Viola (Weinstube)Die 1963 eröffnete Prager Weinstube Viola, in der Vergangenheit erst auch Poetická vinárna Viola (Poetische Weinstube Viola) oder später Divadlo Viola (Theater Viola) genannt, ist bis zum heutigen Tage ein Treffpunkt für in- und ausländische Intellektuelle, Künstler, Dichter und Musiker der alternativen Szene. Sie zählte in den 1960er Jahren zu den avantgardistischen Unternehmen der Kulturszene der Tschechoslowakei. GeschichteDie Gründung der Weinstube Viola geht auf die Idee Jiří Ostermanns zurück, eines großen Bewunderers von Jazz und der Poesie der Beat Generation, deren Anhänger sich in der Tschechoslowakei damals Beatniks nannten. Die Weinstube Viola eröffnete ihren Betrieb am 22. Juli 1963 unweit des damals schon etablierten Jazzclubs Reduta. Das angebotene Programm war eine Kombination von Poesie und Jazz. Von Anfang an beteiligten sich namhafte Künstler, teilweise auch Schauspieler des Nationaltheaters genauso wie die der Avantgarde zuzuordnenden Poeten an den Lesungen, die in der Regel mit Jazz-Einlagen begleitet wurden.[1] Die erste aufgeführte Inszenierung hieß „Komu patří jazz“ (Wem gehört Jazz), inszeniert von Ostermann auf Motive eines gleichnamigen Gedichtes von Ivan Diviš. Es war eine Folge von Rezitationen und Jazzmusik, mit Gedichten von Ginsberg, Wosnessenski, Ferlinghetti und anderen, die zu den erfolgreichsten der Gründerzeit gehörte: die Inszenierung erreichte 100 Wiederholungen. Ähnliche Erfolge aus der gleichen Zeit waren die Stücke „Poezie Allena Gingsberga“ (Poesie von Allen Ginsberg, 61 Wiederholungen) und „Džez náš vezdejší“ (Unser Jazz diesseits, 61 Wiederholungen).[1] Bereits zwei Jahre nach der Gründung kam es zu einer Auseinandersetzung infolge der immer stärker werdenden Wünsche, mehr Konzeption in die künstlerische Ausrichtung sowie mehr Verbindlichkeit und Professionalität zu bringen und die für die damalige Zeit doch mehr als progressive Vorstellung zu verändern. Diese pragmatische Richtung setzte sich im künstlerischen Rat des Theaters durch und es kam zu einer Trennung: Ostermann verließ mit einigen anderen Mitwirkenden Viola und wurde als Leiter des künstlerischen Rates durch Vladimír Justl abgelöst.[2] Auf der Bühne traten zunehmend auch andere populäre Künstler auf, unter anderem aus dem Nationaltheater, wie Rudolf Hrušínský, Karel Höger, Radovan Lukavský, Zdeněk Štěpánek und andere.[3] In das Repertoire wurden Theaterkollagen und andere dramaturgische Elemente aufgenommen, es finden ebenfalls regelmäßige Vorstellungen für Kinder statt. Die durchschnittliche Zuschauerquote liegt über 90 Prozent. In der Geschichte des Theaters Viola haben sich drei künstlerische Leiter (beziehungsweise Direktoren) abgewechselt:[1]
AufführungenIn den ersten zwei Jahren wurden in Viola folgende Aufführungen (Auswahl) inszeniert, in denen die Dichtungen von Ferlinghetti, Corso, Jewtuschenko, Wosnessenski, Diviš, Shakespeare, Browning, Ginsberg, Rexroth, Hulan und anderen im Vordergrund standen[2]: Viola, 1963–1965
RezeptionViola, genauso wie ähnlich ausgerichtete alternative Szenen in der Tschechoslowakei, stand im Fokus der inquisitorischen Kritik der kommunistischen Partei. Gerade die Kunstverbände haben sich nach dem XX. Parteitag der KPdSU jedoch früh eine relative Unabhängigkeit von der Partei nach und nach erkämpft (wie die ebenfalls 1963 stattfindende Kafka-Konferenz zeigt), so dass die Kritik der Partei ohne direkte Konsequenzen blieb. Im Ausland haben die Aufführung in Viola etliche positive Echos hervorgerufen, weil viele ausländische Korrespondenten Viola und ähnliche Klubs besuchten und darüber berichteten.[2] So schrieb beispielsweise Paul Underwood, Korrespondent der The New York Times, im Oktober 1963:
GebäudeDie Weinstube und das Theater Viola befinden sich in einem Jugendstilgebäude, das 1906/1907 für eine Versicherungsgesellschaft durch den Umbau eines älteren Gebäudes entstand, das ebenfalls 1894 umgebaut wurde. 1988 wurde das Innere noch einmal restauriert.[5] Weblinks
Einzelnachweise
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