Volker Ludwig, eigentlich Eckart Hachfeld, (* 13. Juni1937 in Ludwigshafen am Rhein) ist ein deutscher Dramatiker und Theaterleiter. Er ist der Sohn des Schriftstellers Eckart Hachfeld und der ältere Bruder des KarikaturistenRainer Hachfeld. Zusammen mit seinem Bruder entstand das erste Kindertheater-Stück Stokkerlok und Millipilli. Seitdem gilt Volker Ludwig als Begründer des modernen Kindertheaters. Zuvor hatte es in Westdeutschland kein eigenes Theater für Kinder gegeben. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.
Hachfeld wuchs ab 1939 in Erfurt (Thüringen) auf, 1948 zog die Mutter mit ihren drei Söhnen nach Hamburg, wo sie sich jedoch nicht wohlfühlten.[1] Als Wolfgang Neuss, den sein Vater entdeckt hatte, mit einer Reihe von weiteren Kabarettisten nach Berlin ging, zog er mit seiner Familie nach.[2] Von 1953 an lebte die Familie in West-Berlin, dort hatte ihnen die Atmosphäre auf Anhieb gefallen. Durch die Lektüre von Erich Kästner war ihnen Berlin schon etwas vertraut.[2] Sein Abitur machte er auf dem humanistischen und damals „stockreaktionären“ Gymnasium Steglitz.[2]
Mit 19 Jahren legte er sich das PseudonymVolker Ludwig zu (Volker hieß ein Vetter, und Ludwig bezieht sich auf seinen Geburtsort Ludwigshafen).[3] Damit wollte er eine Verwechslung mit seinem gleichnamigen Vater Eckart Hachfeld vermeiden, da dieser ein erfolgreicher Autor gewesen war.[1]
Angeregt durch die APO-Kinderläden gründete Ludwig 1969 ein emanzipatorisches Theater für Kinder. Ab 1972 wurde es unter dem Namen GRIPS Theater bekannt. Es entwickelte sich zum wichtigsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendtheater. Auf dem Programm standen ausschließlich Eigenproduktionen, die in fast 40 Sprachen übersetzt wurden. Die 1986 uraufgeführte musikalische Revue Linie 1 unter der Regie von Wolfgang Kolneder wurde zu einem der größten Erfolge des Grips-Theaters, von zahlreichen bundesdeutschen Theatern nachgespielt und von Reinhard Hauff verfilmt.
Am 22. Juni 2010 gab Ludwig das Ende seiner Tätigkeit als künstlerischer Leiter mit Beginn der Spielzeit 2011/2012 bekannt, sein Nachfolger wurde Stefan Fischer-Fels. Er bleibt jedoch weiterhin als Geschäftsführer tätig.[4] Wegen zu großer unterschiedlicher Ansichten über den Grips-Spielplan verlängerte Ludwig den Vertrag von Stefan Fischer-Fels 2015 nicht mehr und berief ab der Saison 2016/17 den hausinternen Theaterpädagogen Philipp Harpain als neuen künstlerischen Leiter des Kindertheaters.[5]
Aus Anlass seines 80. Geburtstags zog sich Ludwig am Ende der Spielsaison 2017 auch aus der Geschäftsführung zurück und übergab die Verantwortung an Harpain. Der Theaterkritiker Rüdiger Schaper würdigte ihn zum Abschied mit den Worten: „Berlin hat einiges an Welttheater hervorgebracht. Volker Ludwig und das Grips gehören dazu. [...] Ein Wunder. Was für ein Glück, das miterlebt zu haben.“[6]
Volker Ludwig übersetzte auch zahlreiche Lieder der Sesamstraße ins Deutsche.
2013: Deutscher Schauspielerpreis (Ehrenpreis für eine Persönlichkeit, die durch ihr Wirken in besonderer Weise die Kreativität der Schauspieler ermöglicht und gefördert hat.)
Wolfgang Kolneder (Hrsg.): Das Grips-Theater. Geschichte und Geschichten. Erfahrungen und Gespräche aus einem Kinder- und Jugendtheater.Wagenbach Verlag, Berlin 1979.
Wolfgang Kolneder, Stefan Fischer-Fels: Das Grips-Theater-Buch. Geschichten. Edition Hentrich, Berlin 1994, ISBN 3-89468-106-3.
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon: Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Deutscher Taschenbuch Verlag (DTV), München 1995, ISBN 3-423-03322-3.
Birger Heymann, Volker Ludwig: Das Grips-Liederbuch. Alexander Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-89581-040-1; mit Zeichnungen von Rainer Hachfeld.
abgeschminkt: Volker Ludwig. Fernseh-Portrait, Deutschland, 2008, 20 Min., Buch und Regie: Johanna Schickentanz, Produktion: ZDFtheaterkanal, Reihe: abgeschminkt, Erstsendung: 5. Dezember 2008 bei ZDFtheaterkanal, Inhaltsangabe von fernsehserien.de.
Claudius Prößer: „Eltern sind nicht das Problem“. In: taz. 8. Juni 2019; abgerufen am 11. August 2019 (Volker Ludwig und Vassilis Koukalani im Gespräch).