Die Familie Rathkamp ist ab 1701 mit Ursprung in Menninghausen bei Diepholz nachweisbar.[2]
Wilhelm Rathkamp war ein Sohn des Architekten und Bauunternehmers Conrad Rathkamp[1] (Johann Cord Rathkamp; * 24. September 1828 in Neubruchhausen; † 1910)[1] und ein Neffe von Carsten Hinrich Rathkamp (* 16. Oktober 1820; † 13. März 1886)[2], für den er sein Frühwerk, das 1886 geschaffene Grabmal auf den Stadtfriedhof Engesohde in Hannover schuf[1], außerdem ein Bruder von Robert Rathkamp (1854–1926), mit dem er später zeitweilig in einem Unternehmen zusammenarbeitete.[1] Seine Tochter heiratete Hanns Hase, einen Enkel von Conrad Wilhelm Hase.[1]
Ausbildung und Wirken
Wilhelm Rathkamp machte eine Lehre als Maurer und Steinhauer in seiner Geburtsstadt Göttingen. 1881–1882 studierte er Architektur zunächst an der Technischen Hochschule Stuttgart, dann nach drei Semestern 1882–1884 an der Technischen Hochschule Hannover als Student von Conrad Wilhelm Hase, Heinrich Köhler, Ludwig Debo und Hubert Stier.[3] Schon zu Beginn seiner Studienzeit in Hannover trat Rathkamp der von Hase gegründeten Bauhütte zum weißen Blatt bei,[4] deren Hüttenzeichen er später an vielen seiner eigenen Bauten anbrachte. Im Jahr 1898 brachte er die Verbundenheit mit der Kunstauffassung Hases mit eigenen Exponaten zum Ausdruck, die in der Ausstellung anlässlich des 80. Geburtstags Hases im Künstlerhaus Hannover gezeigt wurden.[1]
1887 trat Rathkamp dem Architekten- und Ingenieur-Verein zu Hannover bei und ging im selben oder im Folgejahr 1888 zurück in seine Heimatstadt Göttingen, um dort als Architekt und Bauunternehmer tätig zu werden. Dabei arbeitete in Gemeinschaft mit seinem Vater bis zu dessen Tod 1910[1] sowie mit seinem Bruder in dem väterlichen, 1861 eröffneten Göttinger Unternehmen, das zeitweilig als Baugeschäft Conrad Rathkamp & Söhnefirmierte.[7]
Wie sein Bruder Robert gründete auch Wilhelm Rathkamp erst ab 1925 ein eigenes Baugeschäft, das er gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Friedrich Eschmann leitete.[8]
Von dem Baugeschäft Rathkamp wurden rund 270 Wohngebäude, Fabriken, Hotels, Geschäftshäuser und andere Bauten in Göttingen und Umgebung errichtet, von denen „ungefähr 100 Bauwerke von Wilhelm Rathkamp entworfen“ wurden, darunter[1]:
1886: Wohn- und Geschäftshaus Bolle, Nikolaistraße 15 in Göttingen[1]
1888: Wohn- und Geschäftshaus Metje, Gotmarstraße 2 in Göttingen (abgerissen 1969)[12]
1888: Wohnhaus Bennecke, Königsallee 5 in Göttingen[13]
1888: Wohnhaus Bechtel, Nikolausberger Weg 31 in Göttingen[13]
1889: Wohnhaus Lehmann, Friedländer Weg 30 in Göttingen[13]
Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24.) (Dissertation unter dem Titel Bodenhandel, Bautätigkeit und Stadtentwicklung) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0. (Digitalisat auf books.google.de, abgerufen am 2. April 2023; Inhaltsangabe mit dem Vorwort von Ernst Böhme auf der Seite des Stadtarchivs Göttingen)
Jan Volker Wilhelm: Kommerzieller Wohnungsbau im Kaiserreich. Das Archiv des Architekturbüros und Baugeschäfts Conrad Rathkamp & Söhne, Göttingen. In: Jahrbuch für Hausforschung, Bd. 55. Hrsg. Michael Goer, Benno Furrer, Ulrich Klein, Heinrich Stiewe, Ariane Weidlich. Jonas Verlag, Marburg 2014, ISBN 978-3-89445-410-4, S. 417–431.
↑ abJan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 41.
↑Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 48.
↑Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 49 f.
↑Zu Marie Rathkamp, geb. Stöckicht vgl. Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 52.
↑Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 51 f.
↑Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (vergleiche Literatur), Inhaltsangabe mit dem Vorwort von Ernst Böhme auf der Seite des Stadtarchivs Göttingen
↑ abJan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 53.
↑o. V.: Über uns auf der Seite geschichtsverein-goettingen.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 15. September 2021
↑ abcJan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 52.
↑Waltraud Hammermeister: 100 Jahre Geschichtsverein für Göttingen und Umgebung 1892–1992. Hrsg. Geschichtsverein für Göttingen u. U., Göttingen 1992, S. 146.
↑ abcdefghijklmnopqrsJan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt. Stadtplanung, Grundstücksgeschäfte und Bautätigkeit in Göttingen (1861–1924). (= Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 24). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-85425-0, S. 461–462 (CR & C Werkverzeichnis 1, Wohn- und Geschäftshäuser in der Göttinger Innenstadt).