Willy Keller (Theaterregisseur)Karl Wilhelm „Willy“ Keller (Pseudonym: J. J. Sansombre; * 9. Juni 1900 in Konstanz; † 24. April 1979 in Rio de Janeiro) war ein deutscher Theaterregisseur, Journalist und Übersetzer. Als Gründer des Deutsch-Brasilianischen Kulturinstituts war Keller eine der wichtigen Personen des deutschen Exils in Brasilien. LebenWilly Keller wirkte in Deutschland seit 1921 in verschiedenen Theatern, zuletzt – von 1932 bis 1934 – als Regisseur am Theater Osnabrück. Als Nazigegner denunziert und von der Gestapo mit der Verhaftung bedroht, floh er mit seiner Familie nach Porto Alegre, wo ein Onkel seiner Frau lebte. Er arbeitete ohne Bezahlung in der Spiegelfabrik des Onkels, während seine Frau eine schlecht bezahlte Anstellung als deutsche Handelskorrespondentin innehatte. In Porto Alegre wurde Keller auch Redakteur der von Friedrich Kniestedt herausgegebenen antifaschistischen Zeitung Die Aktion. Nach sechs Monaten fuhr Keller mit einem Kohlendampfschiff nach Rio de Janeiro, um Arbeit bei der deutschen Filmgesellschaft Atlântida oder woanders zu suchen. In einem langen Brief, datiert mit 12. Februar 1937, schildert er seinem Freund Hans Rothe verbittert den Mangel an beruflichen Perspektiven:
Keller zog 1936 nach São Paulo um, wo er bis 1939 als Buchhalter in einem großen Restaurant arbeitete. Da er sich weigerte, auf einem deutschen Schiff, das außerhalb der brasilianischen Hoheitsgewässer lag, sein Einverständnis mit dem Dritten Reich zu bekunden, wurde er fristlos entlassen.
Im Jahr 1940 nahm Keller Kontakt mit der Gruppe Das andere Deutschland in Buenos Aires auf. Einige Jahre später initiierte er die politisch-publizistische Tätigkeit mit der Notgemeinschaft deutscher Antifaschisten, die in engem Kontakt mit der „argentinischen“ Gruppe sowie mit dem Zirkel um Friedrich Kniestedt in Porto Alegre stand. Parallel dazu gründete er die Notbücherei deutscher Antifaschisten, die das einzige belletristische Werk des brasilianischen Exils herausbringen sollte. Wahrscheinlich aus Geldmangel konnte er keine anderen Werke veröffentlichen, nicht einmal seine eigenen. Die Beschäftigung Kellers mit dem brasilianischen Theater begann schon vor dem Ende des Krieges, wobei seine Aktivität als Choreograph des Teatro Experimental do Negro Ende der 40er Jahre besonders hervorzuheben ist. Erst nach 1946 konnte Keller Theater in deutscher Sprache machen. 1957 gründete Keller das Deutsch-Brasilianische Kulturinstitut in Rio de Janeiro, das er bis 1969 leitete. Ab 1973 leitete er das Amateur-Theater Casa do Estudante do Brasil (Haus der Studenten Brasiliens). Alle diese Tätigkeiten wurden mit Preisen und Ehrungen honoriert, aber sie konnten seinen Unterhalt nicht sichern. Im Laufe der Zeit erhielt Keller viele Preise und unzählige Auszeichnungen für seine Arbeit als Theaterregisseur. Er wurde am 22. Januar 1957 Carioca Honorário, erhielt am 22. Februar 1963 vom Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Heinrich Lübke, das Bundesverdienstkreuz I. Klasse, am 22. Mai 1968 die Auszeichnung Cruzeiro do Sul, offizieller Grad, und 1969 die Trophäe Estácio de Sá für gelehrte Musik. Ein weiteres Aufgabenfeld Kellers war die Tätigkeit als Übersetzer. Er übersetzte Gedichte brasilianischer Autoren ins Deutsche und organisierte eine Werkausgabe, die in Deutschland herausgegeben wurde. Aus dieser Zeit stammen auch seine Übersetzungen von Angst von Graciliano Ramos (1997 bei Suhrkamp erschienen), seine Version von Auto da Compadecida von Ariano Suassuna und seine Übersetzungen von Pedro Bloch. Es scheint, dass Willy Keller nie daran dachte, nach Deutschland zurückzukehren.
Literatur
Siehe auch
Weblinks
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