Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ)
Die Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) e. V., kurz AZ, ist eine Vereinigung von deutschen Vogelzüchtern mit Sitz in Zwickau. Der Verein wurde als „Austauschzentrale der Exotenliebhaber und Züchter. Liebhabervereinigung zur Pflege und Zucht fremdländischer Sing- und Ziervögel“ im Jahre 1920 gegründet und hat aktuell um die 13.500 Mitglieder (Stand 2023).[2] Zweck der AZ ist „die Pflege und Förderung des Vogelschutzes, der Vogelzucht, der Erhaltung bedrohter Arten und die Unterstützung wissenschaftlicher Institutionen.“[3] Sie besteht ausschließlich aus Einzelmitgliedern. Diese haben sich zu einem großen Teil in über 350 Ortsgruppen – über die Bundesrepublik Deutschland verteilt – zusammengeschlossen. Im Verein zusammengefasst sind Züchter von exotischen und einheimischen Vögeln. Der Verein hat ein eigenes Mitteilungsblatt, die sogenannte „AZ-Vogelinfo“, in dem Fachartikel, Zuchtberichte und Vereinsmeldungen veröffentlicht werden,[4] die mit ihren Vorgänger-Magazinen eine über 100-jährige Geschichte aufweist (siehe AZ-Vogelinfo). Die AZ gibt ihren Mitgliedern jährlich Fußringe aus, die bei der Nachzucht zu verwenden sind und als amtlich gelten. GeschichteDer Verein hat in seiner über 100-jährigen Geschichte seit Gründung im Jahre 1920 bisher vier verschiedene Namen getragen. Weimarer RepublikDie AZ wurde am 5. August 1920 von 37 Personen unter dem Namen „Austauschzentrale der Exotenliebhaber und Züchter. Liebhabervereinigung zur Pflege und Zucht fremdländischer Sing- und Ziervögel.“ gegründet. Der erste Geschäftsführer wurde Albert Krabbe aus Anklam. Zur Anfangszeit hatte der Verein keinen festen Vorstand, sondern bestand lediglich aus dem Geschäftsführer und sieben Personen für verschiedene Landesteile der Weimarer Republik. Erst 1927 begann die öffentliche Wahrnehmung der umgangssprachlich genannten „Krabbe AZ“. Generalkonsul Carl Hubert Cremer aus Bremen übernahm den Vorsitz (1927–1930) und wurde zum Mäzen der AZ. Die Mitglieder wurden bis 1927 über die Gefiederte Welt informiert, sowie das bis dahin einmal jährlich erscheinende Jahrbuch. Dieses Jahrbuch wurde 1927 durch Cremer abgelöst und durch 4 Jahreshefte mit dem Titel: “Vögel ferner Länder” ersetzt. Zum Herausgeber und Schriftleiter wurde Hans Julius Duncker aus Ballenstedt bestellt. Dieser wurde beauftragt, nicht nur eine Zeitschrift mit Informationswert für den Vogelzüchter herauszugeben, sondern in erster Linie seine Forschung über die Vererbung der Farben, insbesondere des Wellensittichs und des Kanarienvogels zu veröffentlichen.[5] Deutsches ReichMit der Gleichschaltung der Vereine im Deutschen Reich erfolgte am 1. April 1934 die Umbenennung, bzw. Überführung des Vereins in den nationalsozialistischen Reichsverband der Exotenliebhaber und die privaten Halter wurden gedrängt, sich in ihm zusammenzuschließen, genauso, wie es auch von allen anderen Interessensgruppen gefordert wurde.[6] 1936 entstand der „Reichsverband deutscher Vogelpfleger und –züchter“ mit Sitz in Berlin als Dachverband. Ab Oktober 1937 wurden Vereine zu „Ortsgruppen“, Vorsitzende zu „Ortsgruppenleitern“, später zu Vereinsführern, ab Januar 1938 zu „Abteilungsleitern“ ernannt. Durch den Zweiten Weltkrieg kam die Vogelhaltung und Vereinsorganisation fast vollständig zum Erliegen. Im Jahre 1945 wurden alle Vereine durch die Besatzungs-Behörden aufgelöst. NachkriegszeitNachdem die Besatzungs-Behörden wieder Vereinsbildungen zugelassen hatten, gründete Leopold Keidel im Jahre 1948 die „Austauschzentrale der Exotenliebhaber und –züchter (AZ)“ wieder, die bereits von 1920 bis 1935 existiert hatte. Diese ist als direkter Nachfolger des Vereins zu verstehen und ernannte Albert Krabbe zum ersten Ehrenmitglied in der Nachkriegsgründung. AZ-PräsidentenNeben den Gründer Albert Krabbe, der das Amt von 1920 bis 1927 innehatte, gab es folgende zehn Präsidenten:[7]
Struktur und ZahlenMitgliederentwicklungIn den 1970er bis späten 90er Jahren des letzten Jahrhunderts erfuhr die AZ einen starken Mitgliederzuchwachs, so dass sich die Mitgliederzahl in etwa verzehnfachte. Als Gründe dafür gelten die gewachsene Beliebtheit der exotischen Vogelhaltung, welche auch in Jugendmagazinen wie der Jugendzeitschrift Micky Maus thematisiert wurde und durch verstärkte Werbemaßnahmen von Marken wie beispielsweise dem Vogelfutterhersteller Trill durch Fernsehwerbung in den 1980er Jahren ihren Höhepunkt fand. Die interne Stiftung des Consul-Cremer-Preises initiiert durch Leopold Kreidel, sowie die aktiven Förderung der Mitgliederwerbung trugen zur positiven Mitgliederentwicklung bei. Die deutsche Wiedervereinigung im Jahre 1990 brachte keine nennenswerten Zuwächse und durch die nicht geglückte Fusion mit der vor der Teilung angehörigen Vereinigung für Zucht und Erhaltung einheimischer und fremdländischer Vögel entstand ein bundesweiter Mitbewerber mit ähnlichen Vereinszielen. Den aktuellen Höhepunkt der Mitgliederzahlen erfuhr der Verein im Jahre 1990 mit 24344 Mitgliedern. Die Mitgliederzahlen werden seit 1990 nur noch sporadisch in der Chronik der AZ veröffentlicht und wurden letztmals im Jahre 2005 mit 23053 Mitgliedern beziffert. Seitdem wurden Mitgliederzahlen lediglich auf den Mitgliederversammlungen und in den AZ-Nachrichten, bzw. seit 2009 in der AZ-Vogelinfo bekannt gegeben. Ein Grund für die rückläufigen Mitgliederzahlen ist die Überalterung der Mitglieder, erschwerte gesetzliche Bedingungen für die Erhaltungszucht und ein rückläufiges Interesse in der Haustierhaltung.[8] Aktuell (2023) weist der Verein eine Mitgliederzahl von 13.500 Mitgliedern auf ihrer Startseite aus.[9]
OrganisationDie ArbeitsgemeinschaftenAufgrund der Vielzahl von Vogelarten und Zuchtrichtungen gibt es fünf Arbeitsgemeinschaften, die sich speziell mit bestimmten Vogelarten befassen. Es sind dies:
Für die Leitung der einzelnen Arbeitsgemeinschaften stehen je ein Obmann sowie zwei Stellvertreter – welche Mitglieder des AZ-Vorstandes sind – zur Verfügung. Auf Landesebene werden die einzelnen Arbeitsgemeinschaften von durch die Mitglieder der Landesgruppe gewählten Delegierten vertreten. Der Obmann und seine Stellvertreter sowie die Gremiumsdelegierten der einzelnen Landesgruppen sind gerne bereit, Fachfragen aller Art zu beantworten. Innerhalb der einzelnen Arbeitsgemeinschaften gibt es spezielle Interessengemeinschaften, deren Aufgabe darin besteht, die Zucht bestimmter Vogelarten/Zuchtformen zu fördern. Arterhaltung durch ZuchtWar die Haltung und Zucht von Tieren, speziell Vögeln früher in erster Linie Selbstzweck zur eigenen Erbauung, so tritt mit zunehmender Umweltzerstörung der Aspekt „Arterhaltung durch Zucht“ bei den nicht domestizierten Vögeln immer mehr in den Vordergrund. Hierzu tragen die Mitglieder der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht (AZ) e. V. auf zweierlei Weise bei. Zum einen decken sie den nicht zu bestreitenden Bedarf an Wildvogelarten durch Nachzuchten und zum anderen beteiligen sich immer mehr auch an sog. Erhaltungszuchtprogrammen für besonders bedrohte Vogelarten. Hierbei unterstützen wir die europäischen Zoologischen Gärten bei ihrer Arbeit in den sog. Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEP).[10] Zwei davon, nämlich das EEP für den Balistar (Leucopsar rothschildi) und für die Socorrotaube (Zenaida graysoni) wurden von der AZ initiiert. Es ist bereits gelungen, Vogelarten durch Zucht in menschlicher Obhut zu erhalten. Artenschutz- und Zucht-Fonds (AZF)Um die Ziele der Arterhaltung nicht nur durch Zucht zu fördern hat die AZ einen eigenen Fonds, den Artenschutz- und Zuchtfonds (AZF), gegründet. Es werden hieraus die folgenden Maßnahmen gefördert:
Beispiele von geförderten Projekten sind u. a. Zuchtvolieren für bedrohte Vogelarten in Zoo Wuppertal, in Kambodscha im Zuchtzentrum der ACCB und das Projekt zum Schutz des Orangehaubenkakadu über die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz.[11] Finanziert wird der Fonds unter anderem von einem Anteil der Mitgliedsbeiträge und Spenden. Über die Vergabe der Gelder entscheidet der Vorstand unter der Einbeziehung des wissenschaftlichen Beirates. Derzeit sind die folgenden Personen im Beirat: Prof. Franz Bairlein, Peter Berthold, Marcellus Bürkle, Norbert Kamphues, Michael Lierz, Claudia Mettke-Hofmann, Theo Pagel und René Wüst. Die AZ ist Mitglied in der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP). AZ Vogelinfo (AZV)Die AZ-Vogelinfo (AZV) ist ein monatlich erscheinendes Mitteilungsblatt für die Mitglieder der AZ mit einer über 100-jährigen Geschichte. Der Name veränderte sich mehrfach und hat in seiner jetzigen Form seit 2009 bestand. In den Gründerjahren von 1920 bis 1927 nutzte die AZ die Fachzeitschrift Gefiederte Welt für ihre Mitteilungen. Das erste eigene Vereins-Organ hieß Vögel ferner Länder, welche von den Jahren 1927 bis 1935 das erste eigene Mitteilungsblatt bis zur Auflösung durch die Gleichschaltung der AZ wurde.[12] Erst als im Jahre 1948 die Gefiederte Welt von Joachim Steinbacher neu gegründet wurde, brachte auch die AZ dort ihre Mitteilungen im Abziehverfahren heraus und das eigene Jahrbuch wurde wieder ins Leben gerufen. Es dauerte bis zum Jahre 1954, dann erst war der Verein wieder finanziell in der Lage, eine eigene Mitgliedszeitschrift im Druck herauszugeben. Am 1. Januar 1954 erschien das erste Heft mit 8 Seiten, davon 3 Seiten Kauf- und Tauschlisten. Zur Jahrtausendwende veränderte sich das Format der AZ-Nachrichten vom A5-, wieder auf das A4-Format. In der letzten Ausgabe des Jahres 1999 betonte der damalige AZ-Präsident Theo Pagel, damit wieder zu den Ursprüngen der „Vögel ferner Länder“ zurückzukehren.[13] Im Vorwort der Januarausgabe 2000 begründete Pagel die Entscheidung ebenfalls damit, dass dies eine von mehreren gewünschten Veränderungen aus einer Mitgliederbefragung unter dem Motto „Was erwarten Sie von der AZ?“ ergeben hätte. Ebenfalls sei der Verein durch die kostenlosen Vogel-Anzeigen an eine „Seitendimension vorgedrungen, die im alten Format der AZ-Nachrichten nicht mehr zu bewältigen war“.[14] Die Covergestaltung änderte sich in der Hinsicht kaum, da die gewohnte grüne Vereins-Farbe gewählt wurde, in der jeden Monat ein Foto verschiedener Vogelarten eingebettet wurde. Mit der Januarausgabe 2004 lösten sich nach fünfzig Jahren die AZ-Nachrichten gänzlich von dem bisherigen grünen Corporate Design und seither ziert das gesamte Cover jeden Monat eine andere Vogelart als Vollbild. Im Jahr 2009 wurde nach 55 Jahren erstmals mit dem Namen der AZ Nachrichten experimentiert. In der Januar- und Februarausgabe 2009 hieß die Zeitschrift „Vögel ferner und europäischer Länder“. Begründet wurde die Namensänderung vom damaligen AZ-Präsidenten Theo Vins damit, dass der ab 1954 gewählte Name vor allem dadurch begründet war, dass überwiegend Vereinsmitteilungen und Kauf- und Tauschlisten in den vergangenen Jahrzehnten ausgetauscht worden wären. Dies hätte sich geändert und der überwiegende Anteil seien nun Fachbeiträge rund um die Vogelzucht, sowie über Freilandbeobachtungen, Reiseberichte und Artenschutzprojekte. Deshalb wurde der Name Vögel ferner und europäischer Länder gewählt, der damit in Tradition der Vorkriegs-Zeitschrift steht und lediglich um zwei Wörter ergänzt werden würde.[15] Die Abkürzung AZN hatte weiterhin in diesem Zeitraum der Wechselphase bestand. Bereits in der Märzausgabe 2009 bekam die Zeitschrift den Namen „AZ-Vogelinfo - aus fernen und europäischen Ländern“. Im Vorwort der Märzausgabe drückte Vins sein bedauern aus, dass der Name geändert werden müsse, da die dwj-Verlags-GmbH Herausgeber einer Zeitschrift mit dem Namen Vögel – Magazin für Vogelbeobachtung wäre und die AZ aufgefordert wurde, eine Unterlassungserklärung im Bezug auf den Haupttitel „Vögel“ abzugeben. Um diesen Rechtsstreit zu vermeiden, wurde sich entschlossen, den Titel ab Ausgabe 3/2009 in AZ-Vogelinfo zu ändern.[16] Ziele und AufgabenDer Vereinszweck ist nach Satzung im Wesentlichen:
Ehrungen und PreiseConsul-Cremer-Preis (CCP)Der nach Carl Hubert Cremer benannte Consul-Cremer-Preis (CCP) wird als höchste Auszeichnung der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht vergeben. Der Preis besteht aus einer Medaille mit dem Porträt von Consul Cremer, dem ehemaligen Präsidenten der AZ und einer AZ-Urkunde. Der Consul Cremer Preis wurde anlässlich der AZ-Jahreshauptversammlung 1959 in Heidelberg ins Leben gerufen.[17] Voraussetzungen für die Vergabe sind:
Die Vergabe des Consul-Cremer-Preis wurde bisher nicht vollständig dokumentiert.[18] Die bisher bekannten Preisträger sind wie folgt vergeben:
Leopold Keidel-PreisDer nach Leopold Kreidel benannte Leopold-Kreidel-Preis (LKP) wird zur Erinnerung an den ehemaligen AZ-Präsidenten jährlich seit 1984 herausgegeben. Man erhält sie für qualifizierte Mitarbeit in der AZ-Vogelinfo. Die Dotierung beläuft sich auf eine Medaille mit dem Porträt von Leopold Keidel, einer Urkunde sowie 500 Euro Preisgeld. Er kann im Jahr auf zwei Personen aufgeteilt werden und soll die Bereitschaft fördern, sich aktiv an der Mitgliedszeitschrift zu beteiligen. Die Vergabe des Leopold-Keidel-Preis wurde entweder nicht vollständig dokumentiert oder jährlich vergeben.[23] Die bisher bekannten Preisträger sind wie folgt vergeben:
Naturschutzpreis (AZNP)Die jährliche Vergabe des AZ-Naturschutzpreises (AZNP) erfolgt für besondere Leistungen im Arten-, Natur- oder Tierschutz. Der Preis besteht aus einer AZ-Urkunde, einer Medaille sowie bis zu 2500 €. Die Vergabe beinhaltet, dass der Empfänger über seine Leistungen in den AZ-Nachrichten vor der Vergabe zu berichten hat. Der Preis wird an natürliche und juristische Personen, Gremien, Vereine/Verbände vergeben werden, die hierfür nicht Mitglied in der AZ sein müssen.[24] Nachwuchspreis (AZNW)Die AZ kann jährlich den AZ-Nachwuchspreis – kurz AZNW – für die hervorragende Jugendarbeit im Rahmen einer AZ-Ortsgruppe, AZ-Landesgruppe oder auf Bundesebene, innerhalb einer AZ-Interessengemeinschaft oder durch ein AZ-Einzelmitglied vergeben. Hierunter versteht man beispielsweise die Aktivitäten einer Jugendgruppe innerhalb einer AZ-Ortsgruppe, Kinder- bzw. Jugendprogramme anlässlich einer Ausstellung, die Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen usw. Diese Ehrung besteht aus einer Urkunde sowie bis zu 1250 € oder Sachpreisen bis zu dieser Höhe. Über die Vergabe entscheidet der AZ-Vorstand § 8.3 der AZ-Satzung und der wissenschaftliche Beirat.[25] Siehe auch
Einzelnachweise
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