Ein Mann (im Matthäus-Evangelium ein König) schickt seine Knechte, um Gäste zum Hochzeitsfest seines Sohnes in sein Haus einzuladen. Keiner der Gäste hat jedoch Zeit. Einer muss einen neugekauften Acker besehen, ein anderer ein neugekauftes Joch eines Ochsen und ein dritter hat gerade eben erst geheiratet.
Wieder sandte er andere Bedienstete aus und sprach: 'Sagt den Geladenen: „Ich habe mein Essen zubereitet, meine Stiere und Masttiere sind geschlachtet, alles ist bereit! Kommt zum Hochzeitsfest!“'
Im Matthäus-Evangelium ergriff und beleidigte man seine Diener und tötete sie. Das erzürnte den König. Seine Soldaten brachten jene Mörder um und verbrannten ihre Stadt. Nun schickt der Mann seine Knechte los, um alle Armen, Krüppel, Lahmen und Blinden einzuladen.
So wird sein Haus voll.
Der Gast ohne Hochzeitskleid
Bei Matthäus ist an das Ende des Gleichnisses noch das Gleichnis vom Gast ohne Hochzeitskleid eingeschlossen. Dabei sieht der König einen Gast, der nicht dem hochzeitlichen Anlass gemäß gekleidet ist und fragt ihn nach dem Grund dafür.
Als dieser keine Antwort geben kann, lässt er ihn hinauswerfen, „denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt“ (Vers 14).
Dieser Abschnitt ist als Warnung an das neutestamentliche Gottesvolk zu verstehen, da dieses vom Gericht Gottes nicht ausgenommen sein wird. Auch in der christlichen Gemeinde kommt Gutes und Böses vor. Das Gleichnis vom Gast ohne Hochzeitskleid mahnt, sich durch Glaube und Umkehr der Berufung gemäß zu verhalten.[1]
Deutung
In der Parabel lädt ein Mann viele Menschen zu einem Gastmahl ein. Die Einladung scheint sehr großzügig zu sein und reichlich Essen zu bieten, dennoch lehnen alle Gäste sie ab und finden Ausreden nicht zu kommen.
Mit der beleidigenden Behandlung und Tötung der Einladenden kündigt Jesus die Verfolgung der Christen in Judäa an.
An mehreren Stellen, auch hier, sieht er den Jüdischen Aufstand gegen Rom voraus – und damit die Zerstörung Jerusalems.
Der Mann – oder König – lässt nun Obdachlose und Arme einladen, die zahlreich erscheinen. Auffallend ist dabei der Kontrast zwischen denen, die zuerst eingeladen wurden und von denen man ausgehen kann, dass sie eher wohlhabend sind, und denen, welche kommen.
Im biblischen Kontext würde man das Gastmahl als das Reich Gottes sehen, in dem die Menschen als Gäste eingeladen sind. Begüterte scheinen hier häufig „Ausreden“ zu finden nicht an Gott zu glauben. Jene die tatsächlich Hilfe brauchen, finden in dem Gleichnis einen Platz bei Gott.[2]
Joachim Jeremias: Die Gleichnisse Jesu (= Kleine Vandenhoeck-Reihe. Band 1500). Kurzausgabe. 9. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1984, ISBN 3-525-33498-2