Das im Basiskalk der Hobräck-Schichten (Mitteldevon), einer bis maximal 100 m mächtigen Riffkalkplattform liegende, mindestens 35 Millionen Jahre alte und bis 2019 von Menschen unberührte labyrinthische Gangsystem mit ausgeprägter West-Ost-Ausdehnung befindet sich innerhalb des Ründerother Mühlenbergs zwischen den Walbach-Ponoren und der unterirdischen Mündung derselben in die Agger.[2][4][5] Der öffentlich nicht zugängliche Eingang liegt unweit nordöstlich der Aggertalhöhle. Bei der Erstbefahrung fanden Höhlenforscher Gänge mit einer Länge von rund einem Kilometer und 40 Meter große hallenähnliche Zwischenstücke vor.[6][7] Sukzessive Vermessungen mit bis zu 17 Speläologen ergaben bisher eine Gesamtlänge von 8453 m (Stand: März 2022).[1] Damit erfüllt das Windloch im Mühlenberg die Definition eines Riesenhöhlensystems. Nach Messungen im Jahr 2020 ist es die größte Höhle in Nordrhein-Westfalen.[8]
Zur Höhlenfauna gibt es bisher keine Veröffentlichungen. Für einen tief im Innern der Höhle dokumentierten vertrockneten Frosch gibt es noch keine Erklärung.[4]
Zwischen dem Windloch und der 200 Meter entfernten Aggertalhöhle besteht heute vermutlich keine Verbindung mehr.[9] Gänge in beiden Höhlen zeigen jedoch, dass beide Höhlen früher miteinander verbunden waren, jedoch später durch eine Senke getrennt wurden.[10]
In der Höhle wurden die möglicherweise größten Eisenblüten in Europa gefunden.[11]
Geschichte
Forscher hatten bereits Jahrzehnte vor der Entdeckung der Höhle vermutet, dass im Mühlenberg neben der Aggertalhöhle weitere Höhlen existieren müssten.[12] Auch aufgrund fehlender technischer Mittel habe man den Hinweisen jedoch nicht nachgehen können.[7] Seit 1988 suchten die Experten nach einem Eingang.[13] Ein Anhaltspunkt für ein möglicherweise vorhandenes Gängesystem im Mühlenberg war die Walbach, die in ihrem Verlauf in diesem Bereich in Schlucklöchern versickert[6] und auf der anderen Seite des Berges nach weniger als vier Stunden wieder austritt, was ungewöhnlich schnell ist.[13]
Weitere Anzeichen für eine Höhle lieferten kleine Hohlräume, die bei Straßenarbeiten entdeckt wurden.[7] Außerdem traten 2009 dabei Spalten zutage, wobei aus einer im Winter warme Luft austrat.[6] Der Engelskirchener Bürgermeister Gero Karthaus kontaktierte daraufhin Stefan Voigt, der gemeinsam mit Kollegen einen Zugang zur Höhle fand.[7]
Die Erstbefahrung durch den Arbeitskreis Kluterthöhle fand am 23. März 2019 statt.[14] Die Höhle soll in den kommenden Jahren systematisch erforscht werden.[7]
Literatur
Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. (Hrsg.): Das Windloch im Mühlenberg: Eine Jahrhundertentdeckung wird erforscht. Ennepetal, 2019, ISBN 978-3-00-064038-4.
Windloch im Mühlenberg. (png-Grafik; 364 kB) Arbeitskreis Kluterthöhle, 16. Juli 2019; abgerufen am 15. Juni 2020 (Plan).
Stefan Voigt: Windloch am Mühlenberg. (Video auf YouTube; 1:47 Stunden) Vortrag in Ründeroth-Walbach, 31. Januar 2020; abgerufen am 15. Juni 2020 (Vortrag ab Min. 15).
↑ abCarsten Ebenau, Stefan Voigt, Arbeitskreis Kluterthöhle e. V.: Große Neuentdeckung im Bergischen Land (NRW). In: Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher. 65. Jahrgang, Nr.1+2, 2019, S.39 (vdhk.de [PDF; 10,5MB; abgerufen am 24. Juni 2019]).
↑Riesenhöhle Windloch. Arbeitskreis Kluterthöhle e.V., 10. September 2019, abgerufen am 10. September 2019.