Vinasse

Vinasse ist, ähnlich wie Melasse, ein honigartiger dunkelbrauner Sirup, der aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben hergestellt wird und als Folgeerzeugnis nach der Fermentation von Melasse entsteht.

Geschichte

Das Wort Vinasse kommt aus dem Lateinischen vinacaeus und bedeutete ursprünglich Weinhefe. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Vinasse der gebräuchliche Ausdruck für eingedickte, vergorene Zuckerrübenmelasse in Europa.

Ein berühmter Förderer der Anwendung und Vermarktung von Vinasse im deutschsprachigen Raum war der Unternehmer Wilhelm Lewicki.

Bereits um 1845 regte Justus von Liebig (ein Vorfahre von Wilhelm Lewicki) an, das damals noch namenlose Nebenprodukt der Alkoholherstellung (durch Rüben-Melassenvergärung) zur Düngung von Zuckerrübenfeldern zu nutzen, um so das fehlende Kalium im Boden zu ergänzen.

Zusammensetzung

Die Zusammensetzung variiert je nach Herkunft der Melasse (Zuckerrohr, Zuckerrübe) und Fermentationsprozess.

Rüben-Vinasse aus der Alkoholherstellung

Rohr-Vinasse aus der Alkoholherstellung

Rüben-Vinasse aus der Zitronensäureherstellung

  • organische Trockensubstanz ca. 61 %[1]
  • Rohprotein (in % der TS) ca. 27 %[1]
  • Aschegehalt (in % der TS) ca. 39 %[1]
  • Zuckergehalt (in % der TS) ca. 7 %[1]

Rüben-Vinasse aus der Hefeherstellung

Rohr-Vinasse aus der Hefeherstellung

Weitere Inhaltsstoffe (Zuckerrüben-Vinasse)

Einsatzgebiete

Verwendung in Futtermitteln

Vinasse kann in Futtermitteln zur Eiweißanreicherung, als Bindemittel/Staubbremse und als Appetitanreger eingesetzt werden. Rüben-Vinasse mit hohem Eiweißgehalt ist besonders als Futterbeimischung (4–5 %) für Wiederkäuer geeignet. Aufgrund der geringeren Ammoniumverträglichkeit haben sich für Schweine oder Geflügel Beimischungen von ca. 2 % bewährt.

Verwendung als Düngemittel

Der Gehalt an zum Teil organisch gebundenen Mineralstoffen (N-P-K) macht Rüben-Vinasse zu einem wertvollen organischen Düngemittel (z. B. für Orchideen). Durch den Restzuckergehalt begünstigt Vinasse, durch Anreicherung des Bodens mit Bodenmikroorganismen, zusätzlich die Verrottung von Stroh und die Fruchtbarkeit des Bodens. Rohr-Vinasse ist auf Grund ihres höheren Salzgehalts weniger zur Düngung geeignet, die Düngung sollte folglich höchstens etwa alle drei Jahre erfolgen. Eine zu häufige Aufbringung von Rohr-Vinasse kann durch Versalzung die Bodenfruchtbarkeit vermindern.

Der Einsatz von Vinasse beim Laubfall im Herbst beschleunigt den Abbau des Laubs und vermindert dadurch den Befall von Äpfeln mit Apfelschorf, insbesondere in Verbindung mit der zusätzlichen mechanischen Entfernung des auf dem Boden verbleibenden Laubs mittels eines Laubsaugers.[5][6]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s https://www.deutsche-melasse.de/wp/wp-content/uploads/Vinasse-eine-kurze-Beschreibung-DE.pdf
  2. a b c d e https://www.liquid-energy.ch/wp/wp-content/uploads/produkte/duengemittel/2-Vinasse-Duengemittel-DE-LQS-D2U-TF.pdf
  3. George, Eghbal: Ökologischer Gemüsebau, Bioland Verlags GmbH, 2009, Mainz ISBN 3-934239-14-5
  4. vinasse.de: Biodünger aus der Zuckerrübe - Vinasse als ein natürliches Recycle-Produkt
  5. https://www.kob-bavendorf.de/files/bereiche/%C3%96kologischer%20Obstbau/Publikationen/Besseres%20Obst/Mit%20dem%20Laubsauger%20gegen%20Apfelschorf.pdf
  6. https://www.oekolandbau.de/fileadmin/redaktion/dokumente/Forschung/Praxismerkblaetter/09OE044_09OE107_09OE108_Pflanzenschutz_Apfelschorfpilz.pdf