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Seinen ersten Musikunterricht erteilte ihm Max Brode, der Leiter der Königsberger Philharmonie. Im Alter von 12 Jahren trat Heymann in diesem Orchester als Violinist auf. Nachdem im Jahr 1908 der Vater gestorben war, übersiedelte 1911 die Familie nach Berlin. Dort besuchte er die Königliche Hochschule für Musik; sein Lehrer war Paul Juon. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er für kurze Zeit – bis zur krankheitsbedingten Entlassung – Soldat. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wien begann er, als Komponist mit verschiedenen Berliner Kabaretts zusammenzuarbeiten, u. a. mit dem Kabarett „Schall und Rauch“, dessen Leiter seinerzeit Max Reinhardt war. Heymann übernahm die Leitung des Kabaretts.
Heymann arbeitete bereits in der Stummfilmzeit mit dem später bekannten Produzenten Erich Pommer zusammen und improvisierte bei den Dreharbeiten am Klavier die später mit Orchester erklingende Musik. Da sein Gehalt während der galoppierenden Inflation nicht angepasst wurde, zerstritten sich Heymann und Pommer und Heymann begann für das Kabarett „Die Wilde Bühne“ zu arbeiten. Im Herbst 1923 brannte die Wilde Bühne ab, womit auch diese Einnahmequelle versiegte. Heymann bewarb sich auf die Stelle als Assistent des Kinokapellmeisters Ernst Rappee, dessen Posten er im Herbst 1926 übernahm. Sein Zuständigkeitsbereich in dieser Position umfasste die Kompositionen und Arrangements von Stummfilmen. Nach dem Aufkommen des Tonfilms komponierte er dafür berühmt gewordene Melodien, etwa für Die Drei von der Tankstelle, Der Kongreß tanzt, Ein blonder Traum und Ich bei Tag und Du bei Nacht.
Nach Beginn der Zeit des Nationalsozialismus kündigte ihm 1933 die Ufa wegen seiner jüdischen Abstammung. Er ging in die Emigration – zuerst nach Paris, dann versuchte er, in Hollywood eine neue Heimat und Wirkungsstätte zu finden, was jedoch misslang. Er kehrte daher nach Paris zurück und ging später nach London. Ende der 1930er Jahre begab er sich ein weiteres Mal in die USA und komponierte zahlreiche Filmmusiken, u. a. für die Ernst-Lubitsch-Filme Ninotschka mit Greta Garbo und Sein oder Nichtsein. Er wurde mehrmals für den Oscar nominiert, u. a. für die Filmmusik für den Film Blaubarts achte Frau, die in Kooperation mit Friedrich Hollaender entstand.
Im Jahr 1951 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er sich weiterhin dem Komponieren widmete und 1957 nach einem Kulturtest die deutsche Staatsbürgerschaft wiedererlangte.[1] Er heiratete in vierter Ehe die Schauspielerin Elisabeth Millberg, mit der er eine Tochter, Elisabeth Charlotte Trautwein-Heymann (* 3. November 1952), bekam. Heymann starb 1961 in München. Er ist auf dem Münchener Waldfriedhof (Neuer Teil) begraben. Sein älterer Bruder war der Rechtsreferendar und Schriftsteller Walter Heymann (1882–1915).
Das Werkverzeichnis und die Auflistung seiner vertonten Filme wurden von der Internetseite [1] und aus seiner Autobiographie zusammengetragen. Siehe Literatur: Hubert Ortkemper (Hrsg.): Werner Richard Heymann: „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“. Der erfolgreichste Komponist der UFA-Zeit erinnert sich.
Orchester- und Kammermusik
1912: Maifeierlied für eine Stimme und Orchester (verschollen)
1914: Frühlingsnotturno für kleines Orchester op.4
1915/1916: Rhapsodische Sinfonie für großes Orchester und Baritonsolo in einem sechsteiligen Satze op.5
1916/1917: Zwei Gesänge für Tenor und Orchester op.6
1935: Trente et Quarante (Operette von S. Fodor, Chansontexte von Jean de Létraz)
La Vie est belle
Ouvre moi ta porte
Voici mon cœur
Dites merci, Madame
L’Invitation à l’amour
1951: Bühnenmusik und Chansons zu Professor Unrat von Erich Ebermayer nach Heinrich Mann, Liedtexte von Robert Gilbert
Mir liegen die älteren Jahrgänge
Der Herr von Gestern
In Hamburg und Lübeck und Bremen
Akrobat – schön!
O hätt’ ich doch mein Kind verkauft
1954: Kiki vom Montmartre (musikalisches Lustspiel von Erich Fritz Brücklmeier und Janne Furch nach André Picard; Neubearbeitung von Dame Nr. 1 rechts)
Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. Saur, München 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 507.
Hubert Ortkemper (Hrsg.): Werner Richard Heymann: „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“. Der erfolgreichste Komponist der UFA-Zeit erinnert sich. Schott Music, Mainz 2011, ISBN 978-3-7957-0751-4 (Autobiographie).
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 666 ff.
Kay Weniger: ‘Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …’. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 240 ff.
Elisabeth Trautwein-Heymann: „Vom Paradies ein goldner Schein“. Durch Kinderaugen: Musik und Menschen im Hause Werner Richard Heymann.Hentrich & Hentrich, Berlin/Leipzig 2022, ISBN 978-3-95565-561-7.
Heymann, Werner Richard, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. München: Saur, 1983, S. 507