Wir sind Kaiser
Wir sind Kaiser ist eine satirische Talkshow des ORF, die zwischen 2007 und 2010 im Rahmen von Donnerstag Nacht ausgestrahlt wurde. Über 3sat konnte die Sendung auch in Deutschland und der Schweiz gesehen werden. Am Marktanteil gemessen war sie die erfolgreichste von ORF 1 zwischen 2007 und 2010 wöchentlich ausgestrahlte Eigenproduktion. Seit Ende 2010 wurden vierteljährlich neue Spezialfolgen ausgestrahlt.[1] Im Dezember 2019 gab der ORF bekannt, dass das Format mit zwei Faschingsaudienzen am 7. und 14. Februar 2020 auslaufen soll.[2][3][4] Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurden am 17. und 24. April 2020 unter dem Titel Eine Krone gegen Corona – Das Kaiser-Spezial zwei Videoaudienzen gezeigt.[5] Auch die Silvestersendung im Jahr 2020 fand wieder statt. Ab dem 13. Jänner 2021 wurden acht Ausgaben Wir sind Kaiser*in: Neues aus der Hofkanzlei gezeigt. Lilian Jane Gartner übernahm darin die Rolle der Kronprinzessin Leopoldine.[6][7][8] Die SendungKonzeptRobert Palfrader spielte Robert Heinrich I., die Karikatur eines österreichischen Kaisers, wobei er rollengemäß im Pluralis Majestatis und von und mit anderen in der dritten Person Singular („Er gehe dorthin...“; „was macht sie da?“) spricht. Er soll nach den enttäuschenden Leistungen der österreichischen Politik dem Land wieder den Glanz monarchistischer Zeiten zurückbringen. Unterstützt wird er von seinem Obersthofmeister Seyffenstein (Rudi Roubinek – er ist zusammen mit Klaus Oppitz auch Hauptautor der Sendung) und dem Diener Vormärz (FM4-Moderator Rudi Schöller). In den späteren Sendungen kommt auch ein zweiter Diener namens Biedermeier (Florian Perger) vor. Des Weiteren existiert die Augenweide (Karin Chvatal), die Gespielin des Kaisers. Beide Diener wie auch die Augenweide kommen in der Sendung allerdings fast nicht zu Wort. Aufgezeichnet wurden die Sendungen vor Publikum im Großen Festsaal im Haus der Industrie am Wiener Schwarzenbergplatz.[9] InhaltZur Eröffnung der öffentlichen, 40-minütigen Audienz des Kaisers wurde jeweils – zur Melodie der Internationalen – die „Kaiserhymne“ vorgetragen, der Text lautet:
Danach hat Seyffenstein dem Kaiser die Post vorgelesen. Dabei handelte es sich in der Regel um Bittschreiben nationaler und internationaler Persönlichkeiten an den Kaiser. Anschließend empfing Seine Majestät Gäste – überwiegend österreichische Prominente und Politiker, mitunter auch deutsche –, löst souverän politische Konflikte und zeigte Aufzeichnungen aus seinem Alltag als geliebtes Staatsoberhaupt. Meistens sind seine Taten nur vorgetäuscht und in Wirklichkeit werden sie von seinem Untertan Vormärz ausgeführt. Robert Heinrich I. wirkt während der Sendung oft sehr besorgt um sein Land. Seine Gäste behandelte er jedoch oft provokant und manchmal auch befremdlich. Außerdem traten in der Sendung meist Austropop-Künstler zur musikalischen Unterhaltung auf (z. B. Zweitfrau, Excuse Me Moses). Ein Running Gag war das wöchentliche Erscheinen von Richard Lugner, der jeweils in einer anderen Verkleidung auftrat bzw. sich als jemand anderen ausgab und um eine Audienz beim Kaiser bat, sie aber nie bekam. Erst in der Folge vom 3. Jänner 2008 wurde ihm erlaubt, das Audienzzimmer zu betreten und ein Gespräch mit dem Kaiser zu führen. Ein weiterer Running Gag sind die Geschenke der Gäste an seine Majestät, bei denen es sich meist um Schneekugeln mit Pinguinen handelt, die der Kaiser Vormärz für die Sammlung übergibt, andere Geschenke werden in die „Spezialablage rund“ (eine Mülltonne) entsorgt. Die Verabschiedung eines Gastes erfolgt häufig mit den Worten: „Er/Sie darf sich zurückziehen, aber er/sie muss auch einmal ein bisserl brav sein!“ Immer wiederkehrend ist auch der so genannte Schneckengruß, den der Kaiser bei weiblichen Gästen, oft in Verbindung mit anzüglichen Blicken und Gesten, bewusst übertrieben inszeniert: das leichte Beugen der oberen Glieder der gestreckten Zeige- und Mittelfinger, welches die sich verbeugenden Fühler einer Schnecke symbolisiert. Anfang und Ende der SerieWie man in diversen Folgen erfuhr, wurde Robert Heinrich „durch Gottes Gnaden Kaiser von Österreich“, um das Land zu retten. Dazu wurde eine Aufzeichnung gezeigt, die zeigt, wie „in einer kleinen Ortschaft, in der Nähe der Stadt Wien“, ein betrunkener Robert Heinrich ins Wirtshaus geht, wo er sich über die politische Lage des Landes beschwert. Dabei wird ironisch auf die Namen der Charaktere angespielt, so zeigt Robert Heinrich dem Wirt ein Stück Seife, das er einen „Seifenstein“ nennt. Da fällt ein Schein vom Himmel und die Stimme des Erzählers spricht zu Robert Heinrich:
Daraufhin hat Robert Heinrich die Kaiseruniform an, der Wirt wird zu Obersthofmeister Seyffenstein und der Kellner zu Vormärz. Am 11. März 2010 fand die vorerst letzte Audienz des Kaisers statt. Dabei wurde gezeigt, wie Robert Heinrich I. „Gottes Gnade“ wieder entzogen wurde und er zurück ins Wirtshaus kam. Als Seyffenstein dem ehemaligen Monarchen vorwirft, mit den „Weibergeschichten“ alle Autos und das Geld vergeudet zu haben, schreit Robert Heinrich: „Wer hätte es denn anders gemacht?!“ Daraufhin wird er wieder in den Kaiser zurückverwandelt, zieht sich aber aus dem öffentlichen Leben zurück und beschließt, keine weiteren Audienzen mehr zu gewähren. Als Seyffenstein Richard Lugner am Ende dieser Episode wieder einmal abweisen will, sagt Robert Heinrich I., er übernehme dies selbst, und er verlässt den Saal. Herein kommt daraufhin Lugner in der Kaiseruniform. AusstrahlungDie Erstausstrahlung der ersten Folge lief am 3. Mai 2007 auf ORF 1. Danach ging die Sendung zugunsten der Ausstrahlung von Die liebe Familie und Dorfers Donnerstalk in die Sommerpause. Von Oktober 2007 bis zum 17. Jänner 2008 lief die erste Staffel, danach folgte eine erneute Pause. Die Ausstrahlung der zweiten Staffel begann am 4. September 2008 und endete am 8. Jänner 2009. Sie umfasste inklusive Silversterspecial 13 Folgen. Weitere acht Folgen wurden im Frühjahr 2009 ausgestrahlt. Vom 24. September 2009 bis zum 11. März folgte die dritte Staffel.[10] Die vierte Staffel begann am 29. Jänner 2016 auf ORF 1.[11] SpezialfolgenIm Rahmen des Unterhaltungsprogramms zum Jahreswechsel zeigte der ORF seit dem Jahr 2007 jeweils am 31. Dezember (drei Sendungen) und am 1. Jänner (eine Sendung) Specials der Sendung. Zwischen 20.15 Uhr und 0.20 Uhr wurden nach jeder Sendung 15-minütige Sequenzen des Silvesterballs für den Kaiser gezeigt. Beim Jahreswechsel 2018/19 erfolgte in der Neujahrsnacht erstmals keine weitere Sendung.[12] Am Nationalfeiertag Österreichs, dem 26. Oktober 2010, strahlte der ORF eine Sonderfolge von Wir sind Kaiser unter dem Titel Ein Fest für Österreich aus. Sechs Monate nach dem Rückzug von Robert Heinrich I. ins Privatleben trat die Figur erstmals wieder in der Öffentlichkeit auf, um ihren Ersten Ritter zu suchen. Österreicherinnen und Österreicher waren dazu aufgefordert, sich via Video zu bewerben, und unter nach Senderangaben hunderten Bewerbern wurden drei Kandidaten für die Show ausgewählt. Diese wurden bei der als Turnier konzipierten Sendung von den Ex-Profisportlern Toni Polster, Andreas Goldberger und Hans Knauß unterstützt. Für jede Aufgabe wurde ein bekanntes Lied passend umgedichtet und von den Wiener Sängerknaben vorgetragen, die Sängerin Saint Lu unterstützte den Chor bei Ein- und Auszug des Kaisers. Unter den zahlreichen Gästen befanden sich unter anderem Ottfried Fischer, Karl Merkatz, Michaela Dorfmeister, Eva Glawischnig und der erneut sich selbst verkörpernde Richard Lugner.[13] Am 9. April 2011 wurde auf ORF 1 die Spezialfolge Tour d'Autriche gezeigt, in der Robert Heinrich I. alle seine neun Bundesländer besucht und in einer Sonderaudienz von seinen Erlebnissen berichtet.[14] 2011 sollen noch drei Specials folgen: Am 2. Juni eine Sendung mit dem Titel Letzte Chance für Deutschland, eine Neuauflage der „Ritterspiele“ im Herbst sowie die Silvestersendung.[1][15] Am Nationalfeiertag 2011, dem 26. Oktober 2011, gab es wieder eine Spezialfolge der Serie mit dem Titel „Erntedank“. Diese lief auf ORF 1 um 20:15 Uhr. Gäste waren u. a. Heino, Herbert Haupt, Barbara Schett, Ute Bock sowie der frühere Tiroler Landeshauptmann, Herwig van Staa.[16] Kaiser DeluxeUnter dem Namen „Kaiser Deluxe“ wurde in vier Folgen ein Zusammenschnitt bisheriger Kaiseraudienzen gezeigt. Sie liefen im Dezember 2015 auf 3sat.[17] Die Seyffenstein-ChronikenSeit dem Jahresanfang 2016 werden Ausschnitte bisheriger Sendungen von Wir sind Kaiser in einem Zusammenschnitt gezeigt und von Kaiser Robert Heinrich I. und Seyffenstein kommentiert. Die Folgen liefen auf ORF eins im Freitagabendprogramm. Der Kurier des Kaisers2018 bildete der Kaiser den Rahmen für eine neunteilige Dokumentationsserie über die österreichischen Bundesländer von Hanno Settele. Aus Geldnot möchte der Kaiser ein Bundesland verkaufen und sendet Settele als Kurier in die einzelnen Länder, um deren Wert zu evaluieren.[18] Rezeption und KritikenDie Show lief erfolgreich mit Spitzenquoten bis zu 28 % Marktanteil und gilt somit als eine der erfolgreichsten Sendungen seit der Programmreform 2007. Die letzte Folge der ersten Staffel vom 17. Jänner 2008 erreichte 462.000 Zuseher (24 % Marktanteil). Rekordquoten erzielte die Ausgabe vom 4. Dezember 2008 mit 603.000 Zusehern (27 % Marktanteil). Den höchsten Marktanteil erreichte man am 24. September 2009 mit 30 %.
– Oberösterreichische Nachrichten: 13. Oktober 2007[19]
– wienerlloyd.com: November 2007[20]
– Die Presse: 9. November 2007[21]
– Die Presse: 15. Jänner 2010[22] Auszeichnungen
Trivia
DVD-VeröffentlichungenBisher im Wiener Verlag Hoanzl erschienen sind:
Weblinks
Einzelnachweise
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