WebQuestWebQuest (engl. „quest“ = Suche) steht für Aufgaben, die mit Hilfe von Informationen aus dem Internet bearbeitet werden sollen. Dies bedeutet, dass bei WebQuests nicht die Vermittlung von Internetkompetenz im Vordergrund steht. Vielmehr geht es darum, die Informationen und Materialien, die das Internet bietet, und die Möglichkeiten zur Bearbeitung von digitalen Informationen, die durch Computer eröffnet werden, für problem- und handlungsorientiertes Lernen zu nutzen. Bei dieser in den USA entwickelten Methode erhalten Schüler nach einer Einführung in ein reales Problem eine Aufgabenstellung, die sie mit Hilfe vorgegebener authentischer Informationsquellen in Gruppen bearbeiten. In erster Linie sind diese Quellen aus dem Internet zugänglich und werden dort abgerufen. Es kann jedoch auch weiteres Material z. B. aus Büchern oder Zeitschriften herangezogen werden. Im Gegensatz zum klassischen Frontalunterricht steht hier die eigenständige Arbeit der Lernenden im Vordergrund, die zur selbständigen Konstruktion von Wissen führen soll. UrsprungDie WebQuest-Methode wurde 1995 von Bernie Dodge an der San Diego University entwickelt. VorgehensweiseIm Kern geht es bei einem WebQuest um das Lösen einer Aufgabe über ein klar definiertes methodisches Gerüst, das auf einer von den Lehrenden erstellten Webseite, dem WebQuest-Dokument, verzeichnet ist. Dieses Gerüst dient den Schülern als Orientierung und skizziert gleichzeitig den groben Verlauf eines WebQuests. Es sollte mindestens die folgenden sechs Elemente enthalten:
Insgesamt umfasst ein WebQuest in der Regel etwa zwei bis acht Unterrichtsstunden (kleine WebQuests). Daneben gibt es aber auch die Möglichkeit, eine komplexe Fragestellung über einen längeren Zeitraum (unter Umständen über ein Schulhalbjahr) zu bearbeiten (große WebQuests). Didaktisches Konzept„WebQuests beziehen sich auf Überlegungen einer konstruktivistischen Lerntheorie. Diese geht davon aus, dass den Schüler/innen Wissen nicht einfach wie mit einem Trichter eingegossen werden kann. Vielmehr müssen sie es selbst erwerben.“[1] Aus Sicht der konstruktivistischen Lerntheorie zielt Lernen auch nicht auf die bloße Reproduktion von Faktenwissen ab, sondern auf vielfältig anwendbare Handlungskompetenz. Die WebQuest-Methode veranlasst die Lernenden dazu, die Informationen, mit denen sie konfrontiert werden, eigenständig darzustellen und sie in ein vernetztes Ganzes zu verwandeln. Auf diese Weise erwerben die Schüler für sich selbst so etwas wie „kognitive Landkarten“.[1] Wissen wird also nicht reproduziert, sondern auf der Grundlage authentischer Themen selbst konstruiert. Durch die Verwendung realer Kontexte ist ein Transfer leichter möglich, sodass das erworbene Wissen nicht träge bleibt, sondern in unterschiedlichen Situationen angewendet werden kann. Bei einer konstruktivistischen Auffassung von Lernen ändert sich auch das klassische Rollenverständnis von Lehrendem und Lernenden. Unterricht und Lehren treten hinter Lernprozesse der Schüler zurück. Im Zusammenhang mit WebQuests bedeutet dies, dass die Rolle des Lehrenden sich von der des Wissensvermittlers wegentwickelt, hin zu der Rolle des Lernbegleiters bzw. Coach. Lehrkräfte sollen den Lernprozess der Schüler beratend begleiten, Werkzeuge zur Problemlösung zur Verfügung stellen und bei Bedarf ihre Hilfe anbieten. Während die Lehrkräfte als Instrukteure also in den Hintergrund treten, rücken die Lernenden in den Mittelpunkt des Lernprozesses. WebQuests räumen den aktiv-konstruktiven Leistungen der Lernenden oberste Priorität ein.[2] Im Idealfall befassen sich die Schüler aus eigenem Interesse und intrinsischer Motivation mit der Problemstellung und übernehmen während des Lernprozesses selbst die Steuerungs- und Kontrollfunktion. Vor- und NachteileVorteileDer sichere Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationsmedien, besonders dem Internet, stellt eine Fertigkeit dar, die in vielen Bereichen vorausgesetzt wird. Oft führen aber die nicht-lineare und chaotisch erscheinende Struktur des Internets sowie die Fülle an gefundenen („gegoogelten“) Informationen zu Informationsüberflutung (Information Overload) und Desorientierung (Lost in Hyperspace).[3] Hier bieten WebQuests durch die didaktische Reduktion der umfangreichen Informationsmengen Anhaltspunkte für das eigene Vorgehen, ohne dass sich die Lernenden ziel- und planlos im Internet verlaufen. Einen weiteren Vorteil von WebQuests formulierte Bernie Dodge folgendermaßen:
Durch die bereits vorselektierten Materialien haben die Lernenden also mehr Zeit, um die Quellen zu bewerten und sich eine eigene Meinung darüber zu bilden. Auch wenn die Vermittlung von Internetkompetenz nicht im Vordergrund steht, ist dies dennoch ein erwünschter Nebeneffekt dieses Lern-Arrangements. Inhaltliches Lernen geht bei der WebQuest-Methode Hand in Hand mit der Erweiterung der Medienkompetenz. Neben Internetkompetenz fördern WebQuests auch die Sozialkompetenz der Lernenden. Aus den Ausgangsbeschreibungen vieler WebQuests lässt sich die Zuweisung unterschiedlicher Rollen und Aufgaben innerhalb einer Arbeitsgruppe ableiten: „Derartige Rollenzuweisungen schaffen eine wichtige Voraussetzung für kooperatives Lernen. Es geht um die Übernahme individueller Verantwortung und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit. Die Qualität der von der Gruppe zu leistenden Zusammenführung der Einzelergebnisse hängt von den individuell zu erbringenden Vorarbeiten ab. Über die Rollenverteilung wird damit jedem einzelnen Gruppenmitglied individuell Verantwortung für das Arbeitsergebnis der Gruppe übertragen.“[5] Mit WebQuests wird das selbständige, handlungsorientierte und kooperative Lernen sinnvoll durch das Internet unterstützt. Trotz dieser Vorteile birgt die WebQuest-Methode aber auch einige Nachteile. NachteileMit der Vorbereitung von WebQuests ist ein großer Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden. Zudem fehlt vielen Lehrerinnen und Lehrern ausreichendes technisches Wissen, um eigene WebQuest-Dokumente erstellen zu können. Auch wenn mittlerweile einige deutschsprachige Vorlagen für WebQuests im Internet zu finden sind und so genannte WebQuest-Generatoren das Erstellen von WebQuest-Dokumenten erleichtern, ist diese Unterrichtsform in Deutschland nicht so stark in den schulischen Alltag integriert wie in anderen Ländern.[6] Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Schulen in Deutschland noch nicht über eine entsprechende technische Ausstattung verfügen, um WebQuests durchführen zu können. Oft fehlen Internetanschlüsse oder eine ausreichende Anzahl an Computern. Die Barrieren für eine regelmäßige Durchführung von WebQuests sind demnach noch nicht vollständig beseitigt. AnwendungsbereichDa WebQuests vom Lehrenden immer auf die entsprechende Zielgruppe und deren Kompetenzen zugeschnitten werden können, ist ihr Einsatz in allen Schularten und Altersstufen möglich. Grundfertigkeiten im Lesen sowie die Fähigkeit, textbasierte Informationen aufnehmen und verarbeiten zu können, werden jedoch vorausgesetzt. Daneben sollten Grundkenntnisse im Umgang mit PC und Internet vorhanden sein. Der Einsatz von WebQuests ist zudem nicht an bestimmte Unterrichtsfächer gebunden, sondern grundsätzlich in allen Bereichen möglich. Besonders geeignet sind WebQuests für den fächerübergreifenden Unterricht, wie er zum Beispiel durch das Lernfeldkonzept in der Berufsbildung angewendet wird, sowie für die Anwendung in der Erwachsenenbildung (z. B. Lehrerfortbildung). Im Gegensatz zu Software, die beispielsweise in der Schule lokal installiert ist, kann auf sie auch von zu Hause oder einer Bücherei aus zugegriffen werden. Falls WebQuests allerdings außerhalb der Schule bearbeitet werden, muss darauf geachtet werden, dass die kooperativen Aspekte der Methode trotzdem zum Tragen kommen. Für den Einsatz in der Grundschule wurden PrimarWebQuests auf Grundlage der klassischen WebQuests entwickelt.[7][8] Um die Methode für die Primarstufe zu nutzen, wurde die Struktur der klassischen WebQuest-Methode vereinfacht. Ein entsprechender PrimarWebQuest-Generator[9] steht bei der Zentrale für Unterrichtsmedien (ZUM) zur Verfügung. Web Inquiry Projects (WIP)Als Weiterführung und Öffnung der WebQuest-Idee entwickelte Philip Molebash, der wie Bernie Dodge an der San Diego University lehrt, so genannte Web Inquiry Projects (WIP). Mittlerweile haben sich WebQuests an den Schulen etabliert. Denn bei Untersuchungen von WebQuests, die im Internet zu finden sind, stellte sich heraus, dass dabei die Aktivität und Selbständigkeit der Lernenden in sehr unterschiedlichem Maße gefordert bzw. gefördert wird. Oft stößt man auf Fragen, die durch simples Copy & Paste gelöst werden können und somit ein freies Forschen nicht zulassen. Daher beschrieb Molebash mit „WIP“ konkrete Projekte, die Schüler in erhöhtem Maße organisieren und handeln lassen. Sie regen die Lernenden durch ihre Aufgabenstellung an, selbst Fragen zu einem Thema zu stellen, um dann wiederum selbst einen Lösungsweg bzw. Recherchequellen zu finden und die Lösung zu präsentieren. Somit wird das autonome und handlungsorientierte Lernen in noch höherem Maße gefördert als durch WebQuests.[10] Entwicklungen in WebQuest MethodenDie WebQuest-Methode wird zum Erlernen von Sprachen in der virtuellen 3D-Welt Second Life eingesetzt, um interaktivere Erfahrungen zu ermöglichen[11]. LiteraturDie Informationen dieses Artikels stammen aus folgenden Quellen:
WeblinksCommons: WebQuest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Belege
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