaft und Streuobstwiesen) geprägt. Aus geologischer Sicht liegt Wittersheim im Bereich des oberen oder auch Haupt-Muschelkalkes. KlimaDas Klima ist atlantisch beeinflusst. Der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt 786 mm, die regenärmste Zeit liegt in den Frühjahrsmonaten. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 9 °C. Das langjährige Temperaturmittel sinkt selbst im Januar nicht unter 0 °C. Die vorherrschende Windrichtung ist West bis Südwest. Das Bioklima ist reizmild bis reizschonend. GeschichteBei Grabungen 1899/1900 und 1978 wurden in der Nähe des Dorfes Reste einer gallo-römischen Villa rustica freigelegt[1]. In den Jahren 1977/78 wurde ein römischer Gutshof in der Flur „Obere Tattenbach“ freigelegt und nach Ende der wissenschaftlichen Auswertungen aus Kostengründen und zum Schutz vor Verwitterung wieder übererdet. Die Gründung des Dorfes reicht ins Frühmittelalter, 6./7. Jh. zurück. Aus dieser Zeit stammen auch merowingerzeitliche Grabfunde. Seine erste urkundliche Erwähnung fand Wittersheim 1267 in einem Prozess über das Patronsrecht an den Kirchen von Wittersheim und Bebelsheim.[2] In der Landkarte des Geometers Tilemann Stella von 1564 ist auch Wittersheim eingezeichnet. Eine von zwölf katholischen Pfarreien im Amt Blieskastel war 1607 die St. Martin geweihte Pfarrei in Wittersheim. An einer alten Heeresstraße und in nächster Nähe der Landesgrenze gelegen, hatte Wittersheim in den Kriegen aller Jahrhunderte immer sehr stark gelitten. So wurde das Dorf im Dreißigjährigen Krieg fast völlig zerstört. Im Jahr 1826 wird in der Nachbarschaft der Kirche die erste Schule von Wittersheim gebaut. Die Brüder Georg und Andreas Hamm aus Wittersheim errichteten 1843 im Garten der elterlichen Mühle eine Glockengießerei. Andreas Hamm schuf 1874 in Frankenthal die damals drittgrößte Glocke der Welt, die sogenannte Kaiserglocke für den Kölner Dom. Sie hatte einen Durchmesser von 3,25 m und ein Gewicht von 27 Tonnen. 1880 wurde unter Adjunkt Andreas Feibel das erste Gemeindespritzenhaus hinter der Kirche erbaut. Es diente u. a. der Unterbringung einer vierrädrigen Quartierspritze. 1889 folgte der Bau eines neuen Schulgebäudes im Brückengarten. Im Bereich der Infrastruktur erfolgte 1908 die Verlegung der ersten Wasserleitung und 1929 wurde die erste Verkehrsanbindung mit Omnibussen von Wittersheim über St. Ingbert nach Jägersfreude eingerichtet. Im Jahre 1928 fand man einen Reihenfriedhof. Die Gräber enthielten neben den Skeletten auch Waffen, Bronzeringe, Hals- und Brustketten. Das Gräberfeld gehört dem 7. nachchristlichen Jahrhundert an. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die 562 Bewohner von Wittersheim, das in der „Roten Zone“ lag, nach Oberfranken in Dörfer zw. Lichtenfels und Kronach evakuiert. 29 % der Evakuierten kehrten nicht mehr zurück. Am 16. März 1945 nahm die US-Army Wittersheim ein. Durch die Kampfhandlungen 1939/40 und 1945 blieben von 124 Häusern nur 3 unbeschädigt. Der Grad der Zerstörung betrug etwa 90 %, so dass fast keine alte Bausubstanz mehr vorhanden war. Auch die Versorgungseinrichtungen der Gemeinde waren nicht mehr benutzbar. Am 15. Oktober 1950 weihte der Speyrer Bischof Joseph Wendel die nach Kriegszerstörungen wieder aufgebaute katholische Kirche St. Remigius ein. Vier Jahre später, 1954, wurde in der Erfweiler Straße mit dem Bau des Feuerwehrhauses begonnen. Weitere sechs Jahre später, im Jahr 1960, fand die Einweihung der neuen Volksschule und der Gymnastikhalle statt. Am 6. April 1973 wurde die Mehrzweckhalle ihrer Bestimmung übergeben. 1978 erfolgte der Neubau des Feuerwehrhauses an der Schule. Am 1. Januar 1974 wurde Wittersheim in die neue Gemeinde Mandelbachtal eingegliedert.[3] Die Feldkalköfen in der Tattenbach wurden 1985 einer Restaurierung unterzogen. 1993 erschien die Chronik des Jakob Ackermann aus Wittersheim bei der Gesellschaft für Volkskunde im Saarland. ReligionWittersheim ist größtenteils katholisch. Die evangelischen Christen gehören zur protestantischen Kirchengemeinde Ensheim, die auch über eine Kirche in Ormesheim verfügt, in welcher mindestens einmal im Monat Gottesdienste stattfinden. PolitikOrtsratSitzverteilung im Ortsrat (Kommunalwahl Juni 2024):[4] OrtsvorsteherOrtsvorsteher ist Wendelin Lonsdorf (SPD) Vertreter Claus Ackermann (CDU).[5] GemeindepartnerschaftenEs besteht eine Partnerschaft mit Wittersheim (Elsass). Kultur und SehenswürdigkeitenKulturlandschaftszentrum Haus Lochfeld, Restaurierte Feldkalköfen am Tattenbach, Wegkreuze-Rundweg, Kalklehrpfad rund um Wittersheim, dorfgerechter Ausbau des Bereiches um die Pfarrkirche, Naturschutzgebiet Muschelkalkhänge Wittersheim/Bebelsheim sowie die Parkanlage "Freundschaftsplatz am Bach" in der Dorfmitte. Weitere Sehenswürdigkeiten: Der Aussichtsturm am Heidekopf im Kirchenwald, der Optische Telegraf (auf der Gemarkung Bebelsheim) und die Naturbühne Gräfinthal (auf der Gemarkung Bliesmengen-Bolchen). BauwerkeZu den sehenswerten Bauwerken in Wittersheim gehört die katholische Kirche St. Remigius. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erfolgte 1948 bis 1950 der Wiederaufbau. Die Orgel der Kirche mit dreizehn Registern wurde 1976 von der Orgelbaufirma Hugo Mayer (Heusweiler) erbaut.[6] SportNordic-Walking-Park, Sporthalle, Rad- und Wanderwege Regelmäßige Veranstaltungen
Vereine und Verbände (Auswahl)Folgende mitgliederstarke Vereine prägen das dörfliche Leben in Wittersheim.
Wirtschaft und InfrastrukturÖffentliche EinrichtungenFriedhof, Einsegnungshalle, Festplatz, Katholische Kirche, Kriegergedächtniskapelle, Feuerwehrhaus VerkehrWittersheim ist an die Bundesstraße 423 angebunden und liegt nur wenige Kilometer vom Flughafen Saarbrücken entfernt. Persönlichkeiten
Literatur
SonstigesIm einheimischen Dialekt wird der Ortsname in etwa „Widderschum“ ausgesprochen. WeblinksCommons: Wittersheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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