Werner Wolf Glaser wurde am 14. April 1913 in Köln als zweiter Sohn der Pianistin Julie Glaser (geb. Wolff) und ihres Ehemanns Viktor Glaser geboren. Die Mutter förderte die musikalische Erziehung des Sohnes. Glaser bestand 1929 die Aufnahmeprüfung an der Kölner Musikhochschule und wurde unter anderem von Peter Dahm, Carl Emil Theodor Ehrenberg und Philipp Jarnach unterrichtet.[1] Glaser studierte an der Musikhochschule Köln Klavier, Dirigieren und Komposition, danach ging er nach Bonn, um ein Studium der Kunstgeschichte aufzunehmen. Schließlich setzte er in Berlin seine Kompositionsstudien – unter anderem bei Paul Hindemith – fort und nahm ein weiteres Studium der Psychologie auf. Von 1929 bis 1931 war er Dirigent an der Oper in Chemnitz und kam 1932 als Chordirektor nach Köln. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er als Jude aus Deutschland vertrieben. Über Parisemigrierte er im August 1934 mit Hilfe des dänischen Querflötisten Johan Bentzon nach Lyngby, Dänemark, und wurde Dozent an der Frederiksbergs Volksmusikhochschule in Kopenhagen. 1943 erhielt er die dänische Staatsbürgerschaft.[2] Nach der Androhung der Deportation der dänischen Juden in Konzentrationslager gehörte Werner Wolf Glaser mit seiner Familie zu den Juden, die am 6. Oktober 1943 in einer Rettungsaktion in Fischerbooten nach Schweden in Sicherheit gebracht wurden.
Von 1944 bis 1959 war er Dirigent beim Södra Västmanlands Orkesterförbund und leitete zugleich als Direktor bis 1975 die Västerås Musikskola, wo er zusammen mit Ivar Andrén und Gunnar Axén tätig war. Des Weiteren schrieb er für die regionale Tageszeitung „Vestmanlans Läns Tidning“ Musikkritiken.[2]
Glaser, der 1951 die schwedische Staatsbürgerschaft erhalten hat, hat ein recht umfangreiches Œuvre in vielen Genres hinterlassen: unter anderem neun Gedichthefte, das lyrische Werk Orfeues undergang und Texte zu zahlreichen Chorwerken, außerdem etwa 560 Kompositionen, darunter 13 Sinfonien, 14 Streichquartette, sechs Opern, eine große Anzahl von Kammermusik-, Jugend- und Lehrwerken. Die Hindemith'sche Schule ist in seiner Tonsprache erkennbar, dennoch entwickelte er einen eigenen Stil.
Am 29. März 2006 starb Werner Wolf Glaser in Västerås und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Stockholm begraben. Wolf Glaser war seit 1934 mit Renate Eiser verheiratet und hatte mit ihr vier Kinder: Jo Svend (geb. 1936), Etienne (geb. 1937), Per Ivar (geb. 1942) und Juliette (geb. 1948).[2]
In Deutschland engagiert sich Kolja Lessing für die Pflege seines Werkes.
Gedenken
Am 10. September 2018 wurden in Köln vor zwei Wohnhäusern sieben Stolpersteine im Rahmen des Kunst- und Erinnerungsprojektes des Künstlers Gunter Demnig verlegt. Die Stolpersteine erinnern an Werner Wolf Glaser und seine Frau Renate (geborene Eiser), an die Eltern Viktor und Julie Glaser (geborene Wolff) – die Mutter kam nach der Deportation 1943 im KZ Sobibor ums Leben,[2] an die Schwiegereltern Salomon und Sara Selma Eiser (geborene Isaacson) sowie an den Bruder Georg Glaser, der 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde.[3]
Werke
Werke für Orchester
1933–1934 Symfoni nr 1 Sinfonia 1 op. 10
1935–1936 Symfoni nr 2 Kammersinfonie op. 14
1936–1940 Symfoni nr 3 Sinfonie Nr. III
1939 Trilogia per orchestra
1940–1942 Fem stycken für Orchester
1943 Symfoni nr 4 Sinfonia Nr. 4
1945 Zwei kurze Orchesterstücke
1947 Präludium für Orchester
1947–1949 Symfoni nr 5 Sinfonia Nr. 5
1954 Idyll, elegi och fanfar für Orchester
1955–1957 Symfoni nr 6 Sinfonia breve della transparenza
1957 Konsert Concerto per orchestra II
1957 Sorgmusik över en flicka für Streichorchester
1959 Symfoni nr 7 Azione tardante
1964 Fyra dans-scener – Symfoni nr 8
1964 Konzert für Violine und Orchester
1965–1966 Conflitti – Orkesterkonsert nr 3
1966 Förvandlingar für Klavier und Orchester
1967 Paradosso I Konzertante Musik für Streichorchester
1975 Tre symfoniska danser für Orchester
1976 Symfoni nr 9
1977 Adagio per archi „Ruhe und Unruhe“
1979–1980 Symfoni nr 10
1981 Trilogia per orchestra II
1983 Symfoni nr 11
1986 Nigeria Suite nach antiken nigerianischen Skulpturen
1987 Tema con variazioni
1989 Symfoni nr 12
1990 Symfoni nr 13
Kammermusik
1943 Gamle man für eine Stimme und Klavier
1945 Dansvisa für eine Stimme und Klavier
1966 Le Tombeau d’une Dame für Flöte und Orgel
1967 Ordo Meatus für Oboe d’amore solo
1969 Serioso für Oboe und Cembalo
1974 Absurt divertimento für Sopran und Bläser-Quintett
1975 Sommar für Sopran und Flöte
1976 Sommar Version II für eine Stimme und Klavier
1976 Marsch i skrattspegel für Bläser-Quintett
1977 Per Sylvestrum für Flöte und Klavier
1980 Fågelliv Vie d’oiseau Drei Stücke für Sopran und drei Streicher
1983 Fanfara per ASEA für 3 Trompeten und Pauken
1997 Solo per eufonio Solo für Euphonium
Werke für Blasorchester
1960 Concerto della Capella für Symphonisches Blasorchester und Klavier
1966 Konsert für Blasorchester
1974 Marsch i blåsväder (Aufforderung zum Marsch)
1980 Sinfonie für Bläser für Symphonisches Blasorchester
1981 3 pieces for 11 saxophones für Saxophon-Orchester (2 Sopran-Saxophon, 4 Alt-Saxophon, 2 Tenor-Saxophon, 2 Bariton-Saxophon, Bass-Saxophon)
Chormusik
1936 Der Tod ist groß für gemischten Chor
1963 Melankolians visor Suite
1964 Dagen Suite
1967 Årskrets für Kinderchor
1968 Vårmosaik für gemischten Chor und Streich-Quartett
Bühnenwerke
1960 Persefone Ballett in drei Akten
1971 En naken kung Oper in zwei Akten
1970 Möten Kammeroper für Soli, Flöte, Klarinette und Streichorchester
1973 Les cinq pas de l'homme Ballett
Oratorien, Kantaten und Geistliche Musik
1966 Tystnad Kantate für Sopran, Flöte, Alt-Saxophon, Bass-Klarinette, Drums, Gong, Violine, Violoncello und Tonband
1968 Porten Adventskantate für Sopran und Orgel
1973 En aftonkantat Kantate für Soli, zwei gemischte Chöre, Flöte, Klarinette, Horn und Orgel
1972 Meditationspsalm für gemischte Stimmen und Orgel
Literatur
Anna-Greta Anderberg: Der Komponist und Musikpädagoge Werner Wolf Glaser – eine Kulturpersönlichkeit der deutschen Emigration: Mit bes. Berücks. s. Tätigkeit in Schweden, Stockholm : Universitet 1970 (ms.)
Otfried Richter: Werner Wolf Glaser (1913–2006) – Exilkomponist und Musikpädagoge. Lebensabschnitte und Werkauszüge mit einem ausführlichen Briefwechsel mit Sigurd Raschèr und Philipp Jarnach. In: Würzburger Hefte zur Musikpädagogik. Band5. Margraf, Weikersheim 2014, ISBN 978-3-8236-1671-9.
↑Manfred Reinnarth: „Ghettohaus“: Gestohlene Stolpersteine werden nicht ersetzt. In: Kölnische Rundschau. (rundschau-online.de [abgerufen am 25. September 2018]).