Die Konstituierende Sitzung des Weltpostvereins, damals noch als „allgemeiner Postverein“ bezeichnet, fand zwischen dem 15. September und 9. Oktober 1874 in Bern statt und ist damit der erste Weltpostkongress. Unter dem Vorsitz von Bundesrat Eugène Borel, dem damaligen Vorsteher des Eidgenössischen Post- und Eisenbahndepartements, trafen sich die Abgeordneten von 22 Staaten.
Schweiz: Wilhelm Matthias Naeff, Eugène Borel, Joachim Heer (Landammann des Kanton Glarus). Als beigeordnete Beamte nahmen Oberpostsektretär Abraham Alexander Steinhäuslin und L. M. Fuchs, Oberpostkontrolleuer in Bern, an den Verhandlungen teil. Als Sekretäre des Kongresses waren Edmund Höhn (1838–1899), damals Chef der Hauptabteilung der Oberpostdirektion, und Camille Delessert (1835–1919), Kreispostkontrolleur von 1877 bis 1919 Kreispostdirektor in Lausanne, tätig.[3]
Frankreich: Besnier (Frankreich war beim Gründungskongress vertreten, konnte aber erst nach Zustimmung der Nationalversammlung zum 1. Januar 1876 beitreten).
Beschlüsse
Neben dem Hauptbeschluss, einen allgemeinen Postverein zu gründen, wurden die internationale Zusammenarbeit der Postbehörden sowie die Rahmenbedingungen des grenzüberschreitenden Postverkehrs geregelt. Als Hauptsitz des Weltpostvereins wurde Bern, mit dem ebenfalls neu geschaffenen Internationalen Büro, gewählt.
Im postalischen Bereich wurden für Briefe, Postkarten, Drucksachen und Zeitungen Regelungen getroffen. Die Verwendung von Postwertzeichen des Aufgabelandes war vorgeschrieben, unfrankierte Sendungen wurden mit doppelter Gebühr belegt. Die Transitgebühr wurde verringert.[4] So war der Kongress ein Werk der Verständigung, das in die Zukunft weisen sollte. Der Gedanke des öffentlichen Nutzens eines verbilligten Verkehrs ohne ängstliche Souveränitätsansprüche der Einzelstaaten hatte sich durchgesetzt.[5]
Literatur
Heinrich von Stephan: Denkschrift, betreffend den allgemeinen Post-Congreß. Amtsblatt Nr. 15, vom 3. August 1871, S. 154–156