Landgraf wurde als Sohn von Johannes Landgraf, Schnitt- und Stanzenmechaniker bei der Lößnitzer Firma Seidel, und dessen Frau Selma, geborene Schuster in der Bergstadt Lößnitz bei Aue im Erzgebirge in der oberen Etage des Gasthauses Zur Weidmannsruh geboren.[1] Von 1920 bis 1928 besuchte er die Volksschule Lößnitz, danach folgte die Zeichenschule in Schneeberg. Von 1932 bis 1935 arbeitete er als Musterentwerfer in der Textilindustrie. Von 1935 bis 1939 absolvierte er ein Studium an der Dresdner Kunstakademie unter Karl Albiker. Dann folgte eine sechsjährige Unterbrechung seiner künstlerischen Entwicklung, da er im Zweiten Weltkrieg als Soldat diente. Am 27. April 1945, bei der Schlacht um Bautzen, wurde er durch eine Schussverletzung in den linken Arm schwer verwundet.
Mitte Mai 1945 kehrte er nach Lößnitz zurück in sein Elternhaus. Noch während seiner Genesung kam er in die zerstörte Stadt Dresden zurück und nahm seine bildhauerische Tätigkeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden wieder auf, vor allem betätigte er sich in der Aufbauarbeit.
Von 1947 bis 1949 beendete er sein Studium bei Reinhold Langner und Eugen Hoffmann. In dieser Zeit arbeitete er zusammen mit Hans Nadler, Mitarbeiter des Sächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, an der Bergung von zerstörten bildhauerischen Kunstwerken, vor allem im Zwinger, im Dresdner Schloss, in der Innenstadt Dresdens und im Barockgarten Großsedlitz mit.[2] Die zerstörten Bruchstücke wurden geborgen, analysiert und katalogisiert und somit der Grundstein für die Wiederherstellung dieser einmaligen Baudenkmäler gelegt.
Ab 1949 war Landgraf freischaffend tätig. Von 1969 bis 1979 war er wissenschaftlicher Oberassistent der Sektion Architektur, Abteilung Grundlagen der Gestaltung der TU Dresden. Er übernahm 1957 das Atelier des Bildhauers Georg Curt Bauch (1887–1967) auf der Pillnitzer Landstraße 29 in Dresden-Loschwitz,[3] wo er bis 1978 arbeitete. Im gleichen Jahr übernahm er das Atelier seines verstorbenen Schwiegervaters Walter Flemming in Dresden-Cotta. Im Jahr 1994 beginnt vom Künstlerbund Dresden e. V. die Ausstellungsreihe Galerie unterm Dach mit Werken des Dresdner Bildhauers Wilhelm Landgraf.[4]
Im Jahr 1997 musste er aus gesundheitlichen Gründen dieses Atelier aufgeben. Sein Zustand verschlechterte sich immer mehr. Wilhelm Landgraf starb am 16. Oktober 1998 nach kurzer Krankheit in Dresden und wurde auf dem Inneren Briesnitzer Friedhof in Dresden-Briesnitz beigesetzt.
Hockende (Holzplastik; ausgestellt 1947 auf der 2. Ausstellung Erzgebirgischer Künstler)[9]
1949: Restaurierungsarbeiten im Zwinger in Dresden
1950: Relieffigur Justitia im Gerichtsgebäude am Münchner Platz in Dresden und das Gemeinsamwerkrelief am Sockel der Justitia mit Arnd Wittig, 1958 übernahm die TH Dresden (später: TU Dresden) das Gebäude.
1967: Figur Stehender Jüngling, Prager Straße in Dresden; das Kunstwerk wurde im März 1996 gestohlen; am 9. November 2015 wieder zurückgekehrt, am 15. Oktober 2018 zum 20. Todestages des Künstlers wiederaufgestellt am Klinikum Dresden Neustadt.
1984: Gedenktafel für Frédérik Chopin, Schloßstraße 5 in Dresden
1984: Relief von Ludwig Richter an dessen Wohnhaus, Friedrichstraße in Dresden
1984: Portraitkopf Joseph Tichatschek, im 1. Rang der Semperoper in Dresden
1986: Rekonstruktion Fries der neun tanzenden Musen von Kühne im Treppenaufgang des Opernrestaurants der Semperoper in Dresden
1986: Kopie nach Fotos des Müllerburschen vom Müllerbrunnen in Dresden-Plauen; das 1902 vom Bildhauer Robert Henze geschaffene Original wurde 1942 für Rüstungszwecke eingeschmolzen[13]
↑Simone Simpson: Zwischen Kulturauftrag und künstlerischer Autonomie. Dresdner Plastik der 1950er und 1960er Jahre. Böhlau, Weimar 2008, ISBN 978-3-412-20101-2.